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Über mittelalterliche Burgen – Teil 1

Mittelalterliche-Burgen-0Über mittelalterliche Burgen – Teil 1

Es ist mit Sicherheit anzunehmen, dass die ältesten Burgen Deutschlands im 9. und 10. Jahrhundert entstanden sind. Diese waren anfänglich ziemlich klein, oft sogar noch aus Holz, jedoch stets auf kaum zugänglichen Punkten errichtet.

Ein Ritter (Berittener, miles) brauchte nur zwei Gemächer für sich, eine Stube für seine Reisigen und einen Stall für seine Streit- und Saumrösser. Massive Mauern, mit dem Felsengrund verankert, und ein Wartturm, von dem man weit hinein in die Täler schauen konnte, sowie noch eine kleine Kapelle waren seine Hauptbedürfnisse.

Die Wurzel des Wortes Burg – ist Birge, eine sichere Berge, einen Verschluss bezeichnend. Unter Bure wurde aber nicht bloß das verstanden, was wir größtenteils als festes Schloss bezeichnen, sondern auch jede befestigte Stadt sowie insbesondere in dieser das innerhalb der Ringmauer aufgeführte Kastell, wie das bei der Burg in Nürnberg noch der Fall ist. Erinnert sei nur an die vielen Städte, deren Endung das Wörtchen burg bildet. So gut, wie wir heutzutage statt einer Waldung einfach Holz sagen, so pflegten die Alten eine aus Mauerwerk errichtete Burg kurzweg nur Stein zu nennen. Wurde diesem noch der Name des Erbauers ober eine spezielle Bezeichnung beigefügt, so erklären sich die Adelsfamilien der Dietrichstein, Egloffstein, Herberstein, Ottenstein, Weißenstein, Wittgenstein, Wolkenstein und andere von selbst, indem sich diese Edlen nach ihrer Burg nannten.

Dass die ältesten Burgen, wohl kaum diesen Namen verdienend, aus Erdwällen und Pfahlwerk bestanden, unterliegt keinem Zweifel, da unsere Vorfahren feste Wohnsitze und Verteidigungswerke der Römer mittelbar oder unmittelbar nachahmten, deren Lager nur solche Muster boten. Oft mag sogar ein roher Holzverschlag in den Ästen irgendeiner riesigen Eiche – wie bei den heidnischen Preußen – jede andere Verschanzung ersetzt haben. Insofern aber würbe die Geschichte der Burgen doch mit jener der Verschanzungen zusammenfallen und wir dürfen daher unbedenklich mit der Zeit beginnen, wo man die Baulichkeiten der Burgen aus großen Steintrümmern aufführte und das Dach aus Ästen, Balken und dergleichen bildete. Es sei an dieser Stelle kurz erwähnt, dass es insbesondere die schottischen Benediktiner waren, welche sich im Holzbau eine Berühmtheit erwarben und das sogenannte opus scoticum zugleich mit der Glaubenslehre verbreiteten, wie denn zum Beispiel die von dem heiligen Bonifatius im 8. Jahrhundert in Deutschland erbauten Kirchen und Klöster zumeist aus Holz waren. Erzbischof Willegis von Mainz baute dort im Jahre 990 eine hölzerne Kirche zu Ehren des Heiligen Stephan, und der Dom zu Würzburg wurde erst 1186 aus Holz in Stein umgewandelt. Da also noch im 10. Jahrhundert die meisten Kirchen Deutschlands aus Holz waren, so erklärt sich die Erscheinung, weshalb wir von Kirchen vor dem 11. Jahrhundert kaum etwas wissen und noch weniger Überreste haben.

