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Ein Höllenjob für Monty Fox – Kapitel 4

Ein-Höllenjob-für-Monty-FoxC.C. Slaterman
Ein Höllenjob für Monty Fox
Ein Space-Abenteuer der etwas anderen Art
Kapitel 4
Kalte Rache schmeckt am besten

Ich setzte den Doom so weich wie eine Feder in der weiten Ebene des Caloris Beckens auf. Der Zeitpunkt unserer Landung hätte nicht besser sein können. Es war die Stunde, in der die unangenehmen Sonnenwinde aussetzten und man sich bedenkenlos im Freien aufhalten konnte.

Ein Umstand, der für mich immens wichtig war. Ich wusste nicht, was uns in der Siedlung erwartete, und deshalb war es mir lieber, wenn ich mich der Ortschaft zu Fuß nähern konnte, was bedeutend unauffälliger war als mit dem Shuttle.

Wenn ich dem Navigationssystem Glauben schenken durfte, lag Khar Falls keine Meile südlich von uns. Eine Strecke also, die mühelos zu bewältigen war, bevor die Winde wieder an Stärke gewannen.

Es erübrigt sich wohl zu erwähnen, dass Miles von der Idee, den Flieger zu verlassen, restlos begeistert war.

Wir waren keine zehn Minuten unterwegs, als ich irritiert stehen blieb.

Ich konnte meinen Kopf drehen und wenden, wie ich wollte, aber nirgendwo war eine menschliche Ansiedlung oder ein Raumhafen zu sehen.

Rings um uns herum gab es nichts als Sand, Staub und eine zerklüftete Hügellandschaft, deren verwittertes Gestein glitzerte, als hätte sie jemand erst vor wenigen Sekunden mit Kupfersulfat angestrichen.

Wo zur Hölle waren wir hier?

Als ich meinen Blick fragend auf Miles richtete, zuckte dieser nur mit den Achseln.

»Ich verstehe das auch nicht. Das Computersystem hat doch bisher einwandfrei funktioniert. Khar Falls kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben.«

Miles hatte recht, das konnte nicht sein. Also blickte ich mich noch einmal um und musterte die Hügel etwas genauer. Aber so sehr ich mich auch anstrengte, auf keinem von ihnen war irgendein Anzeichen von Leben zu entdecken.

Dafür entdeckte ich zu meinen Füßen etwas anderes.

In dem Moment, in dem ich mich vorbeugte, um die Sache etwas genauer in Augenschein zu nehmen, hatte ich das Gefühl, als ob etwas Kaltes über meine Wirbelsäule strich.

Instinktiv legte ich die Rechte auf den Griff meiner Waffe.

Vor mir, im Wüstensand, war deutlich eine menschliche Hand zu erkennen, die aus dem Sand heraus zu wachsen schien. Ich erstarrte und Miles, der meinen Blicken gefolgt war, ebenfalls. Sekundenlang glotzten wir beide wie gebannt auf den Arm und bewegten uns keinen Millimeter von der Stelle.

Aber dafür bewegte sich etwas anderes.

Vor, neben und hinter uns schien sich der Boden zu öffnen und mindestens ein Dutzend schwarz gekleidete Gestalten auszuspucken. Gleichzeitig tauchte wie aus dem Nichts etwa die gleiche Anzahl dieser Gestalten zwischen den umliegenden Hügeln auf.

Damit erübrigte sich mein Grübeln, wer die Gestalten wohl eingegraben hatte.

Dann waren die Vermummten heran und umzingelten uns.

Die Waffen, die sie in den Händen hielten, waren ziemlich primitiv, aber das spielte keine Rolle, so nahe, wie sie inzwischen herangekommen waren. Bei einer Distanz von einer Elle konnte selbst eine Stricknadel tödlich sein.

Bevor wir einmal blinzeln konnten, waren Miles und ich entwaffnet.

Danach grunzte jemand einen barschen Befehl und die Vermummten setzten sich, ohne viele Worte zu verlieren, mit uns in der Mitte in Bewegung. Im Gänsemarsch zogen wir den Hügeln entgegen. Wir wurden nicht gefesselt, angesichts einem Zahlenverhältnis von zwölf zu eins war das aber auch nicht nötig.

