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Der Welt-Detektiv Band 6

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Hessische Sagen 5

Der Altenburgkeller bei Nidda

Auf der Altenburg bei Nidda geht eine Frau im weißen Gewand um, die schaut gar milde und freundlich drein, grüßt diejenigen, welche ihr begegnen, und bietet ihnen eine Blume an. Die meisten hatten den Mut nicht, die Blume anzunehmen, nur ein armer Mann wagte es einmal. Da ging die weiße Frau vor ihm her und sie kamen an ein großes Tor. Er hielt seine Blume an das Schloss, die Torflügel öffneten sich und die weiße Frau führte ihn in den Keller der Burg, wo große Fässer voll edlen Weines in langen Reihen lagen. Da dachte der Mann, er wolle sich ein wenig stärken und laben. Solchem Wein begegne man nicht oft, dann sei es noch Zeit, den Schätzen nachzugehen. Und er stieß mit seinem Messer einen Pfropfen ein, steckte den da liegenden Krahn in das Loch und zapfte und trank lustig zu, bis der Kopf ihm schwer wurde. Da meinte er, jetzt sei es Zeit, zu gehen, es werde ja spät, und er taumelte weg. In dem Augenblick rief eine Stimme: »Freund, vergiss das Beste nicht!« Aber er hörte nicht darauf, stieg die Treppen empor und sank oben schlaftrunken auf einen Stein. Als er aufwachte, war die Frau fort und die Blume war fort und der Eingang zum Keller nicht mehr zu finden, und er hatte sein Glück ganz und gar verscherzt.

Winkelmann erzählt auch, es seien auf der Altenburg große Schätze vergraben. Einige Bewohner von Nidda suchten einmal danach, doch fanden sie nur Hufeisen, welche so gemacht waren, dass man sie den Pferden verkehrt aufschrauben oder annageln konnte.


Die Jungfrau auf dem Weidelberg

Einst hütete ein Schäfer am Weidelberg, da erschien ihm eine weiß gekleidete wunderholde Jungfrau, die ihn durch stetes Winken zum Mitgehen bewog. Als er folgte, zeigte sie auf eine weiße Blume, die er brechen musste, und führte ihn in die Burg und durch eine Pforte in ein Gewölbe. Hier lagen Haufen von Gold und Silber, und reich, überreich war der glückliche Schäfer, denn die Jungfrau gab ihm zu verstehen, dass alle diese Reichtümer sein wären. Beladen mit Schätzen wollte er zurückkehren, als sie ihn warnte, nicht das Beste zu vergessen. Doch er ließ in seiner Freude und im Wahn, er habe das Beste, die Blume zurück und verschwunden war Gold und Silber, Jungfrau und Pforte und der Reiche sah sich betrübt wieder so arm, wie früher.


Die Blume auf der Altenburg

Eine gute Viertelstunde vom Dorf Dauernheim liegt ein Berg, der zwar nicht hoch, aber nach Süden zu ziemlich steil ist und die Altenburg heißt. Auf demselben soll in uralten Zeiten ein Schloss gestanden haben und im Innern des Berges noch ein Schatz vergraben liegen.

Vor mehr als hundert Jahren lebte zu Dauernheim ein Bauer Röser, der ging einst nach der Altenburg und da er dort eine sehr schöne und seltene Blume fand, so steckte er sie auf seinen Hut. Bald fühlte er an diesem eine besondere Schwere. Er nahm ihn deswegen ab und sah, dass sich die Blume in einen großen Schlüssel verwandelt hatte. Zugleich bemerkte Röser eine bis dahin nie gesehene Tür, welche in den Berg ging. Er steckte den Schlüssel in das Schloss, öffnete die Tür und trat in den Berg. Da kam er bald in ein Gemach, darin lagen Schätze aller Art. Fr füllte sich die Taschen und war im Begriff, fortzugehen, als eine Stimme rief: »Vergiss das Beste nicht!«

Röser bezog das nicht auf den Schlüssel, welchen er in der Freude über die Schätze nebenhin gelegt hatte, sondern auf die Schätze selbst, welche noch da lagen und stopfte darum noch mehr in die Taschen.

