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Slatermans Westernkurier 07/2016

Duell-zwischen-Andrew-Jackson-und-Charles DickinsonAuf ein Wort, Stranger, oder auch auf zwei, oder drei, denn das Leben und Wirken dieser Westernlegende ist mehr als nur eine Kolumne wert.

Sie trafen sich kurz nach dem Morgengrauen in einem kleinen Pappelwäldchen nahe dem Red River in Kentucky.

Die beiden Männer waren am Tag zuvor mit ihren Sekundanten nach Norden geritten, da in Tennessee Duelle unter Strafe standen. Zwar war das Auge des Gesetzes nicht überall, aber beide Duellanten gehörten dem Berufsstand des Rechtsanwaltes an und mussten deshalb die Vorschriften einhalten, um ihre Zukunft nicht zu gefährden.

Der Herausforderer hieß Andrew Jackson, 39 Jahre alt, groß und hager. Sein Gegner war Charles Dickinson, 27, ein Dandy, aber auch ein Meisterschütze.

Er war es auch, der den Streit vom Zaun gebrochen hatte. Erst beleidigte er Jacksons Frau, dann beschimpfte er ihn in einem Zeitungsartikel als Schurken, nichtswürdigen Lumpen und Feigling. Der eigentliche Auslöser dieses Duells, das nur einer von ihnen überleben konnte, war ebenso banal wie kindisch.

Jacksons Pferd Truxton hatte das Pferd von Dickinsons Schwiegervater in einem mit 3.000 Dollar dotierten Rennen geschlagen.

Als sich die beiden Kontrahenten gegenüberstanden, proklamierten die Sekundanten noch einmal die althergebrachten Regeln.

»Entfernung acht Meter, die Gegner stehen einander mit senkrecht nach unten gehaltenen Pistolen gegenüber. Es wird nur der Befehl ›Feuer‹ gegeben. Sollte einer der Duellanten feuern, bevor das Wort ausgesprochen ist, verpflichten wir uns, ihn sofort zu erschießen.«

Obwohl er nur ein mittelmäßiger Schütze war, neigte Jackson dazu, keiner Duellforderung aus dem Weg zu gehen. Diesmal hatte er beschlossen, seinen Gegner bewusst als Ersten feuern zu lassen. Er hatte am Abend zuvor in Millers Tavern ein üppiges Mahl verzehrt, hatte noch bis nach zehn Uhr auf der Veranda geplaudert und so tief geschlafen, dass es einige Mühe kostete, ihn zu wecken.

Die Pistolen mit 23 Zentimeter langen Läufen und Kugeln vom Kaliber .70 gehörten Jackson.

Dickinson hatte die erste Wahl.

Die beiden Männer traten auf das Feld hinaus und nahmen Aufstellung.

Jacksons Sekundant, ein früherer Offizier namens Thomas Overton, rief: »Sind Sie bereit, meine Herren?«

»Bereit«, sagte Dickinson.

»Bereit«, sagte Jackson.

»Feuer!«, rief Overton.

Blitzschnell nahm Dickinson seine Waffe hoch.

Ein dumpfer Knall zeriss die Stille des Pappelwäldchens und von Jacksons Rock, der so schief von seiner hageren Gestalt herabhing, dass Dickinson sich täuschen ließ und das Herz seines Gegners um fünf Zentimeter verfehlte, löste sich ein Staubwölkchen, das rasch in der kalten Morgenluft zerfaserte.

Jacksons Hand zuckte automatisch hoch, fiel dann aber wieder an seine Seite zurück.

»Großer Gott«, murmelte Dickinson entsetzt und wich zurück. »Habe ich ihn etwa verfehlt?«

Statt einer Antwort schwenke Overton die Waffe.

»Zurück auf Ihren Platz, Sir!«, sagte er kühl und nahm seine Pistole hoch.

Dickinson schluckte, trat vor und verschränkte die Arme.

Jackson richtete sich auf, hob seine Pistole und spannte den Hahn.

Das Klicken des Mechanismus war nicht zu überhören.

