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Die Apokalyptische Premiere in Leipzig

Der Buchmessesonntag stand in diesem Jahr ganz im Zeichen der Apokalypse. Dabei ging doch nur die Messe zu Ende, aber für Messejunkies bedeutet das schon mal schnell ein Weltuntergang. So schlimm sollte es dann doch nicht werden, im Gegenteil, es wurde noch viel besser als erwartet. Aber der Reihe nach.

Im Vorfeld der Leipziger Buchmesse konnte man es in diversen Foren und Seiten lesen: Die Apokalyptischen Schreiber würden auf der Leipziger Buchmesse 2010 eine Lesung veranstalten. Die vier Autoren aus dem Marburger Raum Volker Pestilenz Ilse, Stefan Krieg Fels, Thomas Hunger Backus und Ralph Tod Haselberger hatten mächtig die Werbetrommel gerührt, um möglichst viele Leute auf dieses Event aufmerksam zu machen. Aber nicht nur die Autoren, auch der Persimplex-Verlag tat alles Mögliche, um Zuschauer zu locken.

Die Lesung fand von 16.30 Uhr bis 17.30 Uhr statt. Für alle anderen Lesungen war nur eine halbe Stunde eingeplant, doch wenn die Apokalypse naht, macht sogar der Veranstalter eine Ausnahme …

Bis zur Lesung war viel Zeit, und die Spannung am Persimplex-Stand war am Messemorgen fast greifbar. Verleger Peter Göring und seine Mitarbeiter warteten gespannt auf die Jungs mit der irren Fantasie, die ihr Buch In Blut geschrieben hatten. Auch ein Fast toter Tod sorgte für eine besondere Erwartungshaltung.

Hunger, Krieg und Pestilenz ließen dann auch nicht lange auf sich warten und entspannten die Lage am Verlagsstand schon am frühen Vormittag. Ihr Erscheinen sorgte nicht für düstere Gedanken, sondern brachte gute Laune an den Stand. Mit flotten Sprüchen stellte man sich gegenseitig persönlich vor und schnell kristallisierte sich heraus, dass dieser Tag den Apokalyptischen Schreibern gewidmet sein würde. Und nur ihnen, denn mit ihrer gewichtigen Präsenz war für anderes gar kein Platz mehr am Verlagsstand.

Doch … etwas fehlte noch. Richtig, die Kutten! Noch sahen Hunger, Krieg und Pestilenz aus wie Thomas, Stefan und Volker. Drei normale Jungs, die die Messe besuchen. Das änderte sich schnell, als sie vor Aller Augen in ihre Kutten schlüpften. Als Hunger dann auch noch sein eigens für die Messe hergestelltes Bluttintenfass samt Feder auspackte, sorgte das doch schnell für die ersten interessierten Messebesucher, die am Persimplex-Stand verharrten und mit den Autoren ins Gespräch kamen. Doch war das dem Hunger nicht genug, er gierte quasi nach mehr Aufmerksamkeit und sprach so ziemlich jeden an, der an diesem Vormittag am Persimplex-Stand vorbeilief. Mit sehr vielen Leuten kam er ins Gespräch, viele von ihnen schauten auf sein Drängen hin in das Buch, und etliche kauften es dann auch sogleich.

Doch zwischenzeitlich schweiften Hungers aber auch Kriegs und Pestilenz‘ Blicke ab, nämlich dann, wenn Schmetterlinge, Elfen oder andere Fantasiegestalten den Verlag passierten. Und je bunter und weniger bekleidet diese waren, umso mehr schwand das Interesse der drei an ihrem eigenen Buch. Es war der erste Messebesuch der Apokalyptischen Schreiber in Leipzig, da muss man dafür Verständnis aufbringen. Schließlich war die Masse der kostümierten Messebesucher so groß, dass man sich als Außenstehender fragen musste, ob die in Leipzig alle so gekleidet sind. Sie waren es nicht, das erkannten auch die Jungs sehr schnell, dennoch erfreute sie der Anblick der liebevoll verkleideten jungen Leute, unter deren Kostümen mit Sicherheit genauso nette Menschen stecken wie in den Kutten der Apokalyptischen Schreiber.

Aber wo war der Tod?
Tod, also Ralph, kam in Begleitung seiner Frau nach Leipzig. Gegen Mittag erreichten auch sie die Messe und sorgten am Persimplex-Stand noch einmal für Aufregung – besonders bei den weiblichen Fans. Denn als diese dem Tod plötzlich gegenüberstanden, hatten sie keine Angst vorm Sterben mehr. Allerdings nur, wenn der Tod so aussieht wie Ralph in seiner schwarzen Kutte und mit dem unwiderstehlichen Lächeln im Gesicht.

