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One shot for Sloan – Teil 5

One shot for Sloan – Eine Kugel für Sloan
Teil 5

Sloan ließ sich grad von Victoria verführen, als ein polterndes Geräusch den wunderbaren Akt unterbrach. Der Schmerz und Noseworthys zorngerötetes Gesicht machten ihm unmissverständlich klar, dass es leider nur ein Traum gewesen war.

»Der verdammte Schweinebauch.« Noseworthy gestikulierte wild mit den Armen. »Ich zieh ihm die Haut in Streifen rab.« Er stieß die Tür mit dem Stiefelabsatz ins Schloss.

»Wem ziehst du die Haut in Streifen?«, fragte Sloan ungehalten. So wichtig konnte es doch nicht sein, dass er deswegen aus diesem wunderbaren Traum gerissen wurde.

»Winston«, schnaufte Noseworthy. »Er kam grad zu mir. Ich soll ihm deinen Stern bringen, da angeblich ein anderer Sheriff gewählt wurde. Ich weiß nichts von einer Wahl.« Noseworthy ging die paar Schritte zum Fenster und sah hinaus. Draußen war es taghell.

»Wie spät ist es?« Sloans Magen meldete sich lautstark zu Wort. Wenn er Hunger verspürte, hieß das, er war auf dem Weg der Besserung. Wenn nur nicht der verdammte Schmerz gewesen wäre.

»Es ist später Vormittag. Doch das ist jetzt wohl egal.«

»Beruhig dich mal und erzähl.«

»Winston sagte, dass die Leute dich erstens nicht kennen und zweitens ein verletzter Sheriff keine Hilfe für die Stadt wäre. Da du nie richtig gewählt wurdest, kannst du demzufolge nicht Sheriff von Chadron sein.« Er zog sich den einzigen Sessel im Zimmer zum Bett. »Es liegt was in der Luft, ich spür’s genau«, flüsterte er. »Was nun?«

»Der Mayor hat nicht unrecht mit dem, was er sagt. Bring ihm den Stern. Halt dich neutral, beobachte und gib mir Bescheid.«

Noseworthy knurrte Unverständliches.

»Warst du beim Doc?«

»Ja sicher. Du kannst auswählen zwischen Schmerzen ertragen oder schlafen.«

»Kennst du den neuen Sheriff und besorgst du mir was zu essen?«

»Zum Ersten, nein, zum Zweiten, ja.« Noseworthy nestelte den Stern von Sloans Hemd und verschwand fluchend.

 

***

 

Die Nacht senkte ihre dunklen Schatten über die Dächer der Stadt. Es war Sonnabend. Weidereiter strömten aus allen Richtungen in die Stadt, um ihren kargen Lohn mit Whisky, Glücksspiel und Mädchen durchzubringen. Auch die Cowboys der Morgan Ranch ritten in die Stadt, um sich ein wenig Vergnügen zu gönnen. Die Weidereiter der Morgan Ranch waren in zwei Lager gespalten. Zum einen gab es die Cowboys, die schon unter Heziah Morgan geritten waren, die sich um die Rinder kümmerten. Sie blieben aus Loyalität dem Verstorbenen und seiner Adoptivtochter Victoria. Für den heimgekehrten Sohn hatte keiner von ihnen etwas übrig. Dann gab es die Reiter, die der Sohn um sich geschart hatte, gleich nach dem Tod des Ranchers. Und so manch einer machte sich seine eigenen Gedanken, hütete sich jedoch, diese laut auszusprechen. Nur hin und wieder einige gemurmelte Worte, wenn Gleichgesinnte unter sich waren. So mancher würde nach dem nächsten Winter nicht mehr für die Morgan Ranch arbeiten, denn mit gewissen Dingen, die sich im Land abzeichneten, wollte kein ehrbarer Cowboy etwas zu tun haben. Doch es gab genug andere, die das nicht kümmerte.

 

Der falsche Jed Morgan lächelte spöttisch.