»Wo bringen die uns wohl hin?«, flüsterte Miles, nachdem wir inzwischen fast eine Meile zurückgelegt hatten.

»Keine Ahnung«, flüsterte ich zurück. »Aber davon recht viel.«

Miles lachte. »Weißt du, wie ich mich gerade fühle?«

Ich nickte.

Dann klopfte mir einer der Schwarzgekleideten mit einem Gewehrlauf auf die Schulter und ich beschloss, damit aufzuhören, witzig sein zu wollen.

Zwei Meilen später steuerten wir einen quadratischen Felsenhügel an, auf dessen Kuppe sich mehrere verkrüppelte Pflanzen duckten. Als wir den Klotz umgangen hatten, schälten sich vor uns die Umrisse einer Siedlung aus dem aufwirbelnden Wüstensand.

Die Sonnenwinde hatten inzwischen wieder an Kraft gewonnen und warfen uns eine rote Staubschicht nach der anderen entgegen. Wir erreichten Khar Falls, bevor die Sandstürme ihren Höhepunkt erreichten. Danach ging alles sehr schnell.

Raue Hände packten mich und schleiften mich auf einen würfelförmigen Metallcontainer zu. Bevor ich etwas sagen konnte, wurde die Tür des Containers aufgerissen und man warf mich wie einen leeren Kartoffelsack hinein. Einen Moment lang hatte ich das Gefühl zu fliegen. Ich hörte noch, wie Miles zu fluchen begann, dann knallte ich mit dem Kopf voraus gegen eine der Metallwände.

 

***

 

Als ich wieder erwachte, war es entweder dunkel oder ich war blind.

Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis ich sicher sein konnte, dass ersteres der Fall war.

Ich lag auf dem Rücken.

Soweit ich es in Erinnerung hatte, war ich hier aber bäuchlings hereingeflogen, also hatte mich jemand umgedreht.

Eine Stimme aus dem Nichts, die ich nur allzu gut kannte, beantwortete die Frage.

»Willkommen unter den Lebenden!«

Ich drehte den Kopf nach links, aber statt einer Antwort wurde ich das los, was sich noch in meinem Magen befand. Danach fühlte ich mich besser, wenn auch nur ein wenig.

»Mahlzeit!«

Waco Miles besaß das Gemüt eines Fleischerhundes. Trotzdem schien ihm mein Zustand nicht gleichgültig zu sein, wie mir seine nächste Frage zeigte.

»Alles okay?«

Ich stemmte mich in die Höhe, damit ich Miles sehen konnte, ohne die Augen zu verdrehen, was lediglich eine weitere Kotzattacke ausgelöst hätte.

»Abgesehen von meinem Schädel schon. Hast du irgendeine Ahnung, was hier abgeht?«

»Nein und das beunruhigt mich.«

Seiner Miene nach zu urteilen, hatte Miles noch einige andere Bemerkungen parat, die er aber verschluckte, als ein seltsames, scharrendes Geräusch zu hören war.

Irgendjemand schob draußen einen Riegel zurück.

Kurz darauf schwang die Tür unseres Containers auf und gab den Blick auf drei dunkle Gestalten frei. Fahles Mondlicht spiegelte sich auf dem Metall ihrer Phaser, deren kreisrunde Mündungen genau auf unsere Köpfe zeigten.

Der vorderste der schwarz Gekleideten gab uns mit einer knappen Geste seiner Waffe zu verstehen, dass wir uns an die rückwärtige Wand begeben sollten. Als wir gehorchten, hielt er uns solange mit dem Phaser in Schach, bis auch seine Begleiter den Raum betreten hatten.

Danach schloss der kleinere von beiden die Tür, betätigte den Lichtschalter und brummte etwas, dass alles andere als freundlich klang.

Gleichzeitig nahmen alle drei ihre Gesichtsmasken ab.

