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Slatermans Westernkurier 07/2015

Ein Stern für das Gesetz

Auf ein Wort, Stranger, schon mal den Begriff Badge Toters gehört? Nein?

Dann aber schnell diesen Westernkurier lesen!

Inzwischen schätzen nicht nur Insider diese Kolumne, in der das Thema »Wilder Westen« Monat für Monat mit all seinen Facetten aufgearbeitet wird – und das seit fast einem Jahrzehnt!

Aber zurück zum Thema.

Badge Toters bedeutet frei übersetzt Sternträger.

Gewiss ein Thema, welches auf den ersten Blick nicht gerade prickelnd erscheint, aber man kommt an dieser Berufsgruppe einfach nicht vorbei, jedenfalls niemand, der sich für die wahre Geschichte der amerikanischen Pionierzeit interessiert. Dieser Begriff gehört einfach zum Wilden Westen dazu, genauso wie Cowboys, Colts und Comancheros.

Mit Badge Toters ist im Allgemeinen nicht nur der Sheriff, Marshal oder Ranger gemeint, sondern alles, was damit zusammenhängt, also auch Dinge wie Zuständigkeit und im Besonderen die Abzeichen.

Apropos Abzeichen. Jeder der Westernfilme liebt, kennt diese vier, fünf oder sechseckigen Symbole, die teilweise aus Sterlingsilber waren oder der Einfachheit halber manchmal auch aus dem Boden einer Konservendose herausgestanzt wurden.

Was wenige wissen, ist die Tatsache, dass die Abzeichen der Gesetzesvertreter in der amerikanischen Pionierzeit ihren Ursprung in der Heraldik und den mystischen Symbolen des Mittelalters hatten. Es kommt daher nicht von ungefähr, dass auch heute noch alle Polizeiabzeichen die charakteristische Wappenform haben oder sternenförmig sind, was auf das Pentagramm beziehungsweise auf den Drudenfuß des Altertums zurückgeht, der als Bannsymbol gegen böse Geister galt.

Das Polizeisystem der USA selbst hat seine Wurzeln im damaligen England, obwohl die Einwanderer in den Pioniertagen Amerikas aus allen Herren Länder kamen. Aber das liegt wahrscheinlich vor allen Dingen daran, dass Amerika vor seiner Unabhängigkeit noch unter englischer Vorherrschaft stand.

Die Amtsbezeichnung Sheriff geht auf den englischen Grafschaftsvogt Shire Reeve zurück, der auf direkte Weisung des Königs die Durchführung der Gesetze in seinem Bezirk zu überwachen hatte. Der Titel Constable, Schutzmann, stammt ebenfalls aus dem Mittelalter und hat seinen Ursprung in der lateinischen Bezeichnung für Pferdemeister, Comes Stabuli.

Die Grundlagen der Kompetenzverteilung der verschiedenen Beamten stammen ebenso aus dem mittelalterlichen England, wobei anzumerken ist, dass diese bis heute nahezu unveränderlich geblieben sind.

Als Erstes ist da der Marshal zu nennen, egal ob City oder Town Marshal.

Er war ein städtischer Beamter, dessen Befugnisse an der Stadtgrenze endeten. Er wurde von den Bürgern oder dem Stadtrat gewählt und durfte zu seiner Unterstützung Deputies, Gehilfen und Policen bestimmen, die er selbst auswählte.

Der Sheriff, die nächste Stufe, war Polizeichef eines Countys.

Er wurde für zwei oder vier Jahre von der Bevölkerung gewählt. Seine Kompetenzen endeten an der Countygrenze. Er ernannte einen Gehilfen, Deputies und Constables ebenfalls selbst, fungierte gleichzeitig aber auch als Steuereinnehmer für das County, wobei er 5 % davon als Gehalt einbehalten durfte. Das erklärt auch die Ambitionen von Wyatt Earp in Tucson oder von Wild Bill Hickok in Abilene. Zudem war er dem ebenfalls von der Bevölkerung gewählten Bezirksrichter unterstellt und hatte trotz aller Kompetenzen nicht das Recht, in die Befugnisse eines Town Marshals einzugreifen.

Als letzte Institution gab es den U.S. Marshal.

Er war Beamter der Bundesjustizbehörde und ausschließlich für Verbrechen zuständig, die den Staat betrafen – wie zum Beispiel Landfriedensbruch, Schutz der US-Post, verantwortlich für den Transport von Regierungseigentum und für die Sicherheit in den Staatsgefängnissen.

So vielgestaltig wie die Aufgabenbereiche der Badge Toters waren auch ihre Abzeichen.

Eine Kolumne von G. E. Virgines im Old West Jahrbuch von 1970 beschreibt dies ziemlich treffend.

»Man kann heute Abzeichen von Polizeibeamten in jeder Größe, Form und Gestalt finden. Sterne können vier, sechs, sieben oder sogar acht Zacken haben, mit oder ohne Kugelköpfe an den Spitzen. Einige Sterne sind von einem Kreis oder einem Kranz umgeben, in einen Schild graviert oder haben die Form eines Strahlenkranzes. Eine andere, häufige Form ist das Schild.

Verschieden wie die Muster der Abzeichen ist auch das Material, aus dem sie hergestellt sind. Es gibt Abzeichen aus Gold, Silber, Stahl, Kupfer, Leder und – als niedrigste und billigste – solche aus Dosenblech. Eine besonders interessante Gruppe sind Abzeichen aus Münzen.«

Die ersten Abzeichen der Sternträger wurden noch im Auftrag von örtlichen Behörden gefertigt oder bei Juwelieren oder Metallhandwerkern. Aber bereits um 1860 entstanden die ersten Abzeichenfabriken, die vereinzelt sogar Reisevertreter mit Musterkoffer und Prägestempeln in den Westen schickten.

Die Nachfrage war groß. Denn neben den offiziellen Gesetzesvertretern gab es inzwischen unzählige private Polizeiorganisationen, die ebenfalls reguläre Abzeichen trugen, wie etwa die Eisenbahnpolizei, Pinkerton, die Wells Fargo Detektive, die Indianerpolizei in den Reservationen oder die Texas-Ranger.

Im Wilden Westen kauften sich die Beamten ihre Abzeichen selbst, was mit ein Grund für die Vielfalt derselben war.

Heutzutage ist das nicht mehr erlaubt. Inzwischen ist nur noch das Justizministerium der USA zur Ausgabe von Polizeiabzeichen berechtigt.

Trotz aller Vorschriften und Regeln aber gelten damals wie heute noch George Virgines Worte, der selber einmal Deputy Sheriff war.

»Die Bedeutung eines Abzeichens liegt nicht in seiner Form oder seinem Material, sondern im Eifer und Mut des Mannes, der es trägt.«

Wahre Worte, die für die Männer stehen, die bis in unsere heutige Zeit als Badge Toters bekannt sind.

Bis zum nächsten Mal, euer Slatermann

Quellenhinweise:

  • Dietmar Kügler: Sie starben in den Stiefeln. Lizenzausgabe für Gondrom Verlag, Bindlach 1996