Da rief es zum zweiten Mal: »Vergiss das Beste nicht!«

Und er packte weiter ein, was er nur konnte. Als es aber zum dritten Mal noch vernehmlicher erscholl, »Vergiss das Beste nicht!«, da bemächtigte sich seiner eine solche Angst, dass er hastig nach der Öffnung zulief, durch welche er hereingekommen war. Indem er durch diese eilte, fiel die Tür so heftig hinter ihm zu, dass sie ihm die beiden Fersen an den Füßen abschlug, wovon er in Folge lahm wurde. Das mitgebrachte Gold, das begreiflicherweise nicht wenig war, tröstete ihn jedoch über seine Wunden und half ihm, die Schmerzen zu ertragen. Als er aber geheilt war, fühlte er sich unglücklicher als je zuvor, denn jetzt erkannte er, was jene Stimme unter dem Besten gemeint hatte und dass er nur durch seine Habgier und Verblendung um den Schlüssel und die Möglichkeit gekommen sei, sich noch weitere Schätze zu holen.

Später wanderte er zwar noch oft zur Altenburg und sah sich dort überall um, aber er fand weder die schöne Blume noch die Tür wieder, welche zu den Schätzen führt.


Schlange auf dem Rodenstein

Ein Mann aus Fränkisch Krumbach war mit seinem Knaben im Holz beim Rodenstein. Da kam ein weißes Frauchen zu ihnen und sagte, des anderen Tags zwischen elf und zwölf Uhr sollten sie dahin kommen, dann werde die Burg wieder ganz so dastehen, wie sie vor Zeiten gewesen. Sie, das Frauchen, werde ihnen als eine Schlange mit einem Schlüsselbund im Maul erscheinen. Der Knabe müsse dann mit seinem Mund die Schlüssel aus ihrem Maul nehmen und mit ihr in das Schloss gehen. Sie würden zuerst das Zimmer aufschließen, in welchem die alten Rodensteiner Herren an einem Tisch sitzen und trinken würden. Dann würden sie durch ein zweites in ein drittes Zimmer kommen, in welchem ein großer Hund auf einem Koffer liege. Den Koffer brauche er nur getrost aufzuschließen, so werde der Hund herunterspringen, ohne ihnen etwas zuleide zu tun. Das Weitere würden sie dann schon sehen, aber glücklich wären sie für ihr ganzes Leben.

Am anderen Tag zu der bestimmten Zeit war der Mann wieder mit seinem Sohn an Ort und Stelle. Da wurde es plötzlich während einiger Augenblicke ganz finster, es kam heran wie ein Rauschen, und das Schloss stand ganz wieder so da, wie es vor Zeiten gewesen. Zugleich kam auch die Schlange herbei, kroch auf den Knaben zu und richtete sich an ihm in die Höhe. Der Junge hätte es schon getan, der hatte Mut genug dazu, aber sein Vater erschrak, sprang hinzu und riss ihn weg. Da wurde die Burg mit einem Schlag wieder zur Ruine, die Schlange kroch wieder fort und winselte und klagte, sie könne jetzt nicht eher wieder erlöst werden, bis das kleine Eichbäumchen am Niedernberg beim Rodenstein so groß geworden sei, dass ein Sarg daraus gemacht werden könne.


Das Raubschloss bei Grünberg

Eine halbe Stunde östlich von Grünberg im Waldrevier Tiergarten liegt eine Waldhöhe, welche das Raubschloss heißt. Da soll in alten Zeiten ein Schloss gestanden haben, wovon jedoch kaum noch einige Mauerreste übrig sind. Abends zeigt sich auf dieser Höhe eine weiße Frau mit einem Bund Schlüssel. Wenn sich jemand der Gegend nähert, winkt sie ihm und schließt die Erde auf, um erlöst zu werden. Doch wagte es bis jetzt noch niemand, sich mit ihr einzulassen und mit ihr unter die Erde hinabzusteigen.


