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Schwäbische Sagen 7

Schwäbische-Sagen

Der Geist auf dem Venusberg
Mündliche Überlieferung aus Lorch

Bei Lorch im Remstal liegt auf einem kleinen Hügel ein besonderer Hof, den man »Venusberg« nennt. Daneben liegt auf einem schön geformten Hügel der »Hollenhof,« und nicht weit davon die Götzenmühle am Götzenbach. Der Venusberg wird schon im 15. Jahrhundert erwähnt. Hier »schwebte« vor noch nicht langer Zeit ein Geist, der mit den Hausbewohnern im besten Einvernehmen stand und ihnen manchen Dienst erwies. Wenn der Mann zum Beispiel früh aufstehen musste, so sagte er bloß, er möge ihn wecken. Dann tat es der Geist. Oft tat er es auch von selbst. Dann sprach der Hausherr: »’s ist recht, dass du mich geweckt hast!«

Und damit war’s gut.


Der Geiger von Gmünd
Eine mündliche Überlieferung aus Gmünd

Ein armer Geiger klagte einmal vor einem Marienbild in der Muttergotteskapelle, die zwischen Gmünd und Gotteszell hart am Wege liegt, seine Not. Dann spielte er auf seiner Geige so rührend, dass das heilige Bild sich bewegte und ihm einen von seinen beiden goldenen Pantoffeln zuwarf. Als der Geiger nun aber den Pantoffel verkaufen wollte, wurde er verhaftet und als Kirchenräuber zum Tode verurteilt. Er bat alsdann um die Gnade, dass er vor seinem Tod noch einmal vor dem Marienbild spielen dürfe, was ihm auch gestattet wurde. Viel Volk hatte sich dazu versammelt. Und als er nun sein letztes Stück ausgespielt hatte, da bewegte das Gnadenbild sich abermals und warf ihm auch den anderen Pantoffel hin, woraus das Volk unter großem Jubel die Unschuld des armen Geigers erkannte und ihm gern die goldenen Pantoffeln ließ.

Noch vor einigen Jahren hing in der Muttergotteskapelle ein altes Bild, welches diese Geschichte darstellte, wie nämlich der zum Tode verurteilte Geiger im roten Mantel noch einmal vor dem Bild spielt und von der Maria mit dem zweiten Pantoffel beschenkt wird.


Brechhöldere
Eine mündliche Überlieferung aus Bühlertann

In Bühlertann, Sontheim und der ganzen Umgegend sowie in Schwäbisch-Hall scheucht man weinende und unartige Kinder damit, dass man ihnen sagt: »Sei still oder die Brechhöldere kommt und nimmt dich mit!«

Man gebraucht diesen Namen auch sonst wohl für ein altes wüstes Weib.

In Bühlertann kennt man neben Brechhöldere auch die Form »Brechhölzere« und versteht darunter dasselbe furchtbare Weib, das die ungezogenen Kinder holt.


Die Erdweible im »großen Loch«
Eine mündliche Überlieferung aus Loffenau

1.

In der Mitte zwischen dem Bockstein und der Teufelsmühle bei Loffenau befindet sich das »große Loch«, darin ein ganzes Haus stehen könnte. Es befinden sich drei Säulen darin, die zwei Kammern bilden. In diesen Kammern haben sonst zwei »Erdweible« gewohnt. Die waren klein, ganz weiß und sehr schön und kamen ein paar Mal nach Loffenau in die Lichtstuben und spannen. Da wagte aber niemand sie anzureden.

Endlich, als sie zum zweiten Male da waren, standen sie auf und sagten: »Hättet ihr uns was gesagt, so hätten wir euch auch was gesagt.« Und kamen nie wieder. Sie trugen breite Pantoffeln (Schlappen) und ließen beim Weggehen einige Strohhalme fallen. Die hoben die Leute auf und sahen, dass sie schweres Gold wurden.

Wenn jemand aus der Spinnstube die Erdweible angeredet hätte, so wären sie erlöst gewesen und sie hätten ihren Erlöser gewiss reich und glücklich gemacht.

2.

Einst ging ein Mann an dem großen Loch vorüber.

