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Ein Höllenjob für Monty Fox – Kapitel 5

Ein-Höllenjob-für-Monty-FoxC.C. Slaterman
Ein Höllenjob für Monty Fox
Ein Space-Abenteuer der etwas anderen Art
Kapitel 5
Showdown in Khar Falls

Khar Falls in Real war eine Ansammlung von etwas mehr als einem Dutzend würfelförmiger Metallgebilde, die weit verstreut in einer sonnenverbrannten Ebene lagen. Das Ganze war mit bizarren Felsen garniert und Bodenwellen, von denen manche so tief waren, dass ich unseren Doom-Flieger darin hätte mühelos verschwinden lassen können.

Der Weg dorthin dauerte dank der menschenfeindlichen Natur über eine Stunde. Sechsundachtzig Minuten, um genau zu sein. Eine Zeit, die ziemlich lang sein kann, wenn man gegen einen Wind läuft, der jeden Schritt zur Qual macht. Dennoch verging sie wie im Flug, was hauptsächlich an Farrok lag, der über sich und den Ort einige Dinge zu erzählen wusste, die danach alles in einem völlig anderen Licht erscheinen ließen, jedenfalls für mich.

Als sich die ersten Wohnwürfel aus dem umherwirbelnden Sand herausschälten, wusste ich, dass wir beide so etwas wie artverwandte Seelen waren. Anstand, Ehre und die Unumstößlichkeit eines einmal gegebenen Wortes waren für uns genauso selbstverständliche Dinge wie Essen und Schlafen.

Unsere Meinung über das herrschende System war konform, genauso wie die Abneigung gegen alle Anweisungen, die vom Rat der Förderation kamen.

Je länger wir uns unterhielten, umso mehr konnte ich seine Taten verstehen. Ich selber habe zwar keine Familie, aber ich glaube, wäre ich an seiner Stelle gewesen, ich hätte wahrscheinlich genauso gehandelt.

Im Geiste waren wir wie Brüder.

Wenn Sie jetzt denken, dass wir uns die zurückliegenden, gut anderthalb Stunden durch den Sandsturm hindurch angeschrien hatten, um uns zu unterhalten, muss ich Sie leider enttäuschen.

Obwohl Farrok und seine Truppe in gewissen Dingen technisch nicht gerade üppig ausgestattet waren, hatte er für Miles und mich ein kleines Headset übrig, das uns eine Unterhaltung gewährleistete, ohne dass jemand von uns seine Stimmbänder überstrapazieren musste.

Eigentlich hätte ich mir meinen Atem für den anstrengenden Marsch aufsparen sollen, trotzdem musste ich immer wieder innerlich grinsen.

Wenn ich es richtig verstanden hatte, lebten in Khar Falls ausschließlich Personen, denen unser System so richtig in den Arsch getreten hatte. Einfache, kleine Leute, die der Willkür der Staatsmacht hoffnungslos ausgeliefert waren. Nur mit dem Unterschied, dass sich diese Menschen zur Wehr setzten.

Khar Falls war durch seine Lage und dem Zutun dieser Menschen trotz aller Technologie und Überwachung durch das System immer noch so etwas wie ein weißer Fleck auf der Karte des Merkurs, eine Art rechtsfreie Zone sozusagen.

Kein Wunder, dass Romala alles daran setzte, nicht nur Farrok, sondern auch diesen Ort von der Landkarte zu fegen. Allmählich wurden er und seine Leute mir immer sympathischer.

Als wir auf die Ortsmitte zusteuerten, hatten sich meine Augen an den Sandwind gewöhnt, und so entdeckte ich den Wachposten, dessen Silhouette sich trotz des Tobens der Naturgewalten deutlich von einem der Wohncontainer abhob, als Erster.

Der Mann musste Ohren haben wie ein Luchs oder ein extrem gut funktionierendes Beobachtungsmodul, anders war es nicht zu erklären, dass er uns in dem Toben und Brausen des Windes ausgemacht hatte.

Er hielt ein bulliges Phasergewehr in den Händen, dessen Lauf er ständig hin und her wandern ließ. Als er uns entdeckte, hob er die Hand mit der Waffe und schüttelte sie.

Farrok hob lachend seine Rechte und winkte dem Posten zu.

Ich atmete erleichtert auf.

Die Chance, nach vierundzwanzig Stunden endlich wieder etwas Vernünftiges zum Essen und Trinken zu bekommen, vergrößerten sich mit jedem Schritt, mit dem wir Khar Falls näher kamen.

Gleichzeitig ließ auch der Wind nach. Man konnte endlich wieder die Hand vor Augen sehen.

Ein Umstand, der alle zwei bis drei Stunden passierte.

Ich schnaubte zufrieden, als wir an den ersten Häusern vorbei liefen.