»Ich hoffe, wir haben euch mit unseren dunklen Masken nicht erschreckt, aber es gibt nun mal keinen besseren Schutz gegen den Staub, den die Sonnenwinde aufwirbeln, als diese dunklen Tücher aus dem Garn der Felsenraupe.«

Der Sprecher, es war der Mann, der uns am nächsten stand, zuckte beinahe entschuldigend mit den Schultern.

Miles starrte das Trio finster unter seinen zusammengezogenen Brauen an und polterte los, noch bevor ich es verhindern konnte.

»Warum habt ihr euch dann in den Wüstensand eingegraben, uns überfallen und wie Verbrecher behandelt, wenn ihr angeblich so um unser Wohlergehen besorgt seid?«

Der Kleine an der Tür antwortete. Er sprach ziemlich schnell. Merkur-Slang, jedenfalls vermutete ich so etwas.

Das Ganze hörte sich wie das heisere Bellen eines Hundes an und ich verstand nur Bahnhof. Dem Klang seiner Stimme nach war der Typ höllisch verärgert, und zwar über uns, wie ich seiner Mimik unschwer entnehmen konnte. Als er kurz davor war überzuschnappen, hob der Mann, der uns zuerst angeredet hatte, die Hand.

»Genug jetzt!«

Danach war Ruhe im Karton.

Der Sprecher musste sich mir nicht extra vorstellen, ich wusste auch so, dass es Farrok war.

Während ich ihn eingehender betrachtete, stellte ich fest, dass er keineswegs so dämonisch wirkte, wie Romala und andere staatliche Institutionen immer behaupteten, sondern eher ziemlich durchschnittlich. Er hatte eine leicht gekrümmte Nase, schmale Lippen und ein kantiges Kinn, dazu war er nur mittelgroß und besaß dunkles, volles Haar. Das einzig Dämonische oder eher gesagt Bemerkenswerte an ihm waren seine Augen. Dunkel, glutvoll, fanatisch, wie die jener Despoten, die im zwanzigsten Jahrhundert auf unserer alten Erde die Menschheit geißelten. Wenn sie sich die alten Bilder von Stalin, Hitler und Pol Pot ansehen, wissen Sie, was ich meine.

Bevor Sie sich fragen, wie ich zu diesem Vergleich komme: Die Geschichte unserer ehrwürdigen Mutter Erde ist ein Hobby von mir.

Leute aus meinem Metier leben größtenteils allein, ergo muss man sich an den einsamen Abenden mit irgendetwas beschäftigen. Nur saufen oder mit der nächstbesten Tusse in die Kiste springen ist auf die Dauer nicht das Gelbe vom Ei. Man bekommt zittrige Hände und schlechte Kondition, beides tödlich in unserer Branche.

Dann doch lieber etwas Geschichte pauken, was zudem auch den Vorteil hat, dass man bei Vertragsverhandlungen sein Gegenüber hin und wieder mit Fachwissen überraschen kann. Manchmal so sehr, dass es den Abschluss eines Kontraktes wesentlich beschleunigt.

»Sie müssen das schlechte Benehmen meines Freundes verstehen. Das, was wir über euch in Erfahrung gebracht haben, ist nun mal nicht dazu geeignet, euch mit Hurra-Rufen zu empfangen.«

Ich wurde hellhörig. »Soso, was hat man denn so alles über uns gehört?«

Farrok lächelte höflich. Aber es war ein kaltes Lächeln. Er bewegte lediglich seine Lippen, seine Augen erreichte es nicht.

»Ihr Name ist Monty Fox, Sie sind Kopfgeldjäger, wenn meine Informationen stimmen. Der Typ mit der breiten Heldenbrust da neben Ihnen ist Waco Miles, Lieutenant der Space Police und das beste Pferd im Stall von Codden Romala, auch wenn der gelbe Zwerg ständig etwas anderes sagt. Mein Name ist Xa Farrok, der Mann, der es gewagt hat, ihm und einer staatlichen Behörde in den Arsch zu treten. Muss ich noch weiter reden?«

Musste er nicht, die Fronten waren klar abgesteckt. Auch wenn mich seine Meinung über Miles gelinde gesagt etwas überraschte.

