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Curumilla – Zweites Buch, Kapitel 5

Gustave Aimard
Curumilla
Zweites Buch
Eine Abenteuergeschichte aus dem Jahr 1861
Kapitel 5 – La Quebrada del Coyote

Die Natur nimmt in Amerika, ganz besonderes des Abends ungefähr zwei Stunden vor Sonnenuntergang einen großartigen Charakter an.

Die Bäume scheinen sich in der ersten Dämmerung der Nacht zu riesenhafter Größe auszudehnen, die belebte Stille der Einöde erscheint geheimnisvoller, und der Mensch empfindet unwillkürlich ein Gefühl ehrerbietiger Scheu, die sein Herz beklemmt und ihn mit bangen Ahnungen erfüllt.

Die Fluten des Stromes murmeln dumpf, die Nachtvögel durcheilen schwerfällig die Luft mit unheimlichem Geschwirr, und die Raubtiere, die in ihren verborgenen Höhlen erwachen, begrüßen die Dunkelheit mit freudigem Geheul, denn während der Nacht sind sie die unumschränkten Fürsten der Wildnis, da die wirksamste Waffe des Menschen, sein Blick, ihm benommen ist.

Pater Seraphin ritt mit den jungen Mädchen zum Abhang eines hohen Berges, dessen bewaldete Seitenwände sich in die düsteren Tiefen der Barrancas verloren.

Die Reisenden hatten, seitdem sie das Lager verließen, noch nicht haltgemacht.

Sie verfolgten einen schmalen Pfad, den die Maultiere sich gebahnt hatten und der in tausend Windungen am Abhang des Berges verlief.

Der Pfad war so schmal, dass zwei Pferde nur mit Mühe nebeneinander schreiten konnten. Die Pferde traten aber so sicher auf, dass sie ihren Weg ohne zu zaudern oder zu straucheln fortsetzten und ungefährdet da vorüberschritten, wo sich kein anderes Tier hingewagt haben würde.

Der Mond war noch nicht aufgegangen, am umwölkten Himmel ließ sich kein Stern blicken, dichte Finsternis herrschte überall, was unter gegenwärtigen Umständen für die Reisenden fast ein Glück war. Denn wenn sie hätten sehen können, wie sie in beträchtlicher Höhe gewissermaßen in der Luft schwebten, wäre ihnen der Mut vielleicht vergangen und sie hätten sich unwillkürlich von Schwindel ergriffen gefühlt.

Pater Seraphin und Dona Angela ritten, wie schon gesagt, nebeneinander. Violanta folgte ihnen auf wenige Schritt Entfernung.

»Mein Vater«, sagte das junge Mädchen, »wir reiten bereits seit sechs Stunden und ich fange an, müde zu werden. Werden wir nicht bald anhalten?«

»Ja, mein Kind, in ungefähr einer Stunde. Wir werden sehr bald diesen Pfad verlassen, um eine Schlucht zu erreichen, welche La Quebrada del Coyote heißt. Haben wir diese Schlucht durchquert, so werden wir in einem bescheidenen Haus übernachten, welches kaum zwei Stunden entfernt davon ist.«

»Wir werden die Schlucht del Coyote durchwandern, mein Vater, wir sind also auf der Straße nach Hermosillo?«

»Allerdings, mein Kind.«

»Ist es nicht unvorsichtig, eine Straße einzuschlagen, welche durch die Truppen meines Vaters besetzt ist?«

»Mein Kind«, erwiderte der Missionar sanft, »ein kluger Mann muss häufig viel wagen, um desto größere Sicherheit zu erlangen. Wir sind nicht allein auf der Straße nach Hermosillo, sondern jene Stadt ist sogar das Ziel unserer Reise.«

»Wie? Hermosillo?«

»Ja, mein Kind. Es ist meiner Meinung nach der einzige Ort, wo Sie vor den Nachforschungen Ihres Vaters vollkommen sicher sein werden. Denn sicherlich wird es ihm nicht einfallen, Sie dort zu suchen. Und er wird sich nicht träumen lassen, dass Sie ihm so nahe sind.«