Auf diese Bemerkung hin wird man zugestehen, dass es vor dem 9. Jahrhundert wenige, nach dieser Zeit nur Burgen sehr mäßigen Umfanges gab, die größtenteils bloß aus einem Turm mit ummauertem Hofraum bestanden. Die Zeit des Bestehens aller Burgen wird von vielen verwechselt, die sich vorstellen, dass eine mittelalterliche Veste des 12. Jahrhunderts grade so ausgesehen habe, wie eine solche des 16. Jahrhunderts oder noch später. Um einen deutlichen Begriff zu gewinnen, wie die Burgen des 9. und 10. Jahrhunderts beschaffen waren, stelle man sich – wenn nicht ein Fels den nötigen Raum bot – einen mittelmäßig hohen Erdhügel in Form eines gestutzten Kegels und darauf einen Turm als die Wohnung des Burgherrn vor. Rund herum einen tiefen Graben, womöglich mit Wasser gefüllt. In den Turm gelangte man mithilfe einer Leiter, die hineingezogen werden konnte. Außerhalb des Grabens waren dann der Hofraum mit Wohnungen für die Burgleute und die benötigten Stallungen; dieser Hofraum selbst wieder durch einen Erdwall mit Graben geschützt und jenseits des Letzteren eine starke Wand aus Spitzpfählen (Palisaden).

Die ältesten Anlagen der Burg standen zumeist auf der höchsten Spitze des Felsens, um welchen sich dann die späteren Gebäude ausbreiteten.

Im Innern der berührten Türme trifft man in der Regel ein unterirdisches gewölbtes Gemach, nur durch ein Loch im Gewölbeschluss zugänglich, und bisweilen einen Brunnen, eine Zisterne, wie zum Beispiel auf Burg Scharfeneck unweit Mannersdorf in Österreich, enthaltend oder als Gefängnis dienend, im Erdgeschoss manchmal eine Kapelle, in den oberen Stockwerken sehr einfache Gemächer, ganz oben eine Plattform. Die Stiegen in ihrem Inneren waren bloß Leitern oder schmale Steintreppen, zum Teil in der oft neun bis zehn Fuß betragende Mauerdicke verborgen, wie zum Beispiel auf der Burg Trausnitz im Tal bei Nabburg oder im Schloss Thierlstein bei Cham. So gelangt man in die Schlosskapelle auf dem Trifels in der Pfalz, wo früher die Reichsinsignien aufbewahrt wurden, mittels zweier in die Umfassungsmauer des Turmes eingefügten steinernen Stiegen.

Jene schlanken, hoch aufstrebenden Quaderbauten, welche einem kolossalen Turm ähnlich sich gespenstig in die Lüfte strecken, sind in der regel nicht vor Anfang des 12. Jahrhunderts zu suchen. Als sicherer Führer lässt sich jedem Laien in die Hand geben: Je höher und schlanker, je mehr in einen Würfel gedrungen die bauten, je dicker die Mauern, je kleiner und enger die Fenster und Türen, je niedriger die einzelnen Stuben, desto älter ist der Bau. Dass hierbei Stand und Reichtum des Erbauers zu berücksichtigen sind, liegt auf der Hand.

Um die spärlichen Räume der Hochburg, eines solchen turmartigen Gebäudes, zu mehren, entstand in späterer Zeit gewöhnlich ein zwei- bis dreistöckiger Anbau, der aber bei Vergrößerung der Familie wieder nicht genügte, sodass sich die Räume einer anfänglich kleinen Burg zuweilen ins Kolossale ausdehnten.