Da kam ein Erdweible heraus und sagte zu ihm: »Du hast ja nichts an deinem Hut. Warte, ich will dir einen Strohhalm darum binden!«

Sprach der Mann: »Ach, was soll ich damit?«

»Nun, lass mich nur machen!«, sagte das Erdweible und band ihm einen Strohhalm um den Hut.

Als der Mann heimkam, hatte er einen Goldreif rings um seinen Hut.


Der Hirt von Mühlheim
Eine mündliche Überlieferung aus Fridingen

Do ist emol z’Mühlheim en armer Hirt g’sei, der hot amme Suntigemorga seine Schoof uffem Welscheberg triban und hot se doba g’hüetet. S’ist grad a b’sunders Fest an sellem Suntig g’halta woaran in der Wallfahrtskirch , und wie er nu da hoba d’ Glocka hot läuta höra, do hots dem arma Ma ^s Hearz schier abdruckt, daß er it au hot hikönnen und beatan und singan und eisern Herrgot loban und danka mit deana andere Christe z^säme. Er ist halt arm g’sei und hot für d’Gmoind hüeta müße. Er hot zwar a Weib g’hett und dia hot sust schaun mengsmol für en g’hörtet am Suntig, mo er gearn in d’Kirch hot gau wölla; aber sia ist an fellem Tag grad krank g’sei und ist dahom im Bett g’leaga. Do hot er si endli b’sunna und hot denkt: »’s ka nu emol it anderst sei; i muoß hüeta, daß mei Weib und Kind ebbes z’eßa hont, und eiser Herrgot wird mir schau dia Sünd vergean und Mareia, eisere liebe Frau, wird für mi beata!«

So hot der Ma still in seim Hearze denkt, und do ist em uf oanrnol eig’fallan: »aber worum kan i denn it au do unterm freia Himmel zu eiserm Herrgot und der hoilige Jungfrau beata?«

Und mit dem Gedanka hot er noh emol nach seine Schoof guckt und hot se näher z’säme triba, hot si dernah hig’setzt uffen Stoan , der grad do g’leagan ist, hot sein Huet radaun und hot nu beata wölla.

Aber do hot er mit Schreacka g’merkt, daß em sei »Nüster« fenhlt. »Hüt gaht mir au älles hinterfür!« hot er g’sait, und hätt nans möga, wo koan Loch ist, und lugt in der Verleageheit so vor si hin uf Ein Plätzle. Uf dem Plätzle aber ist just a Busch g’standa und der hot schöne grüne Blättle g’hett, und dia Blättle hont so g’strahlet und glitzeret, daß der Ma sie it g’nuag hot anseha könne.

»Ei, hot er nach ere Weil denkt, dia Blättle hot eiser Herrgot wachse laun und dia g’fallet mir airst; dia sind jo eaba so zierli und rund, wie d’schönste Perla von eme Nüster.« Und uf oanmol hot er ang’fanga z’beatan und hot ällemol a grüns Blättle rabrocha, wenn er an dees Ehre sei dem Vater! usw.« kumman ist; und hot oans ans ander higlait, daß a Ring draus woaran ist wie a reats Nüster. Z’letzia hot er emol gucka wöllan ob er mit dem airste Rosekranz schau featig sei und hot hia Blätte abzählt, und do sinds eaba fufz’g g’sei. Aber wie er dees letzt Blatt ang’regt hot, do find uf oanmol älle fufz’g Blättle lauter reate Goldstuck g’sei, oans schainer wies ander, daß der Ma seim Auge fast nit traut hot und ganz verstummet ist und z’airste nit gewagt hot, dees viel Geald z’nemman und in Sack z’schiaba. Seitdem hot er koan Naut mai z’leida g’hett und hot au amme Fei’rtig nimme hüeta derfa.


Karfreitagsschätze
Eine mündliche Überlieferung aus Liebenau

Am Karfreitag, wo sich alle verborgenen Schätze der Erde zeigen und sonnen, sah einmal eine Frau aus dem Weiler Liebenau bei Tettnang so wunderschöne Schneckenhäuser draußen liegen, wie sie noch nie welche gesehen hatte, und steckte einige davon ein. Als sie nach Haus kam, hatte sie statt der Schneckenhäuser lauter goldene Dukaten in der Tasche.

