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Wolfram von Bärenburg – Teil 13

Wolfram von Bärenburg, genannt der Erzteufel
Der verwegenste Raubritter und schrecklichste Mörder, ein Scheusal des Mittelalters, von der Hölle ausgespien zum Verderben der Menschen
Eine haarsträubende Schauergeschichte aus den furchtbaren Zeiten des Faustrechts und des heimlichen Gerichts der heiligen Feme aus dem Jahr 1860
Kapitel 13

Der verwundete Ritter

Nach dem Mittagsessen ging Kurt mit seiner Axt wieder zum Holzfällen tief in den Wald, immer in der Hoffnung, auf Wolfram zu treffen und sich an ihm blutig rächen zu können. Eine Stunde war vorüber, als Kurt den Schall von Jagdhörnern aus geringer Entfernung hörte. Er horchte spähend. Alles war wieder still. Bald darauf dröhnten Hufschläge hinter ihm. Ein reiterloses Ross sauste schnaubend an ihm vorbei. Gleich darauf drang ein Hilfeschrei aus einem nahen Gebüsch. Kurt eilte hin und erblickte einen stattlichen Mann im Jagdgewand auf dem Boden liegend, welcher mit blutbefleckten Händen mit einem großen Wolf rang, der ihn soeben in den linken Arm gebissen hatte, und im selben Augenblick von Kurt mit einem Axtschlag tot zu Boden gestreckt wurde.

»Ich danke dir«, sagte der Verwundete, ein schöner, stattlicher Mann, indem er seinen auf dem Boden liegenden Jagdspieß ergriff und sich daran aufrichtete. »Mein Ross ist über eine Baumwurzel gestürzt, als ich eben einen Wolf angriff.«

Mit diesen Worten entfernte er sich, jeden weiteren Beistand ablehnend, und ging zu Martha, um sich seine Wunde verbinden zu lassen. Er setzte sich auf einen Stuhl, während sie das zum Verband Nötige herbeiholte.

»Fürchtest du dich nicht in dieser Einsamkeit, Alte?«, fragte er.

»Nein. Ich bin uralt und arm, und jeder findet bei mir Hilfe. Das wissen die Leute weit und breit und tun mir nichts.«

»Wenn aber Wolfram der Erzteufel zu dir käme, verwundet, wie ich, was dann?«

»Ei, ich würde ihn auch verbinden wie euch. Mensch ist Mensch.«

»Wolfram ist aber ein sehr böser Mensch!«

»Wer weiß auch, ob alles wahr ist, was man ihm nachsagt. Ich glaube nur, was ich selbst sehe.«

»Du magst wohl recht haben.«

Martha hatte den Ärmel des geschwollenen Armes aufgetrennt, zu beiden Seiten weggestreift, und die Wunde mit einem nassen Schwamm gereinigt.

»Der Biss von fünf Wolfszähnen ist deutlich zu sehen«, bemerkte sie.

»Wohl möglich, die Bestie fasste meinen Arm mit dem ganzen Rachen.«

Martha strich die Salbe auf die Wunde und verband sie. »Die Geschwulst zieht sich schon an der linken Seite der Brust hinab und bedarf dort eines Pflasters, um nicht gefährlich zu werden. Ich muss also Euer Wams, das ihr wegen der Geschwulst nicht ausziehen könnt, auf der linken Seite samt dem Hemd von oben nach unten auseinanderschneiden.«

»Nur zu, ich habe noch Wämser genug! Mach nur, dass ich bald geheilt werde, denn am ersten Sonntag im nächsten Monat gibt der Kaiser ein großes Turnier in Heidelberg zur Feier der Vermählung seiner Base, der Erbgräfin Hildegard von Kronfels mit dem Ritter Hugo von Klippenberg. Und dieser glückliche Hugo … bin ich!«

»Gott sei gepriesen«, rief Martha aus, die die Geschwulst an der linken Seite des Ritters mit Entsetzen erblickt hatte, »dass ich noch in meinem hohen Alter das Glück habe, den edlen Ritter Hugo von Klippenberg zu sehen und ihm einen Dienst erweisen zu können.«

»Wofür die Belohnung nicht ausbleiben soll, die du auf meiner Burg holen magst.«

»Möget ihr im Turnier den ersten Preis erkämpfen, wie in der Liebe!«

In seinen Jagdmantel gehüllt, verließ Hugo dankend Marthas Wohnung, die nach Kurts Heimkehr eine lange Unterredung mit ihm hatte. Mit dem ersten Grauen des Morgens ging er fort, großen Abenteuern entgegen.