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Eva Ehley – Engel sterben

Engel-sterbenEva Ehley – Engel sterben

Es ist Hochsommer auf der deutschen Nordseeinsel Sylt. Die Hitze staut sich, und nacheinander werden die drei Mädchen Ann-Kathrin, Paula und Lise entführt. Die Polizei um die Kommissare Sven Winterberg und Silja Blanck sucht fieberhaft überall auf der Insel nach den Mädchen. Schließlich fordern die Beamten der Insel Verstärkung und technische Hilfe vom Festland an. So bekommen die Sylter Polizisten zum Beispiel Verstärkung durch Hauptkommissar Bastian Kreuzer aus Flensburg.

Während die Suche nach den entführten Mädchen intensiviert wird, engagiert ein reicher Erbe namens Markus Rother Mona Hofacker, eine Immobilienmaklerin, für den Verkauf einer mehrere Millionen Euro teuren Wattvilla, die er soeben geerbt hat. Mona will sich dieses gute Geschäft, bei dem sicherlich für sie selbst zigtausend Euro Provision abfallen werden, nicht entgehen lassen. Deshalb versucht sie mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln, diesen Auftrag von Rother zu bekommen.

Trotz aller Bemühungen der Polizei werden die Mädchen nicht gefunden. Einzig die Kleidung des ersten Opfers findet man bei einer Suchaktion in einer Sandkuhle in den Dünen vergraben, und die Suchenden vermuten nun das Schlimmste. Sie denken nämlich, der Entführer habe das Mädchen entkleidet und missbraucht und sich danach nicht mehr die Mühe gemacht, es wieder anzuziehen, weil …!

Aber die Leichen der Mädchen werden ebenfalls nicht gefunden. Schließlich gerät ein trunksüchtiger ehemaliger Starreporter, Fred Hübner, in den Fokus der Ermittler. Er hat früher über die Reichen und Schönen der Insel geschrieben, zum Teil sogar für den Spiegel, ist inzwischen aber heruntergekommen und wohnt in einem maroden Gartenhaus zur Miete. Da er den Eltern von Ann-Kathrin auf deren erster Suche nach ihrer Tochter begegnet ist und zudem seine Fußspuren in der Sandkuhle sichergestellt werden können, in welcher ihre Kleidung vergraben war, gehört er sofort zum Kreis der Verdächtigen, ja, er ist sogar zunächst der Hauptverdächtige.

Endlich jedoch muss man ihn wieder laufenlassen, da erwiesen ist, dass er nicht der Täter sein kann. Auf der Suche nach der ganz großen Story, zum Beispiel im Zusammenhang mit den Entführungen, kreuzt er jedoch den Weg der Ermittler noch mehrmals.

Unterdessen lässt Anja Winterberg, die Frau des Polizisten, ihre kleine Tochter Mette aus Versehen allein, ein Mädchen im selben Alter und mit ähnlichem Aussehen wie die entführten Kinder. Die Kleine ist plötzlich verschwunden, und die Mutter sucht überall nach ihr. Sie befürchtet schon das Schlimmste, als ihr ein fremder Mann, der sich in einer Einkaufsstraße aufhält, den entscheidenden Tipp gibt, wo sie ihre Tochter finden kann. Überglücklich schließt sie ihr Kind in die Arme und beschließt, es nie wieder ohne Aufsicht zu lassen, bis der Entführer gefasst ist. Auch ihr Mann Sven pflichtet ihr bei, was diese Sache angeht und ist auch bereit, sich selbst um Mette zu kümmern, wenn Anja es einmal nicht kann.

Und dann stellt sich heraus, dass Mette offensichtlich die Entführung von Lise beobachtet hat! …

Eva Ehley breitet vor dem Leser ein komplexes Geflecht von Handlungssträngen um die Entführung der drei Mädchen aus. Dabei berichtet sie aus vielen verschiedenen Perspektiven über die Dinge und ist in der Lage, den psychischen Zustand aller handelnden Personen sehr genau und meines Erachtens auch sehr treffend zu schildern.

So kennt sie sich nicht nur mit der Psyche einer betroffenen Mutter oder deren kleiner Tochter aus, sondern auch mit der einer Kommissarin, eines Hauserben oder eines Alkoholikers, der alles verloren hat, was er einmal hatte.

Die Autorin zeichnet all diese Personen bis ins Detail glaubwürdig und schafft dadurch eine psychologisch meisterhafte Geschichte, die den Leser bis zuletzt gefangen nimmt und bestens zu unterhalten vermag.

Die Lösung, die die Verfasserin schließlich anbietet, kommt sehr überraschend. Das wahre Motiv des Täters ist bis zum Ende ein Rätsel, das erst in den letzten Kapiteln gelüftet wird, und auch die Person des Täters bleibt deshalb bis zum Schluss geheim. So versteht der Leser auch erst am Ende des Romans, warum die entführten Mädchen so spurlos verschwinden konnten und warum es dem Entführer gelingen konnte, sie so unauffällig mitzunehmen und zu verstecken, dass fast niemand merkte, was da geschah.

Zudem beschreibt Eva Ehley die Landschaft und Orte auf der Insel Sylt sehr genau und erzählt dem Leser einige interessante Dinge über die Feriengäste und Einheimischen.

Fazit:
Die Autorin beschreibt in Engel sterben psychologisch sehr eindrucksvoll einen Entführungsfall um drei kleine Mädchen. Sie fesselt dabei den Leser bis zum Schluss und überrascht durch ein ausgesprochen ungewöhnliches, aber psychologisch denkbares Ende. Ich möchte dem Leser diesen Krimi empfehlen, könnte mir aber durchaus vorstellen, dass er nach dieser Lektüre sein eigenes Urlaubsidyll kritischer sieht, auch wenn es sich dabei nicht um die Insel Sylt handeln sollte.

Eva-EhleyDie Autorin

Die Autorin, die unter dem Pseudonym Eva Ehley veröffentlicht, ist ausgebildete Katechetin beziehungsweise Religionslehrerin, die im kirchlichen Auftrag Religionsunterricht erteilen darf. Sie ist in Berlin geboren und verbrachte viele Sommer auf Sylt. Nach einem Studium der Literaturwissenschaften begann sie damit, Kriminalromane zu verfassen. Sie lebt mit Mann und Kindern in Norddeutschland.

Quellen:

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung der Fischer Verlage.
  • Autorin: Eva Ehley. Foto: mbs. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung der Fischer-Verlage.

(ww)