Mittelalterliche-Burgen-1Die im 14. und 15. Jahrhundert erbauten Türme boten schon mehr Räumlichkeiten und enthielten für gewöhnlich vier Geschosse. Das Untere hatte keinen äußeren Eingang. Man stieg im Inneren des Turmes aus dem ersten Stockwerk in dieses hinab. Dort waren die Wein- und Vorratskeller, ein tiefer Sodbrunnen und oft noch ein Kerker oder auch Verlies genannt, in welchen man Gefangene an Stricken hinabließ, denen man sich bemächtigte oder entledigen wollte. Das erste Stockwerk fasste eine große Küche in sich, die dem Ganzen als Eingang diente. Die Tür derselben war mindesten 15 Fuß hoch über dem Schlosshof. Eine hölzerne Treppe war außen angebracht, um hineinzugelangen. In Zeiten der Gefahr konnte man diese Treppe hinwegnehmen, in welchem Fall sie durch eine Leiter ersetzt wurde. Die Küche war zugleich die geräumige Wohnung des Hausgesindes, dessen Bettstellen in großen Wandschränken verborgen standen. Von dort führte eine schmale Wendeltreppe hinauf in das Wohnzimmer des Burgherrn und seiner Familie, welche gleichfalls den ganzen Geviertraum des Turmes ausfüllte und einen großen Kamin enthielt. Auch befanden sich dort die Lagerstellen für sämtliche Familienmitglieder. In den in die Mauer eingefügten Wandschränken lagen die Gerätschaften der Bewohner des Zimmers und die Kostbarkeiten derselben verwahrt. Bei den wenigen kleinen Fenstern bildete die große Dicke der Mauer noch ziemlich weite Kabinette, die Aufenthalts- und Arbeitsplätzchen der Frauen des Hauses. In dem obersten Stockwerk, in welches die bereits erwähnte Wendeltreppe hinaufführte, war das Besuch- oder Prunkzimmer, das viele Schriftsteller den Rittersaal zu nennen pflegen. Hier stand ein großer Kamin. Brustpanzer, Schilde, Helme waren teils an den Wänden aufgehängt, teils an diese gelehnt. In jenem Gemach wurden dann die Gelage und Mahlzeiten gehalten. Über diesem saß der Turmwächter und schaute von seiner luftigen Kemenate aus rings in die Umgebungen zu froher Verkündigung annähernder Gäste oder zu weckendem Aufruf bei dem Erscheinen verdächtiger, gefahrdrohender Haufen.

Mittelalterliche-Burgen-2In der Nähe von Neunburg in der Oberpfalz gibt das turmartige Schlösschen Pettendorf, von einigen irrtümlicherweise für das Stammschloss der Freiherren von Pettendorf gehalten, einen ungefähren Begriff kleiner mittelalterlicher Burgen. Im Erdgeschoss diente ein massives Gewölbe als Vorratskammer, im ersten Stockwerk findet man eine sehr alte Küche nebst Kammer, im zweiten eine schönere Stube mit geschnitzter Holzdecke, daneben mit einem Erker das Gemach der Hausfrau, und im dritten Stock die Unterkunft der Dienstboten, welche sich ein Flickschuster und ein Hutmacher geteilt hatten. Das Ganze war von einem Wassergraben umgeben, wie dies teilweise lange Zeit der Fall war und heute nur noch ein Teich übrig ist. Johann Maximilian von Humbracht und Johann Gottfried Biedermann eröffnen in ihren genealogischen Tabellen die Stammreihe dieses Geschlechts mit Friedrich von Pettendorf, welcher zu Anfang des 14. Jahrhunderts lebte. Er hatte seinen Wohnsitz zu Lackendorf bei Nabburg und wird von der Familie als Urahnherr verehrt. Seine Söhne waren Ulrich und Dietrich, von denen jener der Vater Altmanns von Bettendorf, des Burggrafen von Bacharach (1406) ist, welcher im Jahr 1413 dem Konzil in Konstanz beiwohnte. Ganz anders verhielt es sich aber mit den Schlössern der Grafen und Freiherren, deren gebietende Massen einen beträchtlichen Raum in sich fassten und außer einer größeren häuslichen Bequemlichkeitseinrichtung mit mehreren Gräben, Zugbrücken, größeren und kleineren Ecktürmen versehen waren. Die Eroberung eines solchen Schlosses war vor der Einführung des Geschützes demnach keine so leichte Einnahme, wenn die Besatzung fest entschlossen war, sich gut zu halten.

Mittelalterliche-Burgen-3Die Burgen spielten die Hauptrolle in der Geschichte des ritterlichen Germanentums und bildeten gewissermaßen die Dreh- und Angelpunkte jener romantischen Zeit abenteuerlicher Taten. Neben dem Münsterbau war der Burgenbau lange der wichtigste Zweig der mittelalterlichen Baukunst. Es beruhten in den Ritterburgen die Leistungen der Deutschen auf den Vorgängen der Römer. Wie der gotische Münster aus der römischen Basilika, so ging die Burg des deutschen Ritters aus dem römischen Kastell hervor und wie christliche Kirchen sich häufig auf der Stelle heidnischer Tempel erhoben, so wurden die Burgmauern auf den Grundmauern römischer Kastelle errichtet. Dieses findet man am Bodensee, im Elsass, am Rhein und an der Donau durch zahlreiche Burgenreste bestätigt. Deshalb soll an dieser Stelle des Beitrages an die narbenwulstigen, aus gekröpften Quadern aufgeführten Römertürme erinnert werden, die so oft in den Bau mittelalterlicher Burgen hineingezogen wurden und den Besatzungen dieser als letzte Rückzugsorte (Reduits) dienten.