»Das war so nicht abgesprochen«, knurrte Winston. Der Mayor saß hinter seinem Arbeitstisch mit zorngerötetem Gesicht. »Vergiss nicht, wer dich aufgelesen hat, als du halb tot in den Badlands auf allen vieren gekrochen bist.«

Luis Callahan, wie sein richtiger Name lautete, zuckte die Schultern. Vor einigen Monaten war er an einem Bankraub in Abeline beteiligt gewesen. Es kam zu einer Schießerei, bei der einer der fünf Banditen getötet wurde, Callahan wurde verletzt. Auf der Flucht hatten sich seine drei Kumpane und er geteilt, jeder mit seinem Anteil an der Beute. Als sein Pferd unter ihm zusammengebrochen war, war er selbst auch fast am Ende. Das Nächste, an das er sich erinnern konnte, war, dass sich ein Mann um ihn kümmerte. Mitch Winston, Mayor von Chadron, wie sich rausstellte. Er kümmerte sich um ihn nicht ohne Hintergedanken, wie sich auch später herausstellte. Callahan konnte ihm nicht beweisen, dass er ihm das Geld vom Überfall gestohlen hatte, doch er hatte es bei sich, als das Pferd zusammenbrach. Das wusste er genau. Winston schlug ihm einen Deal vor, bei dem viel rausspringen sollte. Er brannte ihm einige Buchstaben und Zahlen in den Arm, das war Bedingung. Das waren höllische Schmerzen, aber dafür eine Ranch zu kriegen, ohne selbst viel dafür zu tun, war es das wert. Die offene Wunde mit Asche auszureiben, war auch nicht das Angenehmste. Doch es hatte sich gelohnt. Er war am Ziel.

»Warum sollte ich dir die Ranch verkaufen?«, fragte Callahan.

»Weil es so abgesprochen war und du dafür ein paar Tausend Dollar bekommst.«

»Ts, ts, warum sollte ich ein paar lumpige Dollars nehmen, wenn eine ganze Ranch bereits mir gehört?« Er gluckste belustigt. »Ich bin der verloren gegangene Sohn.«

»Treib es nicht zu weit. Vergiss nicht, wem du das zu verdanken hast.« Winston erhob sich halb aus seinem Stuhl.

Callahan sah sehr wohl, wie Winston bedächtig die Lade seines Schreibtisches herauszog.

»Und zur Ranch krieg ich auch gleich ’ne Frau. Ich heirate die Kleine, damit erspar ich mir die Sucherei. Fürs Vergnügen gibt’s noch immer die Huren.« Callahan grinste dreckig.

»Du undankbarer Bastard«, fluchte Winston. Er hatte die Hand noch nicht ganz aus der Lade, als Callahan schoss. Der Mayor stieß einen gurgelnden Laut aus. Ungläubiges Erstaunen trat in sein Gesicht. Dann klappte er lautlos zusammen. Sein Kopf stieß gegen den Tisch, doch das spürte er nicht mehr. Ungerührt ging Callahan um den Tisch, sah nach, ob er tot war, und steckte seinen Revolver ein. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen ging er zur Tür. Bald würde alles nach seiner Pfeife tanzen. Das County gehörte ihm. So schnell gingen Wünsche in Erfüllung.

Seine Leute waren im Nugget Saloon, weil es dort Tanzmädchen gab. Im Silver war zwar die schöne Rachel, doch leider für Callahan unerreichbar. Das hatte er gleich am ersten Abend rausgefunden.

 

***

 

Jed schreckte hoch. Morgens hatte er ausgiebig gegessen, Rachel, Victoria und Josh hatten ihm einen Krankenbesuch abgestattet und staunten, dass er mittags schon wieder eine riesige Portion verdrückt hatte. Den Rest des Tages hatte er verschlafen, jetzt war es Nacht. Er fühlte sich ausgeruht, doch das unangenehme Ziehen in der Seite zeigte ihm, dass er noch nicht der Alte war. Kein ernstzunehmender Gegner. Das Aufstehen gelang schon besser und schneller als gestern. Dem Verlangen, sich zu strecken, widerstand er. Er sah aus dem Fenster. Hufgetrappel und das Klirren von Zaumzeug war zu hören. Diese Geräusche hatten ihn geweckt. Es waren jedoch keine Cowboys, die besoffen sich bereits in den Saloons. Irritiert beobachtete Jed den Pulk Mexikaner, der langsam durch die Stadt ritt. Direkt unter Jeds Fenster ritten sie vorbei. Keine abgerissene Bande Comancheros. Der Anführer war gut gekleidet. Jed schüttelte ungläubig den Kopf. Elf Reiter zählte er und die Männer verhielten sich so ruhig, als säßen sie in der Kirchenbank. Mexiko lag zwar nur einen halben Tagesritt entfernt, doch Mexikaner kamen selten herüber. So schnell es seine Verletzung zuließ, kleidete er sich an. Das musste er sich näher ansehen. In der Hotelhalle grüßte der Angestellte sichtlich erfreut, ihn zu sehen. Jed dankte und ging hinaus. Der Lärm aus den Saloons war deutlich zu hören. Jed erkannte Noseworthy, der mit einigen anderen aus dem Sheriffs Office kam. Er lief neben dem Mexikaner und redete auf ihn ein. »Da, da, das ist er.« Er zeigte auf Jed und war beruhigt, ihn zu sehen. »Das ist der richtige Sheriff. Der, nachdem sie den anderen erschossen haben. Da hieß er noch Harding. Die haben ihm den Stern genommen, nein, ich musste ihn nehmen.« Noseworthy war vollkommen durcheinander. Ob der Mexikaner verstand, was er ihm beizubringen versuchte, war fraglich. »Und außerdem ist er der richtige Morgan. Der andere ist ein Betrüger.«