Aber eine Frage hatte ich noch.

»Und wie soll es jetzt weitergehen?«

»Das liegt an euch beiden.«

Mein Gesichtsausdruck wäre wahrscheinlich derselbe gewesen, wenn in diesem Moment vor mir ein achtbeiniger Hund meinen Weg gekreuzt hätte. Aber Farrok hatte nicht die Absicht, mich dumm sterben zu lassen. Seine Erklärung folgte auf dem Fuß.

»Ich kann euch den Aufenthalt bei uns so angenehm wie möglich gestalten, ich kann aber auch dafür sorgen, dass ihr bei uns die Hölle erlebt. Das liegt ganz bei euch. Also, wie wollt ihr es, auf Augenhöhe oder auf die harte Tour?«

»Was habt ihr mit uns vor?«

»Das weiß ich im Moment selber noch nicht so genau, aber wenn es dich beruhigt, umbringen gehört nicht dazu.«

Der Stein, der mir danach vom Herzen fiel, war garantiert bis nach Merkur City zu hören.

»Bei jedem anderen Befehlshaber der exekutiven Vollzugsorgane der Förderation hätte ich euch als Geiseln genommen, aber nicht bei Romala. Der Drecksack würde euch, ohne mit der Wimper zu zucken, über die Klinge springen lassen.«

»Das wird er auch dann tun, wenn Sie mit dem Gedanken spielen, uns wieder laufen zu lassen«, warf Miles ein.

»Ich weiß, deshalb muss ich mir auch genau überlegen, was ich mit euch anfange. Auf keinen Fall aber etwas, was diesem Scheißkerl in die Karten spielt. Romala soll schwitzen, bevor er meine Rache spürt.«

»Beim Direktor des Instituts für Petrologie und seinem Stellvertreter hast du dir damit nicht so viel Zeit gelassen. Warum bei Romala?«

Neugierig, wie ich nun einmal war, wollte ich es jetzt genau wissen.

»Das hat seine Gründe. Einer davon ist, dass Rache bedeutend besser schmeckt, wenn sie kalt geworden ist. Aber genug davon, jetzt bringen wir euch zuerst einmal nach Khar Falls.«

Farrok hatte kaum ausgeredet, als er und seine Begleiter damit anfingen zu grinsen. Als ich zu Miles hinüberblickte, wusste ich auch, warum. Ich hatte selten einen dämlicheren Gesichtsausdruck als den seinen gesehen.

Allerdings gehörte nicht viel Fantasie dazu, um sich vorzustellen, dass ich genauso blöde aus der Wäsche glotzte.

»Wie? Was jetzt? Ich denke, wir sind bereits in Khar Falls.«

»Wenn es so wäre, würde ich längst nicht mehr unter den Lebenden weilen. Das hier …«, sagte Farrok und machte eine weit ausholende Handbewegung, »… ist alles nur Tarnung. Bis auf den Container, in dem wir uns befinden, ist der Rest nur Attrappe. Zusammen mit den Sonnenwinden und einigen technischen Spielereien wie computergesteuerte Hologramme und Lichteffekte können wir jedem Besucher des Sektors Dinge vorgaukeln, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt.«

Also deshalb unser planloses Herumirren nach der Landung. Unsere Systeme waren alle in Ordnung, sie waren lediglich auf Farroks Täuschungsmanöver hereingefallen. Allmählich begann ich zu verstehen, warum Romalas Einheiten ständig den Kürzeren zogen.

Dank seiner geologischen Beschaffenheit und Farroks Trickkiste war dieser Sektor selbst für den hoch technisierten Polizeiapparat ein Buch mit sieben Siegeln. Kein Wunder also, dass Romala diesmal auf technischen Schnickschnack verzichtete und stattdessen zwei alte Knochen wie Miles und mich auf die Sache ansetzte, die in ihrem kleinen Finger mehr Erfahrung und Wissen besaßen als eine ganze Kompanie Space-Policemen, die gerade frisch von der Polizeiakademie kamen.

Fortsetzung folgt …