Der Tod war übrigens in doppelter Mission auf der Leipziger Buchmesse unterwegs. Neben seinen Geschichten in der Anthologie »In Blut geschrieben« erschien pünktlich zur Messe auch sein Roman »Fast tot« (Beitrag in den Wunderwelten), aus dem er in Leipzig zwar nicht gelesen hat, der aber ebenfalls dort präsentiert, begutachtet, bestaunt und gekauft wurde.

Der Lesetermin rückte nun immer schneller heran.
Pünktlich um 16.15 Uhr marschierten die Apokalyptischen Schreiber an der Fantasy-Leseinsel auf. Das war schon ein Hingucker, wie die vier mit ihren Kutten und Utensilien wie Totenkopf und Kelch die Blicke der Besucher auf sich zogen. Werkzeugs hatte sich auf die Masse an Autoren vorbereitet, Bühne und Technik waren darauf ausgerichtet und so begann die erste Lesung der Apokalyptischen Schreiber auf der Leipziger Buchmesse 2010 pünktlich und problemlos mit der Anmoderation und der ersten Geschichte von Volker Ilse. Er las seine Geschichte »Leben eben« und zog die Zuhörer in seinen Bann. Er übergab das Wort an Stefan Fels, der seine Variante der Geschichte »Thank you for travelling with Deutsche Bahn« vortrug. Dies ist die Geschichte, die von allen vier Apokalyptischen Schreibern im Buch erscheint, wobei nur der erste und der letzte Satz gleich sind. Die Zeilen dazwischen haben Krieg, Hunger, Pestilenz und Tod jeder auf seine ganz eigene Art und Weise gefüllt.

Nach Volker und Stefan gehörte Thomas das Mikrofon und die Aufmerksamkeit der Zuschauer. Und mit ihm brach der Bann. Thomas Backus erfreute die Gäste mit der Story »Gammelfleisch«. Und da der Hunger keinerlei Berührungsängste kennt, las er so, als hätte er das schon zig Mal in diesem Rahmen getan. Die Zuhörer honorierten Hungers Vorstellung dann auch mit einem Spontanapplaus und danach übergab er das Wort an den Tod. Der kommt ja bekannterweise immer am Ende. Und so trug seine Geschichte auch den passenden Namen »Tzi Eswors Tremror Tzien« oder »Der Epilog«. Trotz stimmlicher Probleme riss Tod natürlich die Aufmerksamkeit an sich, las seine Geschichte, ohne die Zuhörer merken zu lassen, dass sie am Ende die Hauptakteure sein würden. Als er es offenbarte, war es natürlich zu spät …

Die erste Lesung in diesem großen, phantastischen, wundervollen und gelungenen Ambiente, die zugleich die letzte Lesung auf der Fantasy-Leseinsel auf dieser Buchmesse war, bildete insgesamt einen Abschluss, wie er besser nicht hätte sein können. Die Apokalyptischen Schreiber haben eine Chance bekommen, die sie mehr als genutzt haben. Mit ihrer Vorbereitung, ihrem Auftritt selbst und natürlich ihrer optischen Präsentation haben sie den Messebesuchern und sich selbst ein Highlight geschaffen, welches die Buchmesse nicht würdiger und schöner hätte beenden können. An dieser Stelle möchten wir euch einen Einblick in die Lesung der Apokalyptischen Schreiber geben, doch ich fürchte, dass das Ambiente der Lesung in einem Videoclip nicht wiedergegeben werden kann. Man muss dabei gewesen sein um zu verstehen, dass die Jungs ihrem Verleger Peter Göring mit diesem Auftritt Tränen in die Augen gezaubert haben.

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Mit Tods Epilog war die Lesung vorbei, die Anspannung fiel sichtlich von den Apokalyptischen Schreibern ab. Anschließend signierten sie begeistert ihre Bücher und kamen mit interessierten Zuhörern ins Gespräch. Dass sie dabei jede Menge Spaß hatten, zeigen die Fotos. Und dass sie stolz waren, kann wahrscheinlich jeder Leser dieses Artikels nachvollziehen. Für mich war das Event mit den Apokalyptischen Schreibern der Höhepunkt der Leipziger Buchmesse 2010.

Irgendwann geht aber alles zu Ende, so auch diese Buchmesse. Und der Tod persönlich schaltete in diesem Jahr das Licht aus …

Copyright © 2010 by Anke Brandt