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The Shannara Chronicles – Die komplette 1. Staffel

The-Shannara-Chronicles-Staffel-1-Blu-rayThe Shannara Chronicles – Die komplette 1. Staffel
Originaltitel: The Shannara Chronicles – Season 1
Farah Films, Music Television (MTV), Sonar Entertainment, USA, 2016

Concorde Home Entertainment, München, 07. April 2016, 2 Blu-ray Discs im Amaray Case, Abenteuer/Fantasy/TV-Serie, EAN: 4010324041012, ca. 450 Minuten, gesehen 05/2016 für 24,99 Euro, FSK 12, Bonus: Making-of, Hinter den Kulissen, Trailer, Wendecover, Darsteller: Austin Butler, Manu Bennett, Poppy Drayton, Ivana Baqueo, John Rhys-Davies, James Remar, Regie: Jonathan Liebesman, James Marshall, Brad Turner, Jesse Warn, Drehbuch: Alfred Gough, Miles Millar, Evan Endicott, Josh Stoddard, Zander Lehmann, Deanna Kizis, April Blair, Vorlage: Terry Brooks
www.concorde-home.de

Eine Katastrophe bahnt sich in den Vier Landen an. Nach Jahrhunderten des Friedens mehren sich die Zeichen, dass die einst verbannten bösen Mächte erstarken und in die friedliche Welt drängen. Ein erstes Anzeichen ist die plötzliche Erkrankung des Elcryss, des uralten Schutzbaums der Elfen, der gemäß der Legende die Barriere bildet, die die Dämonen in der Verbannung hält. Was für viele der jungen Elfen nur noch ein Märchen ist, bewahrheitet sich, als es dem mächtigen Dagda Mor gelingt, sich aus der Verfemung zu befreien. Und so wie der Elcryss ein Blatt nach dem anderen verliert, gelangt ein Dämon nach dem anderen aus der Verbannung und verstärkt das Gefolge des Dagda Mor.

Vor seinem langsamen Sterben schickt der Elcryss der Elfenprinzessin Amberle Elessedil (Poppy Drayton, Downtown Abbey) eine Vision davon, wie er zu retten ist. Sein Same muss nach Sichermal gebracht und dort im Blutfeuer gebadet werden. Dann wird der Elcryss neu geboren. Gemeinsam mit den Begleitern aus ihrer Vision, dem Halbelf Will Ohmsford (Austin Butler, The Bling Ring), der ohne es zu wissen, der letzte Spross des Königsgeschlechtes der Shannara ist, und der menschlichen Zigeunerin Eretria (Ivana Baquero, Pan’s Labryrinth) macht sich Amberle auf, um Sichermal zu erreichen, bevor der Elcryss sein letztes Blatt verliert. Im Elfenpalast muss derweil die Königsfamilie mithilfe des Druiden Allanon (Manu Bennett, 30 Days of Night, Spartacus, Der Hobbit) gegen die ersten Dämonenangriffe bestehen.

Ein blonder Surferboy als unwissentlicher Erbe eines Herrschergeschlechts, Elfen mit Föhnfrisur, und ein Kampfdruide mit Undercut. So sieht die an ein eher jugendliches Publikum gerichtete Serienadaption von Terry Brooks Shannara-Saga aus. Inhaltlich wird Band 1, Das Schwert von Shannara, großzügig übersprungen, da die Hauptpointe des Romans, nämlich dass es sich bei der vermeintlichen Fantasywelt um die zukünftige Erde nach einem verheerenden Krieg handelt (Planet der Affen lässt grüßen), ohnehin hinreichend bekannt sein dürfte. Die Titelsequenz handelt dies kurz ab, ebenso, dass sich aus einem Teil der überlebenden Menschen Gnome, Zwerge und Trolle entwickelt haben. In diesem Zusammenhang sehen die zerfallenen und mit Pflanzenüberwucherten Ruinen der Menschheit sehr schön aus. So zum Beispiel ist in der Pilotfolge die umgestürzte »Seattle Space Needle« als auch zum Ende der ersten Staffel auch die San Francisco Bridge zu erkennen. Stellenweise ergibt sich daraus ein ganz angenehmes 80er Jahre Mad-Max-Endzeit-Feeling. Sehr gut gelungen sind dabei die schwerelosen Kamerafahrten durch diese Überbleibsel der menschlichen Zivilisation.

Die 10 Folgen der ersten Serienstaffel adaptieren also Band 2 des Zyklus Die Elfensteine von Shannara, auch wenn diese nur eine Nebenrolle im Geschehen spielen. Schauplätze, Figuren und grundsätzliche Strukturen müssen vor dem großen Abenteuer natürlich trotzdem eingeführt werden. Das geschieht recht gefällig, ohne größere Überraschungen, und nimmt einiges an Screentime in Anspruch, sodass die Serie eigentlich erst nach der Pilot-Doppelfolge richtig in Schwung kommt.