Andere Frauen aus Liebenau haben an diesem Tag schon Kugeln, Nüsse und dergleichen mit heimgebracht, und haben nicht wenig gestaunt, als diese Dinge ihnen unter der Hand in schweres Gold verwandelt worden.


Das Riesenweible
Eine mündliche Überlieferung aus Fridingen

Ein Teil des Welschenbergs zwischen Fridingen und Mühlheim heißt wegen seiner Schluchten und Felsenrisse, in denen man Holz herabschleift, der Riese (d. i. Holzrutsche), und ein Geist, der dort umgeht, wird das »Riesenweible« genannt. Von dem erzählt man sich mancherlei. Einst suchte eine arme Frau in dem dortigen Wald Holz und setzte sich endlich, weil sie Hunger und Durst litt, auf die Erde und weinte. Da sah sie auf einmal einen Krug dastehen, den sie zuvor nicht bemerkt hatte, und nahm ihn, um sich einen Trunk Wasser aus der Donau zu schöpfen. Wie sie nun den Krug näher betrachtete, lag trockenes Laub darin, das sie alsbald hinausschüttete. Da klingelten aber blanke Goldstücke auf die Erde, sodass die arme Frau plötzlich sehr reich wurde. Man glaubt, dass sie dies dem Riesenweible zu verdanken hatte.

Ebenso haben auch andere Leute an verschiedenen Plätzen bei Fridingen, zum Beispiel auf der Höhe, wo Altfridingen gelegen haben soll, schon oftmals Häfen, Scherben und Schüsseln gesehen, die mit Laub, mit kleinen »Krotten« und dergleichen angefüllt waren. Hätten sie diese Gefäße mitgenommen, so wäre gewiss der Inhalt derselben in Gold verwandelt worden.


Steine in Gold verwandelt
Eine mündliche Überlieferung aus Fridingen

Eine Frau aus Fridingen an der Donau ging einst auf den Berg, woselbst vor dem Schwedenkrieg »Altfridingen« gestanden haben soll. Indem sie dort den Boden aufhackte, kamen so hübsche Steine zum Vorschein, dass sie es nicht unterlassen konnte, einige davon einzustecken und ihren Kindern mitzunehmen. Am anderen Morgen aber fand sie, dass alle in schweres Gold verwandelt waren. Daraufhin eilte sie auf den Berg, um auch die übrigen Steine zu holen. Allein die waren alle fort, und bloß eine Menge kleiner »Krotten« sprangen auf dem Platz herum.


Blätter in Gold verwandelt
Eine mündliche Überlieferung aus Fridingen

Auf der Altstadt bei Mühlheim an der Donau hat einmal eine Frau gelebt, die ist so arm gewesen, dass sie nichts als eine einzige Ziege mehr gehabt hat, und die sollte ihr am folgenden Tage verkauft werden, weil sie eine kleine Schuld nicht bezahlen konnte. Da zog die Frau ganz traurig mit der Ziege in den Wald und dachte: Es ist heute das letzte Mal, dass du sie hütest und sie dir Milch gibt.

Es war aber schon spät im Jahre und wenig Futter mehr zu finden. Das Laub fiel schon von den Bäumen. Da bemerkte sie einen Strauch, der hatte oben noch ganz schöne frische Blätter, und weil die Ziege sie nicht erreichen konnte, so streifte die Frau die Blätter ab und wollte sie der Ziege geben. Allein statt der Blätter hatte sie plötzlich eine ganze Handvoll blanker Goldstücke, durfte nun ihre Ziege behalten und war gerettet aus aller Not.


Das gelbe Laub
Eine mündliche Überlieferung aus Calw

Aus der Umgegend von Calw war einmal eine Frau in den Wald gegangen, um Laub zu holen, und sah alsbald unter einem Baum so wunderschöne, goldgelbe Blätter liegen, dass sie eine ganze Schürze voll davon mitnahm. Unterwegs aber wurde ihr das Laub so schwer und immer schwerer, dass sie es nur mit Mühe heimbrachte. Als sie es nun der Ziege in den Stall streuen wollte, waren es lauter Goldstücke und die arme Frau war mit einem Male unermesslich reich geworden.