Der Geistliche, Kunstsammler und Künstler Sebastian Mutzl verweist in seiner Beschreibung der römischen Warttürme darauf, dass der Gebrauch der Hochwarten bekanntlich bis in das frühe Altertum zurückdatiert werden kann. Was ist auch natürlicher, als dass man, vor allem im Krieg oder in der Nähe kriegslustiger Völker, beständig auf der Hut war und dafür sorgte, von anrückenden Feinden sogleich Kunde zu erhalten. Diese Warttürme sind selten vollkommen quadratisch, nähern sich aber der Gleichseitigkeit so sehr, dass sie aus der Ferne als quadratisch erscheinen. Erst wenn man den Maßstab an die Mauer selbst anlegt, findet man, dass, wenn zum Beispiel von zwei gegenüberliegenden Seiten jede 24 Fuß misst, die beiden anderen 22 oder 26 Fuß messen, ein Unterschied, welcher von fern nicht wahrgenommen werden kann. Gewöhnlich ist dann die dem Tal oder der Gefahr eines Angriffes zugewandte Seite die breitere. Dieses Maßverhältnis ist gewöhnlich von der Art, dass die Höhe ungefähr das Vierfache der größeren Breite des Turmes beträgt. Die meisten von ihnen haben 82 bis 86 Fuß Höhe und 21 bis 25 Fuß Breite. Dieses Verhältnis ist es auch, was diese Warten von fern so ansehnlich, stark und hoch zugleich erscheinen lässt. Der Zweck jener Kropf- oder Buckelquadern war offenbar, Stöße und Würfe aufzufangen und die Fugen des Baus vor diesen und den Einflüssen der Witterung zu schützen. Denn Schnee und Regen trafen nur jene unbehauenen, weit herausstehenden Buckel, die Taunässe und das Regenwasser trieften von einem zum anderen herab, ohne die Fugen zu berühren, für die Dauerhaftigkeit des Baues ein höchst wichtiger Umstand. Der Eingang in die Warttürme befindet sich größtenteils 20 Fuß hoch über dem Boden, ist gewölbt und durchaus mit festem Gestein bekleidet. Diese hohe Lage des Eingangs erklärt sich leicht. War nämlich die Leiter, auf welcher man zu ihm hinaufstieg, aufgezogen, so war die sich oben befindliche Mannschaft vor jedem Überfall gesichert. Zugleich war dieser Eingang sehr schmal und leicht zu verteidigen. Fensterritzen oder ganz schmale Lichtöffnungen befinden sich nur hier und da, sodass die Böden im Innern des Turms und die Treppen nur spärlich erhellt waren. Die Turmmauer bestand in ihrem Durchschnitt aus drei Teilen: der äußeren Quaderwand, der inneren Quaderwand und der Ausfüllung (Gussmauer) zwischen beiden. Die Gussmauer (fartura) bestand aus bestem Mörtel und Feldsteinen. Gewöhnlich wurden Letztere in waagerechten Schichten eingesenkt, und zwar so, dass die Steine einer Schicht zum Beispiel nach rechts, die der zunächst oberen und unteren Mittelalterliche-Burgen-4nach links und so abwechselnd durch alle Schichten hinauf standen. Zwischen zwei solcher Schichten befand sich gewöhnlich eine Steinlage in waagerechter Richtung. Die Dicke der Mauer ist sehr verschieden. An der Heidenmauer in Lindau beträgt sie am Boden 9 Fuß, in Pappenheim in der Nähe des Einganges etwa 7 Fuß. Am viereckigen Schlossturm von Unterbrennberg, der seiner vielen Buckelquadern wegen für einen römischen Wartturm gehalten wurde, beträgt die Mauerdicke am rundgewölbten Eingang 7, im zweiten Stockwerk 5 und im obersten unter dem Dach 3 Fuß, sodass der Thurm da, wo er in die Felsenschroffen eingelassen ist, 9 Fuß Dicke hat. So wurde denn im wechselnden Lauf der Zeiten aus dem Kastell ein Schloss. Man änderte nur daran und baute neu, was man brauchte. So entstand ein großer Teil der Ritterburgen des Mittelalters. Eine Unzahl dieser liegt schon längst wieder in Trümmern, nur der alte Römerturm trotzt auch jetzt noch der Zeit, außer wo er mit vieler Mühe und Kunstanwendung abgetragen wurde. Viele dieser Türme erhielten bei derartigen Umgestaltungen oben eine Wächterwohnung mit einem Satteldach. Man sieht von Weitem, wo der spätere Aufbau beginnt, ein ganz anderes Mauerwerk. Wo der alte Eingang belassen wurde, diente er dazu, um auf dem Gang der Ringmauer herumzuführen, wie zum Beispiel in Töging zwischen Beilngries und Dietfurt.

