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Wiesbadener Lesecafé – Das Ende einer Ära

Das Ende einer Ära

Nach 46 Monaten und insgesamt 50 Lesungen schließt das Wiesbadener Lesecafé, welches in der Coffeebar Anderswo seine Heimat gefunden hatte, vorerst seine Pforten.

Zur Jubiläums- und gleichzeitig bislang letzten Veranstaltung am 17. Januar 2015 konnten die Veranstalterinnen 25 Gäste begrüßen, die mit Spannung den Worten der beiden Autoren Andreas Zwengel und Michael Buttler lauschten.

Andreas Zwengels Geschichten finden sich in zahlreichen Anthologien wieder.

Mit Panoptikum ist vor wenigen Monaten eine Sammlung von 12 seiner phantastischen Kurzgeschichten und Novellen im Verlag Saphir im Stahl veröffentlicht worden.

Gargoyles über Paris, so der Titel der Erzählung, die Andreas vorlas, erschien erstmals 2012 in der Geisterspiegel-Anthologie Dark History.

Im Jahr 1636 kämpft Sebastian Caspard, Unsterblicher und Leibgardist von König Louis XIII. in Paris gegen steinerne, durch Magie zum Leben erweckte Gargoyles, die sich Kardinal Richelieu als Ziel auserkoren haben. Die trashige Story folgt einem geradlinigen Handlungsverlauf und man könnte sich diese gut in einem der einst populären Pulp-Magazine vorstellen, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ihre Blütezeit hatten.

Nach einer Pause ging es dann weiter mit Michael Buttler, Gast der ersten Stunde im Lesecafé und ein Autor, der hier schon mehrfach sein interessiertes Publikum gefunden hat. Ist es doch immer wieder ein Genuss, seinen Vorträgen zu lauschen, die er äußerst lebendig gestaltet, indem er jedem seiner Charaktere eine eigene Stimme gibt.

So auch dieses Mal, als er fünf Szenen aus seinem letzten Roman Der Teufelsvers las. Erschienen ist das Buch Anfang 2014 im Bookshouse Verlag.

Nach Die Bestie von Weimar (Saphir im Stahl, 2012) befinden wir uns erneut im historischen Weimar des Jahres 1825. Auch der Dichter Johann Wolfgang von Goethe spielt wieder eine Rolle, doch stehen die beiden Werke darüber hinaus in keinem weiteren Zusammenhang.

Eine englische Reisegruppe unter der Führung des Gesandten Sir Archibald Treasury erfährt von dem alten Landarbeiter Albrecht, der 1793 Herrn von Goethe das Leben gerettet haben will, worauf dieser ihn als Pferdeburschen anstellte und ihm auch finanziell großzügig zur Seite gestanden habe, dass jener Albrecht aus Dankbarkeit Herrn von Goethe einen Vers schenkte, mit dem man in der Lage sei, den Teufel zu beschwören. Das Verlangen bei den Reisenden ist geweckt, aber auch die Diebesgilde Die Zunft unter ihrem Anführer Karl Eisenfaust beteiligt sich mit dem Kleinganoven Ziff und Karls Freundin Fleur an der Jagd nach diesem mächtigen Artefakt, dem Teufelsvers. In Goethes Haus in Weimar laufen die Fäden zusammen und dieses wird zum Anziehungspunkt für all jene, die den Vers in ihren Besitz bringen möchten und derer gibt es nicht wenige.

Zur Auflockerung seiner Lesung hatte Michael eine Tafel mit vier sogenannter Gaunerzinken vorbereitet, Geheimzeichen, mit denen Nachrichten und Informationen verschlüsselt verbreitet wurden. Diesen Zeichen begegnet Ziff im 3. Kapitel des Romans während seiner Suche nach Karl.

Die Zuhörer hatten nun die Aufgabe, die Bedeutung dieser Zeichen zu erkennen oder zu erraten. Eine Idee, die beim Publikum sehr gut ankam.

Bei der sich an die Lesung anschließenden Fragerunde berichtete Michael von seinen Recherchen in Weimar wie auch von seinem neuesten Projekt, einem historischen Krimi mit dem richtungsweisenden Titel Sherlock Holmes und die indische Kette, der im Mai/Juni dieses Jahres im Blitz-Verlag erscheinen und in Deutschland zur Zeit der Choleraepidemie des ausgehenden 19. Jahrhunderts spielen wird.

Die Abschiedslesung mit Andreas Zwengel und Michael Buttler brachte nicht nur einige neue Besucher in das Wiesbadener Lesecafé, sondern bildete einen der Höhepunkte dieser privat initiierten literarischen Veranstaltungsreihe.

Es bleibt zu hoffen, dass man sich vielleicht an einem anderen Ort wiedersieht und -hört, stellte das Lesecafé doch eine kompetente Alternative zum städtisch geförderten Kulturbetrieb dar.

Weiterführende Informationen unter

Das Copyright des Autorenfotos liegt bei Juliane Seidel.

(stb)

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