»Das ist wahr«, sagte sie nach kurzem Bedenken, »es ist ein kühner Gedanke, der gerade deshalb gelingen wird. Ich glaube allerdings, dass Hermosillo der einzige Ort ist, wo ich die Nachstellungen derjenigen, die sich meiner bemächtigen wollen, nicht zu fürchten habe.«

»Ich werde übrigens Sorge tragen, dass diejenigen, deren Obhut ich Sie übergehe, sich Ihrer besonders annehmen. Der größeren Sicherheit wegen werde ich Sie so wenig wie möglich allein lassen.«

»Ich bin Ihnen dankbar dafür, mein Vater, denn ich werde mich sehr einsam und verlassen fühlen.«

»Fassen Sie Mut, mein Kind, ich habe Vertrauen zu Don Louis, und der Himmel wird sein Unternehmen beschützen, denn das Werk, welches er beginnt, ist groß und edel. Gilt es doch ein ganzes Land zu befreien.«

»Es freut mich, Sie so reden zu hören, da kann ich Ihnen versichern, mein Vater: Der Graf von Prèbois-Crancé wird vielleicht scheitern, dann stirbt er aber den Tod eines Helden und Märtyrers.«

»Ja, der Graf ist ein außergewöhnlicher Mensch und ich glaube mit Ihnen, mein Kind, dass, wenn ihm seine Zeitgenossen auch keine Gerechtigkeit widerfahren lassen sollten, ihn die Nachwelt doch auf keinen Fall mit jenen sitten- und gewissenlosen Freibeutern auf eine Stufe stellen wird, die nur nach dem Erwerb des Goldes trachten, und die, welchen Namen sie sich auch geben, in der Tat doch nur Straßenräuber sind. Hier erweitert sich aber der Weg, bald werden wir die Schlucht betreten. Dieselbe steht in der Gegend in keinem besonderen Ruf. Halten Sie sich daher dicht bei mir. Zwar glaube ich nicht, dass wir etwas zu fürchten haben, doch kann Vorsicht niemals schaden.«

In der Tat erweiterte sich plötzlich der Pfad, wie es der Missionar vorhergesagt hatte. Die beiden Seitenwände des Berges, die sich allmählich verengt hatten, bildeten nun zwei parallel laufende Steilwände, die kaum sechzig Fuß voneinander entfernt waren. Es war der schmale Pass, welchen man La Quebrada del Coyote nannte. Derselbe war ungefähr eine halbe Stunde lang, dann verbreiterte er sich plötzlich und mündete auf ein weitläufiges Chaparral, das mit niedrigem Gebüsch und Dahlienfeldern bedeckt war. Rechts und links flachten die Berge ab und vereinigten sich ungefähr achtzig Stunden weiter zum zweiten Mal.

In dem Augenblick, in welchem die Reisenden die Schlucht betraten, kam der Mond hinter den Wolken, die ihn verhüllt hatten, hervor und erleuchtete den gefährlichen Ort mit seinem bleichen Licht.

So schwach das Licht auch war, diente es den Reisenden doch dazu, sich zu orientieren und einen Blick auf ihre Umgebung zu werfen.

Sie trieben ihre ermüdeten Pferde an, um das Ende des düsteren Passes, den sie betreten hatten, um so schneller zu erreichen.

Sie mochten ungefähr zehn Minuten weiter geritten sein und hatten bereits die Mitte der Schlucht erreicht, als sich plötzlich das Gewieher eines Pferdes vernehmen ließ.

»Es sind Reisende hinter uns«, sagte der Missionar mit gerunzelter Stirn.

»Und zwar sehr eilige Reisende, wie es scheint«, antwortete Dona Angela. »Hören Sie …«

Sie hielten an, um zu lauschen. Sie hörten deutlich den Hufschlag mehrerer rasch dahinjagender Pferde.

»Was mögen das für Leute sein?«, murmelte der Missionar in sich hinein.