Obwohl mit Jonathan Liebesman (Regie World Invasion: Battle Los Angeles, Zorn der Titanen) und Jon Farveau (Regie Iron Man) durchaus namhafte Regisseure und Produzenten an der Serie beteiligt sind, ist man sich offenbar bewusst, dass man nicht an die TV-Fantasy-Referenzklasse Game of Thrones heranreichen kann und kleinere Brötchen backen muss. So hat man gar nicht versucht, etwas zu kopieren, doch fehlte auch die Chuzpe, wirklich mutig zu sein und aus der Not eine Tugend zu machen. Eine Portion Humor, vielleicht auch Selbstironie, hätte der Serie keinesfalls geschadet. Die Folge Utopia beispielsweise beschreibt das Treffen der Helden mit einer Gruppe Menschen, die versucht, aus den Überbleibseln der »alten Menschheit« zu lernen und sich diese zunutze zu machen (Elektrizität, etc.). In der Siedlung ist eine provisorische Disko aufgebaut, ein Tanzabend wurde ganz im Stil eines High-School-Abschlussballs in einem 80er Jahre Teenagerfilm inszeniert. Solche Momente sind einfach großartig schräg, unvorhersehbar und damit absolut sympathisch. Leider werden diese Augenblicke von dem schicksalsschweren Ernst der Lage wie unfolgsame Kinder immer wieder begraben, die ständig von ihren spaßverderbenden Eltern zur Ordnung gerufen werden. Außerdem wirkt die Produktion darin unentschlossen, ob der Schwerpunkt nun auf einer epischen durchgängigen oder episodischen Struktur liegen soll. Immer wieder sind Einzelepisoden Marke »Gegner der Woche« eingeschoben, die lediglich dazu dienen, Amberle, Eretria und Will auf ihrem Weg aufzuhalten, ohne dass die Ereignisse später wieder erwähnt werden. Umgekehrt »stolpern« die Helden auf ihrem Weg mehr als einmal über den von James Remar (Dexter) dargestellten Gauner Cephalo, was die Handlung gefühlt auf der Stelle treten lässt. Auch muss man hier kaum befürchten, dass einer der Handlungsträger über die Klinge springt.

Die jugendlichen Damen und Herren Schauspieler können sich durch die Bank sehen lassen, doch gelingt es keinem, ein eigenständiges Figurenprofil aufzubauen und unter die Oberfläche zu schauen, obwohl viele dankbare Möglichkeiten vorhanden sind. Die »Altstars« John Rhys-Davies und James Remar wirken oft fehl am Platz und unterfordert. Auch der Dagda Mor ist ein eindimensionaler grölender Buhmann ohne weiteren Hintergrund. Auch vergießt wohl niemand eine Träne, als die besondere Verbindung zwischen Amberle und dem Elcryss offenbart wird. Für eine zeitgemäße TV-Serie ist das einfach zu wenig.

Unter Fantasy-Fans galten die Shannara-Romane von Terry Brooks als kaum kaschierte Nacherzählung von Tolkiens Der Herr der Ringe, und tatsächlich entspricht der Handlungsverlauf dieser ersten Staffel Frodos Auftrag, den Einen Ring mit Unterstützung seiner Freunde zum Schicksalsberg zu bringen und dem Feuer zu übergeben. Nicht nur deswegen gestaltet sich The Shannara Chronicles insgesamt als reichlich vorhersehbar, mit viel Pathos und wenig Humor. Zwar gut produziert, doch ohne erzählerische Kanten und Kniffe, die heutige Top-TV-Serien ausmachen. So schlummert in den The Shannara Chronicles noch einiges an Potential und es gibt viele Punkte, an denen man zum Ausbau ansetzen könnte. Zum Beispiel wäre ein Maddrax-ähnliches Szenario in diesen Überresten der Menschheit möglich. Auch war es mutig, Will Ohmsford als Identifikationsfigur mit beiden weiblichen Charakteren intim werden zu lassen. Ein Aspekt, der auch nur ungenügend verarbeitet wurde. Das Ende der ersten Staffel deutet immerhin an, dass es in Staffel 2 düsterer zugehen könnte.

Fazit:
Anders als Game of Thrones ist The Shannara Chronicles eindeutig an ein jugendliches Publikum gerichtet und wirkt trotz der modischen Zugeständnisse in Sachen Drehbücher und Handlungsaufbau wie eine Produktion aus dem vorigen Jahrhundert. Insgesamt (noch) zu ernst, zu unentschlossen und zu oberflächlich, um wirklich Suchtpotential aufzubauen.

(eh)

2 Antworten auf The Shannara Chronicles – Die komplette 1. Staffel