Der Gedanke an eine Schüssel mit heißem Kinnick, eine Art Eintopf, den man auf Merkur seinen Gästen als Zeichen des Willkommens überreichte, ließ meinen Magen zusammenkrampfen.

Himmel, was hatte ich Kohldampf.

Doch dann behauptete sich wieder das alte Sprichwort, dass man den Tag gefälligst nicht vor dem Abend loben sollte.

Im selben Moment, als wir den ersten Würfelcontainer erreicht hatten, durchschnitt ein weißblauer Lichtstrahl die stauberfüllte Luft und bohrte sich in die Brust des Wachpostens.

Der Mann ließ seine Waffe fallen und riss die Arme in die Höhe.

Für einen Moment lag er wie von einer unsichtbaren Riesenfaust gehalten beinahe waagrecht in der Luft und es hatte den Anschein, als könnte er fliegen.

Dann krachte er rücklings zu Boden.

Ich hörte noch, wie Farrok schrie, danach schien die Welt um mich herum zu explodieren.

Die erste Angriffsformation der Space Police kam von Westen, ein halbes Dutzend blau uniformierte Gesetzesvertreter, die auf ihren Flugscheiben einer alles verschlingenden Welle gleich auf die Siedlung zufluteten. Die zweite aus dem Norden, überall tanzten grüne, blaue und rote Lichter durch den aufwallenden Staub und im Süden war die Luft vom Dröhnen schwerer Motoren erfüllt.

Das blassblaue Licht unzähliger Phaser zuckte durch den Ort und das große Sterben begann.

Nachdem das Toben der Sonnenwinde nachgelassen hatte, blieb der Angriff in Khar Falls nicht unbemerkt. Mehrere Bewohner rannten völlig überrascht aus ihren Wohncontainern, fluchten, brüllten und irrten ziellos umher, während die Einheiten der Space Police mit ihren Phasergewehren den Ort erst von der einen Seite, dann von der anderen im wahrsten Sinn des Wortes in Stücke schossen.

Meine Hand legte sich instinktiv auf das Halfter an meiner rechten Seite. Im gleichen Moment, in dem ich ins Leere griff, wurde mir bewusst, dass die Waffe, die sich normalerweise an dieser Stelle befand, seit meiner Gefangennahme im Besitz von Farrok war.

Ich hatte den Gedanken kaum zu Ende gebracht, als mir jemand mit der flachen Hand einen Stoß zwischen die Schulterblätter verpasste, der mich mit dem Gesicht voraus zu Boden beförderte. Als ich protestierend den Kopf heben wollte, registrierte ich, dass Miles neben mir lag.

»Unten bleiben und Schnauze halten, verdammte Scheiße! Sonst sind wir beide schneller tot, als ein Pfaffe Amen sagen kann.«

Ich nickte und steckte mein Näschen in den Dreck.

Trotzdem beobachtete ich Dinge, die selbst mir den Magen umdrehten.

Da war jener Mann, der, nur mit einem Schraubenschlüssel bewaffnet, hinter einem Polizisten auf dessen Flugscheibe sprang und von einem Phaserstrahl getroffen wurde, noch bevor er seine primitive Waffe benutzen konnte.

Und dann die Frau, die mit einem Kind auf den Armen so schnell, wie sie konnte, von einem Haus zum anderen rannte und dabei geradewegs in die Lichtbahn eines Phasers lief.

In ihrem Kopf war plötzlich ein riesiges Loch und ihr Körper rannte noch ein paar Schritte weiter, bevor sie stolperte und stürzte und das Kind über den Sandboden schlitterte. Ich sah noch, wie die Flugscheibe eines Polizisten auf das schreiende Kind zujagte. Dann wandte ich den Kopf ab, als der Stahl der Scheibe seinen Schädel zermatschte.

Aber damit war das Chaos noch lange nicht zu Ende, im Gegenteil, es wurde noch verrückter.

Um mich herum orgelten die Sonnenwinde, Männer, Frauen und Kinder starben und Khar Falls schmolz im Feuer der Phaser allmählich dahin.

Plötzlich hielt mir jemand eine Waffe unter die Nase.

Meine Waffe!

Vier Kilo brüniertes Metall mit einem zehn Schuss großen Patronenlager vom Kaliber 600 S& W Magnum.

Als ich mein Baby wieder in den Händen hielt, besserte sich meine Laune um mindestens fünfzig Prozent. Nachdem ich festgestellt hatte, dass sie auch noch geladen war, wurde ich fast euphorisch.

Ich musste nicht lange überlegen.

Ich hob denn sechseckigen, fast zwölf Zoll langen Lauf, zielte und krümmte den Finger um den Abzug.

Go ahead, make my day!