»Reisende, wie wir, vermute ich.«

»Nein«, antwortete Pater Seraphin, »Reisende würden nicht mit solcher Eile dahinjagen, es sind Menschen, welche jemanden verfolgen. Wahrscheinlich uns.«

»Das ist nicht wahrscheinlich, mein Vater, es weiß niemand von unserer Reise.«

»Der Verrat hat Luchsaugen und die Ohren des Oppossum, liebes Kind. Er wacht beständig. Es spricht sich alles herum, und sobald zwei Menschen ein Geheimnis kennen, hat es aufgehört, ein solches zu sein. Aber die Zeit drängt, wir müssen einen Entschluss fassen.«

»Wenn es Feinde sind, so sind wir verloren«, rief Dona Angela erschrocken aus. »Wir haben von niemandem Hilfe zu erwarten.«

»Die Vorsehung wacht, mein Kind. Vertrauen Sie ihr, sie wird uns nicht verlassen.«

Der rasche Tritt der Pferde kam immer näher und dröhnte donnerartig durch die Schlucht.

Der Missionar richtete sich auf, seine Züge nahmen plötzlich einen energischen Ausdruck an, den man hinter der gewöhnlichen Sanftmut kaum für möglich gehalten haben würde. Seine sonst so einnehmende wohlklingende Stimme nahm einen strengen, beinahe harten Ton an.

»Treten Sie hinter mich und beten Sie«, sagte er, »denn, wenn mich nicht alles täuscht, wird es einen gefährlichen Zusammenstoß geben.«

Die beiden Frauen gehorchten fast unbewusst, Dona Angela glaubte sich schon verloren. Allein mit dem armen Priester war jeder Widerstand unmöglich.

Der Missionar nahm die Zügel seines Pferdes in die Linke, befestigte sie am Sattelknopf und erwartete den Zusammenstoß, mit dem Gesicht gegen die Ankommenden gewendet.

Er brauchte nicht lange zu warten. Nach ungefähr zehn Minuten erschienen zehn Reiter, die mit verhängtem Zügel herankamen.

Sie blieben zwanzig Schritt vor den Reisenden plötzlich stehen, dass es schien, als ob ihre Pferde im Boden wurzelten.

Soviel man sehen konnte, trugen die Männer die Kleidung der reichen Mexikaner, ihr Gesicht war mit einem schwarzen Schleier verhangen.

Es war kein Zweifel mehr möglich, die unheimlichen Reiter hatten es wirklich auf unsere Reisenden abgesehen.

Es entstand eine feierliche Stille, welche der Missionar endlich zu brechen beschloss.

»Was wollen Sie, meine Herren?«, fragte er in lautem, entschlossenem Tone, »und warum verfolgen Sie uns?«

»Oho!«, erwiderte eine spöttische Stimme, »die Taube redet ja im Ton des Hahnes. Wir haben keineswegs die Absicht, Ihnen zu schaden, Señor Padre, wir wollen Ihnen nur den Dienst erweisen, Ihnen die Fürsorge für die beiden lieblichen Mägdlein abzunehmen, die Sie so verstohlenerweise entführen.«

»Reiten Sie einfach weiter, meine Herren, und kümmern Sie sich nicht um Dinge, welche Sie nichts angehen.«

»Nun, nun, Señor Padre«, fuhr der erste Sprecher fort, »ergeben Sie sich gutwillig, denn wir möchten nicht gern die Achtung vergessen, welche wir Ihnen schuldig sind. Jeder Widerstand ist Ihnen unmöglich, denn wir sind zehn gegen einen. Außerdem sind Sie ja auch ein Mann des Friedens.«

»Ihr seid Elende!«, antwortete der Missionar, »entfernt Euch. Genug der Spötterei, lasst mich meinen Weg ruhig fortsetzen.«

»Nicht doch, Señor Padre, Ihr müsst Euch schon entschließen, uns Ihre beiden Begleiterinnen zu überlassen.«

»Aha! Steht es so? Nun wohlan, so lasst uns kämpfen. Ihr habt Euch in Bezug auf mich getäuscht, wie mir scheint. Ich bin allerdings ein Missionar und ein Mann des Friedens, doch scheint Ihr vergessen zu haben, dass ich auch Franzose bin. Lasst Euch also versichern, dass ich nicht zulassen werde, dass meinen Begleitern in irgendeiner Weise rücksichtslos begegnet werde, und wäre Eure Zahl auch zweimal größer. Die beiden Personen hat Gott meinem Schutz befohlen.«

»Womit denkt Ihr denn diese zu verteidigen, mein Herr Franzose?«, fragte der Fremde hohnlachend.