Mittelalterliche-Burgen-5Zwischen Weißenburg am Sand und Kösching befinden sich in der Nähe des Raitenbucher Waldes die Reste eines römisches Castrum, das alle Zweifel über solche Baulichkeiten beseitigt, da auch der das Ganze umfangende Erdwall, der auf jeder der vier Seiten 105 Fuß misst, auch heute noch deutlich zu erkennen ist. In lateinisch abgefassten Urkunden werden derartige Rittersitze durch das Wort Castrum bezeichnet.

Nun zu einzelnen Teilen der Burgen und zuletzt das Leben in diesen. Sowohl der Wartturm als auch die Ringmauer der Burg waren sehr oft mit Zinnen versehen, jedoch waren diese keine solche Zinnchen, wie wir sie zuweilen bei Erneuerungen alter Schlösser finden, hinter denen kein Kind, geschweige denn zwei Mann Schutz finden könnten. Die Zinnen hatten, vom Wallgang an gemessen, größtenteils einen Klafter Höhe und eben so viel Breite. Der Zwischenraum von einer zur anderen betrug in der Regel 5 Fuß. Da aber jede mit der nächsten durch eine kleine Mauer verbunden war, welches den Verteidiger 4 Fuß vom Boden aufwärts deckte, so erschienen die Zinnen von außen nur über 2 Fuß hoch. Die Zinnen des sogenannten, wenngleich erst aus dem 14. oder 15. Jahrhundert stammenden Schillerturms im herzoglich Dalbergischen Schlossgarten zu Herrnsheim bei Worms sind so verteilt, dass eine die Mitte, die danebenstehenden aber schon die Ecken bilden – also deren ringsum nur acht sind. Die in der Heraldik vorkommenden Ehrenstücke stehen mit solchen Baulichkeiten im engsten Zusammenhang. Man wird bei keinem Wappen sehen, dass mehr wie höchstens vier Zinnen als die obere Garnitur eines Wartturmes vorkommen.

Lage und Form der Dächer waren höchst einfach. Die Dachstühle von mäßiger Höhe, ihre Deckung bestand anfänglich vor Einführung der Hohlziegel nur aus großen Schindeln und Brettern. Selten kamen an den Burgen Dachungen von Steinplatten vor, eben so scheinen jene zungenförmigen Deckungen der Dächer, wie man sie auf dem berühmten Teppich von Bayeux und den Miniaturen des 11., 12. und 13. Jahrhunderts sieht, keineswegs Dachziegel, sondern Holz-, Zinn- oder Bleischindeln zu sein. Nur die Edelleute besaßen das Recht, ihre Dächer mit Wetterfahnen zu schmücken. Deren Gestalt richtet sich nach dem Stand ihres Besitzers. Fähnlein deuteten auf Ritter. War sie wie Paniere geschnitten, so deutete sie auf einen Lehnsherrn.

Fortsetzung folgt …