Mein Knaller krachte zweimal, und obwohl um mich herum ein beinahe unbeschreiblicher Lärm herrschte, konnte ich deutlich hören, wie beide Kugeln in den Bauch eines heranjagenden Space Policeman einschlugen.

Ich wurde ob meiner prähistorischen Kanone oft belächelt.

Im Zeitalter von Laser, Coinguns und FN Gen-Phaser wirkte mein Colt technisch gesehen wie Steinzeit. Aber spätestens nach dem zweiten Schusswechsel erstarrten die Gesichter jener, die mich bis dahin belächelt hatten.

Während die Anzeige des Energiemoduls ihrer Hightech-Waffen gegen null tendierte, fingerte ich aus meinem Gürtel lediglich neue Patronen, um weiter mitspielen zu können.

Ich drehte den Kopf und grinste.

Farrok bleckte die Zähne.

»Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann.«

Ich starrte zuerst auf meinen rauchenden Colt und dann auf ihn. »Was wäre gewesen, wenn ich in die andere Richtung gezielt hätte?«

Farroks Grinsen wurde eine Spur breiter. »Mikal hätte sich gefreut!«

Meine Blicke folgten der Richtung, in die sein Daumen zeigte.

Dann musste ich schlucken.

Mikal war niemand anderes als jener Giftzwerg, der uns bereits bei unserem ersten Zusammentreffen liebend gerne zu unseren Ahnen geschickt hätte, wäre da nicht Farrok gewesen. Sein Gekeife, mit dem er uns nach unserer Gefangennahme belegt hatte, klang noch immer in meinen Ohren. Auch jetzt legte er einen Blick an den Tag, mit dem man normalerweise kleine Kinder erschrecken konnte. Es war ihm deutlich anzusehen, wie sein Zeigefinger, den er um den Abzug seines Phasers gelegt hatte, förmlich zuckte.

Ich nickte Farrok zu, spuckte zu Boden und holte mit meiner vorsintflutlichen Taschenkanone einen weiteren Uniformierten von seiner Flugscheibe.

Inzwischen war auch die Einwohnerschaft von Khar Falls nicht untätig geblieben.

Sie erwiderten das Feuer.

Die Space Policemen warfen sich in Deckung, nachdem zwei weitere von ihnen von den Flugscheiben gefallen waren.

 

***

 

»Diese Schweine, woher wussten sie, dass wir …«

Farrok winkte müde ab. Der Blick aus seinen Augen war so leer und trostlos wie der eines Mannes, der soeben erfahren hatte, dass seine Zeit abgelaufen war.

»Es ist alles meine Schuld. Ich hätte euch nicht nur die Waffen, sondern auch die K-Phones wegnehmen müssen. Dann hätten sie uns niemals orten können.«

Ich schluckte, als ich die Tränen in seinen Augen sah, während er seine Stiefelspitze unter den Brustkorb eines seiner gefallenen Kameraden schob und ihn auf den Rücken drehte.

Sogar Miles, dessen Vokabular sich hauptsächlich auf »Fick dich«, »Scheiße« und »Arschloch« beschränkte, schwieg für einen Moment betroffen.

Eine unwirkliche Stille lag über Khar Falls.

Wir hatten den Angriff der Space Police zurückgeschlagen, aber der Blutzoll war hoch.

Ich fragte mich gerade, was Farroks Männer wohl dazu sagen würden, als ich vor mir die reglos ausgestreckte Gestalt eines Space Policeman ausmachte, die plötzlich von unwirklichem Leben erfüllt wurde. Jedenfalls erhob er sich vom Boden, obwohl er über und über mit Blut besudelt war, und richtete sein Phasergewehr auf uns.

Eine Sekunde später raste eine blauweiße Flamme auf mich zu und rüttelte an der rechten Seite meines Hemdes, das offen über meinem Oberkörper hin und her schwang. Ich trug meine Hemden alle auf diese Art. Seit ich vor acht Jahren mit dem Rauchen aufgehört hatte, wurden die Rettungsringe um meinen Bauch immer größer.

Anfangs fand ich den Spruch, dass sich dadurch meine erotische Nutzfläche vergrößerte, noch lustig, in der Zwischenzeit wusste ich aber, dass ich schlicht und einfach fett wurde.

Wie dem auch sei, jedenfalls bohrte sich das Phaserlicht neben mir so dicht durch den Stoff meines Hemdes, dass ich das Gefühl hatte, meine Haut stand an dieser Stelle in Flammen.

Meine Begleiter hatten nicht so viel Glück.

Waco Miles griff sich an den Oberschenkel und begann lauthals zu fluchen, während Farrok leise seufzte und zu Boden sank.

Ich blickte zu Farrok, brüllte und hob meinen Colt.

Dann schoss ich dem Polizisten solange Kugeln in die Brust, bis der Hammer auf eine leere Kammer fiel.

Fortsetzung folgt …