Der Mexikaner blieb stehen, als sie bei Jed anlangten. Er war nicht sehr groß für einen Mann, doch auf den ersten Blick war der Patron zu erkennen. Ein Mann, der gewohnt war, Befehle zu erteilen. Die beiden Mexikaner, die hinter ihm gingen, beobachteten die Umgebung.

»Haben Sie verstanden, was ich sagte?«, fragte Noseworthy und massierte sein Kinn.

»Tut mir leid, Senior, das hab ich nicht«, antwortete der Mexikaner freundlich.

Noseworthy öffnete den Mund, um von vorne loszulegen.

»Mach mal halblang, Josh«, verlangte Jed. »Du verwirrst unsere Besucher.«

»Senior, ich suche meine Nichte Victoria Morgan und einen gewissen Sloan Harding.« Der Mexikaner war die Ruhe selbst.

Das hieß, er war Victorias Onkel. Doch was machte er hier mit so vielen Leuten?

»Ich bin Jed Morgan. Bis vor Kurzem nannte ich mich Sloan Harding.«

»Rodriguez Montoja«

»Ihre Tochter ist im Hotel.«

»Das ist es ja gerade. Jed, sie haben sie«, flüsterte Noseworthy.

»Josh, wenn du nicht sofort in klaren Sätzen sprichst, kriegst du die Maulschelle deines Lebens«, blaffte Jed.

»Sie haben Victoria in den Nugget Saloon gebracht. Die Hurensöhne sind alle dort versammelt.«

Wieso hatte er nicht gehört, als sie Victoria holten? Verdammt, hatte er so tief geschlafen?

»Senior Morgan, können Sie mir kurz schildern, was hier los ist?«

Jed erzählte ihm in wenigen Worten, was sich in letzter Zeit hier abgespielt hatte.

»Ja, das hat Victoria in ihrem Brief geschrieben.«

Jed war mehr als erstaunt. Davon hatte sie nichts erwähnt.

»Ich hatte noch keine Gelegenheit, dir davon zu erzählen.« Noseworthy massierte heftig sein Kinn. »Das war so. Du warst verletzt, bist es ja noch immer und allein komm ich gegen die Bande nicht an. Deswegen haben wir Owens Neffen nach Mexiko geschickt.«

»Wer ist wir?«

»Victoria und ich. Bis die U.S. Marshalls kommen, dauert es zu lange.« Noseworthy hob abwehrend die Hand. »Es war nicht nur meine Idee, sondern auch Victorias.« Hinter vorgehaltener Hand nuschelte er. »Wir haben ihn auf deinen Gaul gesetzt, weil er doch der schnellste ist.«

Während Jed sprachlos auf Josh starrte, gab Montoja Anweisungen an seine beiden Gefolgsleute. Die Mexikaner verständigten sich mit leisen Pfiffen untereinander. Überall aus den Gassen tauchten Montojas Männer auf, die von den beiden Adjutanten die Befehle entgegennahmen. Jed staunte über die Diszipliniertheit und wie die Mexikaner aufeinander eingespielt waren.

»Gehen wir in diesen Nugget Saloon«, forderte Montoja.