Das Edelfräulein von Rodenstein

Ein Krumbacher Hirt trieb eines Sonntags Morgens seine Herde am Rodenstein vorbei und kam nach und nach in die Gegend des Eichbrünnchens. Da sah er auf einmal ein schönes weißes Edelfräulein stehen, das die schönsten schneeweißen Linnen in der Quelle wusch. Der Hirt fing zu schelten an, dass sie den heiligen Sonntagmorgen mit ihrer Hände Arbeit entehre. Aber sie antwortete ihm, sie sei dazu verwünscht und kein Mensch könne sie davon erlösen. Wer sie drei Tage hintereinander in drei verschiedenen Gestalten dreimal auf die beiden Augen und auf den Mund küsst, kann sie von ihrem Fluch befreien. Wie sie nun so schön und holdselig vor ihm stand, gefiel sie dem Hirten, und er gab ihr drei Küsse. Am folgenden Tag kam er wieder, da fand er sie als Kröte, und ob es ihm gleich graute, brachte er es doch über sich, ihr auch so die drei Küsse zu geben. Am dritten Tag war sie aber eine Schlange. Als sie sich so an ihm hinauf ringelte, erschrak er und schrie. Da verschwand sie augenblicklich mit großem Getöse. Seitdem kann sie nicht anders erlöst werden, als durch einen Knaben, der in einer Wiege liegt. Diese muss aus Nussbaumholz gemacht sein, der aus einer Nuss wächst, die ein kleines Nusspflänzchen trägt, welches im Schlosshof steht.


Die Fai

Als vor Jahren nicht weit von Breuna am Steinberge ein junger Bauer pflügte, erschien ihm zur Mittagszeit eine Jungfrau, welche an ihrem Gürtel ein Schlüsselbund trug und ihn aufforderte, mit ihr zu gehen, nur fünf Schritte unter die Erde, da würde sie aufschließen und ihn glücklich machen, sie aber würde dadurch von ihrem Bann befreit werden. Aber der Bauer weigerte sich und vergeblich war ihr Flehen, vergeblich die Versicherung, dass es ihm nicht schaden werde, sogar an seiner Seligkeit nicht. Doch der Bauer blieb unerbittlich. Nachdem sie eine Viertelstunde lang alle Überredungskünste an ihn verschwendet hatte, stieß sie plötzlich einen hellen Schrei aus und war verschwunden. Die Jungfrau war eine Fai.


Der Bär

In den Ruinen des Bickenbacher Schlosses, über dem Dorf Alsbach an der Bergstraße erscheint mittags mit dem Schlag zwölf eine weiße Dame. Ein junger Bauer, der nicht gerade einer von den Ängstlichen war, begegnete ihr und grüßte sie freundlich, denn er glaubte, es sei irgendeine vornehme Frau aus der Gegend. Da trat sie näher an ihn heran und sprach: »Willst du dein Glück machen, heut ist der Tag dazu.«

»Dafür ist mir jede Stunde recht«, erwiderte der Bauer, »aber wie soll ich es anfangen?«

»Es ist leicht«, sprach die weiße Frau, »komm nur die Nacht auf diesen Platz und gib mir drei Küsse, dann sind alle Schätze der Burg dein und ich bin erlöst. Aber fürchte dich nicht, wenn ich dir in anderer Gestalt die Schlüssel zu den Schätzen bringe.« »Fürchten ist meine Sache nicht«, sagte der Bauer, versprach ihr alles und war nachts Punkt zwölf Uhr auf seinem Platz. Da kam eine große Schlange daher, welche die Schlüssel im Maul trug. Dem Burschen graute es zwar, aber er dachte an die Schätze, fasste Mut und blieb ruhig stehen, bis die Schlange bei ihm war. Er wollte ihr den Kuss geben, da trollte sich ein riesengroßer Bär daher, der ganz mit Messern und spitzen Gabeln bedeckt war, Zerstechen und zerschneiden! schrie und geradewegs auf den Burschen losging.

»Ja so war es nicht gemeint«, sagte der Bauer und lief weg, während die Schlange klagende Töne ausstieß.

»So muss ich denn wiederum warten, bis die Wiege aus dem kleinen Bäumchen fertig ist, darin mein Erlöser gewiegt werden muss!«

Was das für ein Bäumchen ist, weiß man nicht, aber dass die Dame noch eine gute Zeit zu warten hat, ist gewiss.


Die Jungfrau mit den Schlüsseln

Unweit Reichenbach am Balkhäuser Weg liegt ein großer Stein. Der Schmied Hampeter aus Reichenbach träumte drei Nächte hintereinander, er solle zu dem Stein gehen. Das tat er endlich auch, und als er in die Nähe des Steins kam, da trat eine weiße Jungfrau mit einem Schlüsselbund in der Hand hinter diesem hervor und auf ihn zu. Wäre er stehen geblieben, wer weiß, was er erfahren hätte. Aber er war dumm genug, wegzulaufen, denn die Angst übermannte ihn. Später ging er wohl noch einmal hin, hat aber nie mehr etwas von der Jungfrau gesehen. Darüber hat er sich genug geärgert, aber es war zu spät.

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