»Hiermit«, versetzte der Missionar kaltblütig, indem er zwei Pistolen aus den Satteltaschen zog und sie entschlossen spannte.

Die Räuber waren unwillkürlich zweifelhaft. Die Tat des Missionars war so entschieden, der Ton seiner Stimme so fest und seine Haltung so unerschrocken, dass sie unwillkürlich erbebten, denn sie sahen ein, dass sie es mit einem beherzten Mann zu tun hätten, der lieber sterben, als einen Fußbreit weichen würde.

Die Mexikaner kennen nicht viel Dinge, vor welchen sie Achtung hegen. Doch müssen wir ihnen die Gerechtigkeit widerfahren lassen, zu bekennen, dass das priesterliche Kleid von ihnen tief verehrt wird.

Pater Seraphin war nicht einer jener Missionare, deren es leider etliche gibt, besonders unter den Priestern von Süd- und Nordamerika. Der Ruf seiner Tugend und Frömmigkeit war an der mexikanischen Grenze bedeutend. Es war schon verwegen, ihn sowohl zu verletzen als auch ihm mit dem Tod zu drohen.

Die Fremden waren aber zu weit gegangen, um einzulenken.

»Nehmt Vernunft an Padre«, rief der erste Sprecher aus, »und unternehmt keinen unmöglichen Widerstand, wir müssen um jeden Preis jene Frauen mit uns nehmen.«

Bei diesen Worten trat er vor, als wolle er seiner Rede die Tat folgen lassen.

»Halt! Noch einen Schritt und Ihr seid tot! Das Leben zweier Menschen liegt in meiner Hand.«

»Und in der meinen noch zwei!«, rief eine raue Stimme, worauf plötzlich ein Mann aus dem Dickicht sprang und mit der Behändigkeit eines Tigers herbeieilte, um sich entschlossen an die Seite des Missionars zu stellen.

»Curumilla!«, rief Letzterer aus.

»Ja«, antwortete der Häuptling, »ich bin es, nur Mut gefasst! Unsere Freunde sind nicht weit.«

In der Tat hörte man in der Ferne ein dumpfes Geräusch, welches immer deutlicher wurde. Die Unbekannten waren bisher in ihrer Unterhandlung mit dem Missionar so vertieft gewesen, dass sie nicht darauf geachtet hatten.

Die Situation verwickelte sich. Pater Seraphin sah ein, dass er, solange kein Schuss gefallen wäre, das Feld unbedingt behaupten würde, denn aus den Worten Curumillas schloss er mit Gewissheit, dass bald Hilfe da sein würde. Sein Entschluss war alsbald gefaßt, hier galt es nur Zeit zu gewinnen und das zu erreichen bemühte er sich.

»Hören Sie, meine Herren«, sagte er, »ich bin, wie Sie sehen, nicht mehr allein. Gott hat mir einen wackeren Beistand geschickt, meine Lage ist daher nicht mehr so verzweifelt, wollen wir unsere gegenwärtige Situation abwägen?«

»Abwägen!«

»Ja.«

»Fassen Sie sich kurz.«

»Ich werde mich diesbezüglich befleißigen. Aus der Art und Weise, wie Ihr mir entgegengetreten seid, schließe ich, dass Ihr wahrscheinlich Saltadores seid. Wohlan hören Sie mich an. Sie scheinen zu glauben, dass Sie mich in Ihrer Gewalt haben. Sein Sie aber nicht zu vermessen, stellen Sie Ihre Forderung nicht zu hoch, sondern bedenken Sie, dass ich ein armer Missionar bin, dessen ganze Habe den Armen gehört. Wie viel verlangen Sie von mir als Lösegeld, ich bin zu jedem Opfer bereit, das sich mit meiner Stellung verträgt.«

Der Pater Seraphin hätte noch lange reden können, ohne dass die Unbekannten darauf gehört hätten. Sie waren auf das entfernte Geräusch aufmerksam geworden und lauschten mit gespannter Aufmerksamkeit.