Noseworthy umklammerte seine Schrotflinte. »Ich jag den Galgenvögeln die Schrottkugeln in ihre verdammten Ärsche, dass es nur so pfeift«, murmelte er, während er neben Jed herlief. »Wie soll ich dich nennen, Sloan oder Jed? Jed, nicht wahr? Ist ja dein Name.«

Als kaum wahrnehmbare Schatten bewegten sich Montojas Männer durch die Straßen und Gassen. Welche Macht musste der Mann über seine Vaqueros haben, denen er blind vertraute.

Als ginge er zu einem Glas Whisky mit Freunden, schritt er ruhig dem Lärm des Saloons entgegen. Gegröle und das laute Geklimper auf dem Piano schlugen ihnen entgegen.

Montoja drehte sich zu Jed um. »Noch etwas, Senior Morgan. Ich habe meine Nichte zum letzten Mal gesehen, als sie ein kleines Mädchen war. Ich weiß nicht, wie sie aussieht«, sagte er leise.

Jed nickte nur. Montojas Adjutanten betraten als Erstes den Saloon und blieben beiderseits der Tür stehen, dann folgten Montoja, Jed und Josh.

»He, ihr bleibt und feiert mit uns«, befahl ein Kerl mit dem Revolver in der Hand und zielte auf einige Cowboys, die rechts neben dem Piano saßen. Das waren rechtschaffene Weidereiter, die mit den Banditen, die an der Bar herumstanden, nichts zu tun haben wollten.

»Das ist Victoria«, presste Jed zwischen geschlossenen Lippen hervor. Er stand neben Montoja, der sich nichts anmerken ließ. Auch Jed blieb äußerlich ruhig, obwohl er dem Blonden an der Bar, der sich als Erbe ausgab, am liebsten an die Gurgel gesprungen wäre. Dieser schubste Victoria gerade in die Arme eines seiner Männer und rief: »Jeder darf mit meiner Braut tanzen.«

Der Mann, in dessen Armen Victoria gelandet war, lachte laut und drehte sich mit ihr im Kreis. In Victorias Augen stand pure Verzweiflung.

Wenn Jed sich nicht täuschte, war der Betrüger mit acht seiner Spießgesellen hier.

»Mexikaner, was wollt ihr denn hier?«, rief der Blonde ihnen entgegen. »Und der ehemalige Sheriff gibt uns ebenfalls die Ehre seines Besuchs.«

Die Bande grölte. Der Dunkelhaarige mit dem Stern an seinem Hemd grinste hämisch und leerte sein Glas Whisky.

Fünf gegen neun war nicht so schlecht, doch Victoria befand sich zu nah bei den Banditen. Auf einen Schusswechsel konnte es Jed nicht ankommen lassen.

»Lass die Frau los!« Montojas Stimme war nicht sehr laut, doch im Nu verstummte das Gelächter. Der Pianospieler, der mit dem Rücken zur Tür saß, klimperte noch einige Takte, dann merkte er, dass etwas nicht stimmte, und nahm seine Hände von den Tasten.

»Der verdammte Mex will uns was befehlen.« Es war Frank Bannister, der die Worte ausspuckte. Der Pianospieler flüchtete zum Barmann hinter den Tresen, wo sie beide in Deckung gingen. Bannister stieß sich vom Tresen ab und griff zum Revolver. Eine Kugel von Montojas Mann zu Jeds Linken erwischte ihn, bevor er ziehen konnte. Die Hölle brach los. Genau das, was Jed verhindern wollte, um Victoria nicht in Gefahr zu bringen. Sie wand sich in den Armen des Banditen, aber gegen seine Kräfte hatte sie keine Chance. Da hechtete einer der Cowboys beherzt zu ihr und zerrte sie mit sich. Beide landeten auf dem Boden. Die Cowboys, die mit der Sache nichts zu tun hatten, stürzten die Tische um und gingen dahinter in Deckung. Jed riss seinen Revolver hoch und schoss auf den mit dem Sheriffstern, der auf ihn zielte. Er spürte den Lufthauch der Kugel, die hinter ihm in die Tür schlug. Aus den Augenwinkeln gewahrte er, wie Montoja und seine beiden Männer sich bewegten, um nicht getroffen zu werden. Jed hörte Noseworthy schreien und riskierte einen kurzen Blick auf ihn. Josh lag am Boden, sein linkes Bein zuckte unkontrolliert, zwischen seinen Fingern, die er auf den Oberschenkel presste, quoll Blut hervor. Im Pulverrauch sah Jed, wie der Betrüger zu Boden ging, sich abrollte und in der Nähe der umgestürzten Tische landete. Er griff nach Victoria, trat einem Cowboy mit seinem schweren Stiefel an den Kopf, sodass der Junge nach hinten geschleudert wurde und liegen blieb. Er packte Victoria an den Haaren, zog sie hoch und hielt sie vor sich als Schutzschild. Den freien Arm legte er um ihren Hals und presste sie eng an sich, die andere Hand hielt den Revolver, den er ihr an den Kopf hielt. Die Mexikaner schienen es gleichzeitig wie Jed zu sehen, denn schlagartig verstummten die Schüsse. Von den Banditen stand neben dem Betrüger nur noch einer mit einer leichten Verletzung am Arm. Die anderen waren entweder tot oder schwer verwundet.

