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Die Grabgewölbe von Yoh-Vombis

Clark Ashton Smith
H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens 26
Die Grabgewölbe von Yoh-Vombis
Gesammelte Erzählungen Band 2

Horror, Hardcover, gebunden mit Schutzumschlag und Leseband, Festa Verlag, Leipzig, Oktober 2012, 418 Seiten, 28,00 Euro, ISBN: 9783865520890, aus dem Amerikanischen von Malte S. Sembten u.a.
www.festa-verlag.de
www.eldritchdark.com

»Ich habe keinen Grund zu der Annahme, dass irgendjemand meiner Geschichte Glauben schenken wird. Und wenn ein anderer sie erzählte, würde ich sie vermutlich ebenso wenig glauben wollen. Dennoch erzähle ich sie nun in der Hoffnung, dass der bloße Akt des Erzählens, das in Worte Fassen dieses makabren Tagtraumabenteuers etwas dazu beiträgt, meinen Geist von der abscheulichen Last zu befreien.«

(Das Gorgonenhaupt)

Die unentdeckte Insel (The uncharted Isle, 1930)

Nach dem Brand des Handelsschiffs, auf dem Mark Irwin als Maat diente, kann er sich in ein Ruderboot retten. Der totalen Entkräftung nahe gelangt er an den Strand einer unbekannten Insel. Zunächst glaubt Irwin sich alleine, entdeckt jedoch bald eine Stadt, deren Bewohner ihn allerdings nicht wahrzunehmen scheinen. Alle Stadtbewohner warten offenbar auf ein Ereignis, das im Zusammenhang mit den Sternbildern steht.

Das Ungeheuer aus der Prophezeiung (The Monster of the Prophecy, 1932)

Der geheimnisvolle Fremde, den Theophilus Alvor an der Brooklyn Bridge kennenlernt, gibt sich ihm schon bald als Vizaphmal vom Planeten Antares zu erkennen. Er macht ihm sogar das Angebot, Alvor mit zurück auf seinen Heimatplaneten zu begleiten. Doch Vizaphmals Angebot ist nicht uneigennützig, denn eine antarische Prophezeiung berichtet von einem mächtigen Zauberer, der einst in Begleitung eines Ungeheuers mit zwei Beinen, zwei Augen und weißer Haut an seiner Seite erscheinen und zum neuen König von Antares ernannt wird.

Der Brief aus Mohaun Los (The Letter from Mohaun Los, 1932)

Das spurlose Verschwinden des exzentrischen Millionärs Domitian Malgraff und seines chinesischen Dieners Li Wong gibt seinen Zeitgenossen und vor allem seiner Verlobten Rätsel auf. Bis ein Jahr darauf ein fremdartiges Gebilde auftaucht, das einen Bericht von Malgraff enthält. Dieser Report beschreibt, wie der Millionär und sein Diener mittels einer Zeitmaschine auf fremde Planeten gereist sind.

Das Gorgonenhaupt (The Gorgon, 1932)

Eines Tages trifft der Erzähler – ein Connaisseur des Grauens – im neuzeitlichen London einen seltsam altertümlich anmutenden Mann, der ihm ein verlockendes Angebot macht. Mitten in der englischen Hauptstadt, in einem privaten Anwesen, soll sich das Haupt der Medusa befinden und er wäre bereit, ihn dorthin zu führen.

Die Epiphanie des Todes (The Epiphany of Death, 1934)

Obschon Tomeron aufgrund seiner Erscheinung und seiner seltsamen Studien als rechter Sonderling gilt, entwickelt sich zwischen ihm und dem feinsinnigen Theolus eine respektvolle Freundschaft. Eines Abends erbittet Tomeron von seinem Freund einen eigenartigen Gefallen.

Eine nekromantische Geschichte (The necromantic Tale, 1931)

Obwohl er dem englischen Zweig seiner Familie nie nahe stand, sieht sich der Australier Sir Roderick Hagdan plötzlich als alleiniger Erbe des dortigen Familienstammsitzes. In der Familienchronik stößt er auf einen Ahnen gleichen Namens, von dem sich allerdings keinerlei Bildnisse im Haus befinden. Erst in einer Geheimkammer findet er ein Bild des Namensvetters, dessen Antlitz eine deutliche Ähnlichkeit zu seinen eigenen Gesichtszügen aufweist.

Die Unsterblichen des Merkur (The Immortals of Mercury, 1932)

Während einer Expedition im Dämmerungsgürtel des Merkur wird der Forscher Cliff Howard von Planetenbewohnern überwältigt und über die glutheiße Sonnenseite des Planeten transportiert, bis hin zu einer unterirdischen Siedlung. Dort leben die Merkurianer, die eine Möglichkeit gefunden haben, die verderbliche Sonneneinstrahlung abzuhalten und so die Unsterblichkeit zu erlangen.