»Teufel!«, rief der frühere Wortführer aus, »der Unhold hat uns zum Besten!«

Bei diesen Worten drückte er die Sporen in die Weichen seines Pferdes. Doch statt vorwärts zu eilen, bäumte sich das edle Tier vor Schmerz wiehernd fast senkrecht in die Höhe und brach dann zusammen.

Curumilla hatte demselben mit der Schneide seiner Machete die Kniegelenke durchschnitten. Nach dieser Heldentat stieß der Indianer einen lauten Hilferuf aus, der durch ein gewaltiges Hurra beantwortet wurde.

Das Eis war gebrochen und die Räuber drangen mit wildem Geheul auf die Reisenden ein. Der Missionar feuerte seine Pistolen ab, mehr in der Absicht, seine Freunde zur Eile anzutreiben, als einen Menschen zu töten. Man konnte es leicht an dem Umstand erkennen, dass niemand fiel, obgleich die Entfernung so gering war, dass man sein Ziel fast nicht verfehlen konnte.

Im selben Augenblick eilten fünf bis sechs Reiter herbei und brausten wie ein Sturmwind auf die Unbekannten zu. Es entstand ein furchtbares Handgemenge und von allen Seiten hörte man die Kugeln pfeifen.

Der Missionar war vom Pferd gestiegen, hatte die Frauen veranlasst, ein Gleiches zu tun und sie dann etwas abseits geführt, um sie vor den Kugeln zu schützen.

Der Kampf währte aber nicht lange. Nach ungefähr fünf Minuten flohen die Räuber mit der größten Eile und die Neuankömmlinge verfolgten sie eifrig, während vier Leichen auf dem Kampfplatz blieben.

Doch gaben die Reiter nach kurzer Zeit die Verfolgung auf, welche sie als fruchtlos erkannten, und kehrten zurück, um sich dem Missionar zuzugesellen.

Letzterer, welcher den ungerechten Angriff, den man gegen ihn unternommen, bereits vergessen hatte, war bemüht, den unglücklichen Opfern des Hinterhaltes, den sie selbst hatten ausführen helfen, beizustehen. Er wandelte fromm von dem einen zum anderen, um sich zu überzeugen, dass die Hilfe noch nicht zu spät komme.

Drei waren tot, der Vierte röchelte und wand sich mit dumpfem Stöhnen in den letzten Zuckungen des Todeskampfes.

Der Missionar entfernte den Schleier, der sein Gesicht bedeckte, und stieß einen Ausruf der Überraschung aus, als er ihn erkannte.

Bei diesem Ausruf öffnete der Sterbende die Augen und heftete seinen starren Blick auf Pater Seraphin.

»Ja ich bin es«, sagte er mit erstickter Stimme, »mir geschieht, wie ich es verdient habe.«

»Unglücklicher!«, antwortete der Missionar, »hältst du so dein Versprechen?«

»Ich habe es versucht«, versetzte jener. »Vor wenigen Tagen habe ich denjenigen gerettet, den Sie mir empfohlen hatten, mein Vater.«

»Und hast dafür mich, der dir das Leben gerettet hat, töten wollen«, erwiderte der Missionar.

Der Verwundete machte eine heftig verneinende Bewegung. »Nein«, sagte er, »nimmermehr! Es gibt in dieser Welt im Voraus verdammte Menschen. El Buitre ist ein elender Räuber gewesen und stirbt, wie er gelebt hat, das ist in Ordnung. Lebt wohl Vater! Ja, Ihren Freund, den Jäger, habe ich gerettet … ah, ah!«

Bei diesen Worten hatte sich der Unglückliche aufgerichtet, plötzlich erfasste ihn ein Krampf und er rollte auf die Erde.

Er war tot.

Der Missionar kniete neben ihm nieder und betete.

Die Anwesenden fühlten sich unwillkürlich ergriffen, sie entblößten ehrerbietig ihr Haupt und blieben schweigend neben ihm stehen.

Plötzlich ließen sich Schüsse und Geschrei vernehmen und eine zahlreiche Truppe Reiter erreichte die Schlucht in vollem Lauf.

»Zu den Waffen!«, riefen die Anwesenden und schwangen sich eiligst in den Sattel.

»Halt!«, sagte Curumilla, »es sind Freunde.«