Er zielte, ließ die Waffe wieder sinken, zielte ein zweites Mal und feuerte. Die großkalibrige Kugel bohrte sich in Dickinsons Eingeweide und schleuderte ihn zu Boden. Wenige Stunden später war er tot. Ohne ihn eines Blickes zu würdigen, ging Jackson aufrecht zu seinem Pferd zurück. Erst, als er aufsitzen wollte, bemerkte sein Arzt, dass der linke Schuh seines Freundes voller Blut war.

»Ach ja«, sagte Jackson. »Ich glaube, er hat mich ein wenig angekratzt, aber reden wir nicht mehr davon.«

Das Ganze war eine kolossale Untertreibung. Er lächelte dabei, obwohl die Kugel nahe seinem Herzen steckte und er immense Schmerzen verspüren musste.

Diese Kugel verblieb übrigens bis zu seinem Tod in seinem Körper.

 

***

 

Andrew Jackson wurde am 15. März 1767 in Waxhaws, damals ein umstrittenes Gebiet zwischen North und South Carolina, geboren. Seine Eltern waren zwei Jahre zuvor aus Carrickfergus, was im heutigen Nordirland liegt, emigriert. Andere Quellen sprechen davon, dass die Familie Schotten aus Ulster waren, wieder andere, dass sie schottisch-irische Farmer waren. Seine Herkunft ist also etwas vage. Fakt aber ist, dass sein Vater, Andrew Jackson Senior, zwei Monate vor seiner Geburt im Alter von 37 Jahren verstarb. Da der Sohn nach dem Willen der Familie zunächst für ein geistliches Amt bestimmt war, genoss er eine hervorragende Schulbildung. Doch durch den Unabhängigkeitskrieg war dies ab seinem zehnten Lebensjahr nicht mehr möglich. 1781 geriet er mit seiner Mutter und seinen zwei Brüdern in britische Gefangenschaft. Einer seiner Brüder überlebte das Martyrum nicht, genauso wie seine Mutter Elizabeth Betty Hutchinson, die im November desselben Jahres verstarb.

So ward Jackson bereits mit 14 Jahren Vollwaise. Er besaß nichts außer einem Stück Land in Waxhaws, das ihm seine Eltern überlassen hatten, und jenen schottisch-irischen Dialekt seiner Heimat, der seine Sprache bis ans Ende seiner Tage beherrschte, wenn er in Erregung geriet oder wütend wurde.

Trotz des frühen Tods seiner Eltern war der Junge aber nicht allein. Die Verwandtschaft war zahlreich, allein vier Schwestern seiner Mutter waren mit Männern in Waxhaws verheiratet, von denen einer, James Crawford, sogar eine Getreidemühle und jede Menge Sklaven besaß.

Aber Andrew hatte schon vor dem Tod seiner Eltern ein ziemlich unabhängiges Leben geführt und scherte sich demzufolge nicht groß um seine Onkeln und Tanten.

Mit zwölf war er ein Meister in Hahnenkämpfen, kämpfte in der örtlichen Miliz gegen die Briten und wurde mit vierzehn von britischen Dragonern gefangen genommen und in ein britisches Gefängnis geworfen.

Als ihm der diensthabende Offizier befahl, seine Stiefel zu putzen, erwiderte Jackson selbstbewusst: »Sir, ich bin Kriegsgefangener und verlange, als solcher behandelt zu werden.«

Der Offizier wurde wütend ob der Antwort, zückte seinen Säbel und schlug zu.

Die Klinge trennte ihm die linke Hand bis auf den Knochen durch und hinterließ auch auf seiner Stirn eine unübersehbare Narbe.

Diese Tat sollte das britische Weltreich teuer zu stehen kommen.

Jackson vergaß sie nie und nährte viele Jahre einen tödlichen Hass auf England und alle Engländer. Ein Hass, der mit dazu führte, dass England den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg verlor.

Soviel zu Jacksons Jugend.

Die Kolumnen Jackson und der Unabhängigkeitskrieg und Jackson, der Präsident folgen in Kürze.

In diesem Sinne bis demnächst

Euer Slaterman

Quellennachweis:

  • Der Weg nach Westen, Paul O’Neil in der Time Life Bücherreihe Der Wilde Westen
  • H. J. Stammel, Der Cowboy von A bis Z
  • Andrew Jackson Biographical Information
  • bioguide.congress.gov