Ein Leichnam zu viel (The supernumerary Corpse, 1932)

Nach zahllosen Kränkungen und uneingelösten Versprechungen, die Früchte seiner Arbeit gerecht zu teilen, beschließt der Chemiker Margrave seinen Arbeitgeber Trilt mit einem selbst entwickelten Gift in seinem Labor zu töten. Als Margrave nach der Tat Trilts Ehefrau anruft, erfährt er, dass dessen Leichnam zu Hause auf dem Sofa sitzt, gestorben an einem Schlaganfall.

Die namenlose Ausgeburt (The nameless Offspring, 1932)

Der Zufall und die Unbilden des Wetters führen Henry Chaldane nach Tremoth Hall, dem Anwesen eines Jugendfreundes seines Vaters. Da erinnert er sich plötzlich wieder an eine seltsame Geschichte aus seinen Kindertagen. Damals wurde Sir John Tremoths Ehefrau in einem Anfall von Starrsucht lebendig begraben. Sir John konnte sie schließlich noch rechtzeitig aus der Gruft retten, doch nur, weil der zugenagelte Sargdeckel bereits geöffnet war. Lady Agathe berichtete danach von einem Wesen, das in den Grabgewölben des Anwesens umgeht und das ihren Sarg geöffnet hat. Und auch Henry Chaldane vernimmt während seines Aufenthalts auf Tremoth Hall merkwürdige Geräusche und unmenschliche Stimmen.

Die Knospen des Grabes (The Seed from the Sepulchre, 1933)

Die beiden Schatzjäger Falmer und Thone sind im Land der Indios unterwegs auf der Suche nach einer sagenhaften Begräbnisstätte, die einen unermesslichen Schatz beherbergen soll. Nachdem Falmer eine Ruine im Alleingang erkundet hat, zeigen sich bei ihm am nächsten Tag Anzeichen einer unbekannten Krankheit. In der Gewissheit, was ihm bevorsteht, erzählt er seinem Begleiter schließlich, was ihm bei seiner Erkundung widerfahren ist.

Der Mars-Zyklus:

Die Grabgewölbe von Yoh-Vombis (The Vaults of Yoh-Vombis, 1932)

Acht Männer machen sich auf, die verlassenen Grabgewölbe von Yoh-Vombis auf dem Mars zu erforschen. Tief in den Gewölben werden sie von riesenhaften schneckenartigen Wesen angegriffen, die sich am Kopf ihrer Opfer festsaugen, bis ins Gehirn vordringen und so die Kontrolle über ihr Opfer erlangen.

Der Herrscher der Tiefe (The Dweller in the Gulf, 1933)

Drei Abenteurer werden bei ihrer Goldsuche auf dem Mars von einem Sandsturm überrascht. Sie müssen sich in eine Höhle retten, die sich als Eingang einer gewaltigen unterirdischen Felsengrotte erweist. Sie folgen einem Weg in die Tiefe, wo sie sie schließlich auf eine Schar blinder Höhlenbewohner und deren Herrscher treffen.

Vulthoom (Vulthoom, 1935)

Obwohl Bob Haines und Paul Chandler sitzen aus unterschiedlichen Gründen auf dem Mars fest. Beide verbindet jedoch ihr Interesse am Geheimnisvollen und Fremdartigen. So machen sie aus ihrem unfreiwilligen Aufenthalt eine Tugend und gehen gemeinsam ihrem außergewöhnlichen Hobby nach, das sie eines Abends tief unter die Marsoberfläche zu einem Marsgott namens Vulthoom führt. Dieser bietet den Freunden gewaltigen Reichtum an, wenn sie ihm helfen, den Mars zu verlassen und zur Erde zu gelangen. Die Männer lehnen ab und so setzt Vulthoom sine Gefangenen einer Droge aus, die Halluzinationen verursacht und ihren Widerstand brechen soll.

»Bis jetzt hatte ich geglaubt, der Gott bestehe aus Holz oder Stein – doch jetzt, in einem Aufblitzen aus Schrecknis und Bestürzung, fragte ich mich, ob dies womöglich ein Irrtum war. Denn die schrägen Augen öffneten sich weit und blinzelten hinab auf das Kind. Die langen Arme, die in Fingern mit Messerkrallen endeten, erhoben sich langsam und griffen nach vorn. Reißzähne spitz wie Pfeile manifestierten sich im bestialischen Grinsen der vorgebeugten Fratze!«

(Die unentdeckte Insel)

Mit Die Grabgewölbe von Yoh-Vombis liegt der zweite Band von Clark Ashton Smiths Gesammelten Erzählungen im Festa Verlag vor. Musste man bisher mit den Suhrkamp- und Moewig-Taschenbüchern vorlieb nehmen, ist mit den Sammlungen des Leipziger Verlages (nach dem Einzelband Necropolis) endlich eine bibliophile Reihenaufbereitung von Smiths Werken in Deutscher Sprache verfügbar.