»Wenn sich einer von euch rührt, jag ich ihr eine Kugel in den Kopf.« Der Blick des Blonden hatte etwas Irrsinniges an sich. »Wir verschwinden mit ihr und lassen sie später laufen. Wenn ich einen Verfolger sehe, wird sich die kleine Schlampe wünschen, nie geboren worden zu sein.« Er hielt ihr den Lauf der Waffe so fest gegen die Schläfe, dass Victoria schmerzhaft ihr Gesicht verzog. »Es liegt an euch. Nur an euch, ob die Kleine am Leben bleibt«, sagte er mit rasselnder Stimme. »Gus, hol unsere Pferde. Bring sie zum Hinterausgang«, befahl er seinem einzigen verbliebenen Mann.

Der Angesprochene ging rückwärts zum Ausgang, den Revolver im Anschlag.

»Und ihr werft eure Waffen weg.«

Um ihn nicht unnötig zu reizen, kamen sie sofort der Aufforderung nach. Jed schielte zu Montoja, der mit ausdrucksloser Miene den Banditen beobachtete, als ginge ihn das Ganze nichts an. Seine Gelassenheit konnte Jed nicht teilen. Im Dunkel der Nacht würde der Bandit mit seiner Geisel verschwinden. Plötzlich erklang aus der Kehle des Banditen, der schon halb durch den Hinterausgang verschwunden war, ein gurgelnder Laut und er fiel zu Boden. Aus seinem Rücken ragte der Schaft eines Messers. Der Blonde machte eine halbe Drehung, um zu sehen, was hinter seinem Rücken vor sich ging. Die kurze Ablenkung nutzte Victoria, um sich aus seiner Umklammerung zu winden. Er sah seinen Fehler sofort ein, hob den Revolver und schoss. Dort, wo Jed gerade noch gestanden war, schlug die Kugel in die Dielen. Jed hechtete nach vorne, wo sein Revolver lag. Die Verwundung schränkte ihn in seinen Bewegungen ein. In dem Augenblick, als er zu Boden stürzte, wusste er, dass er seine Waffe nicht erreichen würde. Er ignorierte den wahnsinnigen Schmerz in seiner Seite, zog das Messer aus dem Stiefelschaft und schleuderte es, ohne genau zu zielen. Der Blonde feuerte noch seinen Revolver ab, dessen Kugel an Jed vorbeisirrte, ohne jemandem zu schaden. Montojas Schuss traf ihn voll. Er war tot, noch bevor er zu Boden fiel. Jed quälte sich hoch.

Victoria flog in Montojas Arme. »Onkel Rodriguez«, flüsterte sie mit Tränen in den Augen.

»Muchacha, deine Nachricht und die Erzählungen des Boten haben mich sehr beunruhigt. Ich bin gerade noch rechtzeitig gekommen.«

»Danke, Onkel«, hauchte sie.

»Komm nach Hause«, forderte Montoja.

Sie drehte ihren Kopf zu Jed, der neben ihnen stand.

»Wenn du willst, ist dein Zuhause die Morgan Ranch. Ich kann nicht jeden Sonnabend nach Mexiko reiten, um dich zu besuchen und zu fragen, ob du mich heiraten willst.«

Jed grinste, als sie lächelte. Fast war der wilde Schmerz in seiner Wunde vergessen. Über Victorias Kopf traf ihn Montojas Blick, in dem er Einverständnis zu lesen glaubte. Sie nickten sich zu.


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