Gemeinsam mit H. P. Lovecraft und Robert E. Howard gehörte C. A. Smith seinerzeit zum Triumvirat der klassischen Weird Tales und nicht Wenigen gilt Smith in Sachen Atmosphäre und Ausdruck selbst Lovecraft überlegen.

Schon in der ersten Geschichte Die unentdeckte Insel fällt der übertrieben poetische Stil und die großzügige Verwendung von Superlativen und Übersteigerungen auf, mit dem Smith seinen Erzählungen eine erstaunlich plastische Atmosphäre gibt. Ein Merkmal, das Phantastikspezi Rein A. Zondergeld veranlasste, Smiths Prosa der Dekadenzdichtung zuzuordnen. In der Beschreibung der namensgebenden Insel heißt es beispielsweise: »Zudem war der Himmel unnatürlich überhellt von einer blendenden Weißglut. Ein Bann beständigen Schweigens lastete auf allem. Ich hörte nie auch nur das geringste Rascheln des Laubes oder das Glucksen des Wassers. Die gesamte Landschaft lag wie ein gewaltiges Trugbild unglaublicher Reiche abseits von Zeit und Raum vor meinen Augen.« Schon dieser Ausschnitt zeigt deutlich, dass Smith – stark beeinflusst von beispielsweise den Märchen aus 1001 Nacht – zu Überschwang und Schwulst neigt. Jedoch setzt er diese Neigung stets schwärmerisch und ohne jedes martialische oder markige Gehabe ein, was seinen Geschichten eine durchgehend traumhafte Atmosphäre verleiht. Einen großen Verdienst am Erhalt dieser Stimmung haben natürlich die Übersetzer, allen voran der deutsche Phantastikautor Malte S. Sembten, der als einer der besten seines Fachs gilt und der den größten Teil der hier enthaltenen Geschichten ins Deutsche übertragen hat.

Grob lassen sich die Geschichten in Die Grabgewölbe von Yoh-Vombis in zwei Kategorien einteilen. Einerseits diejenigen, die in der »Realität« verwurzelt sind und während ihres Verlaufs ins Phantastische abdriften (z. B. Das Gorgonenhaupt), andererseits jene, die schon durch die Ausgangssituation der Science-Fiction/Fantasy zuzuordnen sind, etwa durch die Ansiedlung der Handlung auf einem fremden Planeten (z. B. der Mars-Zyklus). Ganz nebenbei deckt Smith dabei noch einen Logikfehler in H.G. Wells Die Zeitmaschine auf, nämlich dass der Standpunkt einer Zeitmaschine auf der Erde keinesfalls absolut ist und sich während einer Reise durch die Zeit auch die Erde weiterbewegt, ergo sich der Zeitreisende bei seiner »Ankunft« sehr wahrscheinlich im leeren Weltraum wieder findet. Dem gegenüber schert sich Smith in seinem Science-Fiction-Erzählungen nicht um wissenschaftliche Korrektheit. Dort bewegen sich die Erdenmenschen ohne jegliche technischen Hilfsmittel auf fremden Planeten und interagieren und kommunizieren wie selbstverständlich mit den »Einheimischen«.

Wie schon bei den Bänden der Lovecraft-Werkausgabe geht der Festa Verlag nicht chronologisch vor, sondern bietet ein breites, thematisches Spektrum seines Schaffens aus der Zeit von 1930 – 1935. Komplett ist jedoch Smiths sogenannter »Mars-Zyklus« – bestehend aus Die Grabgewölbe von Yoh-Vombis, Der Herrscher der Tiefe und Vulthoom – enthalten, der zusätzlich mit einem Vorwortartikel von Will Murray eingeleitet wird.

Abgerundet wird die Sammlung von E. Hoffmann Prices Bericht Erinnerungen an Klarkash-Ton, in dem er seine Freundschaft mit Smith und eine Reihe gegenseitiger Besuche von 1934 bis zu dessen Tod 1955 auf sehr persönliche Art Revue passieren lässt. Zusätzlich enthält Die Grabgewölbe von Yoh-Vombis noch einen höchst informativen Sekundärteil. Die ausführlichen Anmerkungen von Scott Connors und Ron Hilgers zu jeder Geschichte klären über die Entstehung auf und dokumentieren die Änderungen, die Clark Ashton Smith aufgezwungen bekam. Diese musste der Autor wohl oder übel umsetzen, um seine Geschichte zur Veröffentlichung zu bringen. Da Smith zeitlebens unter massiven finanziellen Problemen litt, war er auf das Honorar als Existenzgrundlage angewiesen.

Wie gewohnt ist die Festa Hardcoverausgabe, was Präsentation und Verarbeitung angeht, über jede Kritik erhaben. Erstklassige Verarbeitung, wertiges Papier, gefälliger Satz, der Schutzumschlag in Lederoptik und ein Lesebändchen machen das Buch zum hochwertigen Sammlerstück.

(eh)