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Der Schatz der Katharer

Der Schatz der Katharer
Im Jahre des Herrn 1243 wurde in den östlichen Pyrenäen Burg Montsegur, die letzte Festung der Katharer, von Soldaten des Seneschalls von Carcassonne und circa 10 000 Kreuzrittern des Erzbischofs von Narbonne belagert.

Die katholische Kirche war fest entschlossen, diese christliche Glaubenssekte, die in ihren Augen eine Bedrohung darstellte, endgültig auszulöschen. Sie sah in den Katharer eine Gegenkirche, die aus verschiedenen Gründen nicht nur bei der einfachen Landbevölkerung sehr beliebt war, sondern auch beim niederen Adel wie Fürsten, Barone und Lehnsherren.

Die katharischen Priester predigten in der Volkssprache, im Gegensatz zum Latein der katholischen Kirche, lebten Armut und Bescheidenheit vor, was vor allem bei den einfachen Leuten besser verstanden wurde als die ausschweifende Lebensweise der katholischen Funktionsträger, und verlangten in den von ihnen kontrollierten Gebieten nicht den üblichen Zehnt, eine Art Kirchensteuer.

So war es am Ende nichts anderes als die Angst um Macht, Einfluss und Pfründe, welche die katholische Kirche dazu veranlasste, gegen die Katharer eine wahre Hexenjagd zu veranstalten, die mit der Einnahme von Burg Montsegur im März 1244 ihren finalen Höhepunkt fand.

Nach zehnmonatiger Belagerung, geschwächt durch Hunger und den immerwährenden Angriffen der tausendfach überlegenen Streitkräfte der katholischen Kirche, gaben die Katharer schließlich auf.

Am 16. März 1244 starben die letzten freien, in Frankreich lebenden Katharer, zweihundertfünfundzwanzig Männer, Frauen und Kinder, den Feuertod in den aufgeschichteten Scheiterhaufen der kirchlichen Armee.

Einen Tag vor der Übergabe der Burg seilten sich vier Männer von den schroffen Felsen, die zur Burg führten, ab und verschwanden in der Dunkelheit.

Ihre Namen waren Amiel-Alicart, Hugo, Udaut und Potevin. Der Legende nach brachten sie dabei das Heiligste der Katharer in Sicherheit.

***

La Bouie – Occitanisch

Can lou bouyè ben de laoura, Planto soun agulhado, A.E.I.O.U. Planto soun agulhado.

Troubo sa femno al pè del foc, Touto déscounsoulado.

Se ‘n es malaouto digas oc, Te faren un poutadzé.

Amb uno rabo un caoulét, Uno laouzéto magro.

Quan séraï morto rébound mé, Al pus pirou de la cabo.

Méttras mous pès à la parét, Lou cap jous la canèlo.

E lous roumious que passaran, Prendran d’aïgo ségnado.

E diran: Cal es mort aïci, Es la paouro Joana.

Que ‘n es anado al paradis, Al cèl ambé sas cabros.


La Bouie – Deutsch

Wenn der Ochsenhirt vom Pflügen kommt, seinen Treibstab abstellt, A.E.I.O.U. seinen Treibstab abstellt.

Findet seine Frau am Herd ganz zermürbt.

Wenn du krank bist, sag es, wir machen dir eine Suppe.

Mit einer Rübe, einem Kohl, einer mageren Lerche.

Wenn ich tot bin, begrabe mich im Keller an tiefster Stelle.

Setze meine Füße gegen die Mauern und mein Haupt unter den Faßhahn

Und die Pilger die vorbei kommen nehmen geweihtes Wasser.

Und werden sagen: ‘Wer ist hier gestorben? Es ist die arme Joana!

Die fortgegangen ist ins Paradies, in den Himmel, mit ihren Schafen.

Der angeführte Text in occitanischer Sprache ist ein Auszug aus der Hymne der Katharer La Bouie Gaston Fébus, Graf von Foix zugeschrieben. Das Lied erzählt vom Sterben der gläubigen Joanna, dem Sterben der Katharer – Kirche.

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Doch was war das Heiligste der Katharer?

War es ein riesiger Goldschatz, oder etwa der Heilige Gral?

Noch heute streitet man sich darüber, was diese vier Männer letztendlich im Gepäck hatten.

Der ehemalige Kanoniker, Alfred Leslie Lilley, stellte die Behauptung auf, diese Männer sollen im Besitz eines Dokuments gewesen sein, in dem erwähnt wurde, das Jesus 45 n. Chr. noch am Leben war und somit die Kreuzigung überlebt hätte.

Andere Experten vertraten die Meinung, dass die vier geflohenen Katharer selbst der Schatz waren. Ihre Glaubensgemeinschaft wurde verfolgt und getötet, doch durch die vier Überlebenden konnte der Glauben trotzdem überleben.

Der Schatz der Katharer wird aber auch mit dem Heiligen Gral in Verbindung gebracht. Um 1200 schrieb der kämpfende Ritter und Minnesänger Wolfram von Eschenbach sein Epos Parzival. In seinem Werk heißt die Gralsburg Munsalvaesche, was nur zu oft und gerne mit Montsegur gleichgesetzt wurde, übrigens auch heute noch.

Brachten also die letzten vier Katharer den Heiligen Gral in jener kalten Märznacht des Jahres 1244 in Sicherheit?

Der Gral ist ein Geheimnis, das sich nur dem unverhüllt offenbart, der auf dem Weg des Grals voranschreitet.

Anonymus

Ein weiterer, allerdings unrühmlicher Aspekt dieser Legende war das Bestreben eines Mannes, besser gesagt einer menschlichen Bestie, die zu einer Zeit in Deutschland lebte, die man oft als die dunkelste Zeit Deutschlands bezeichnet, den Mythos der Katharer und speziell des Heiligen Grals aufzuklären und für seine Zwecke zu benutzen.

Die Rede ist von Heinrich Himmler.

Während der Herrschaft des Nationalsozialismus beauftrage Himmler den Gralsforscher Otto Rahn Nachforschungen zu diesem Thema anzustellen und sie, koste es was es wolle, voranzutreiben und Ergebnisse zu liefern.

Hinter seiner Suche standen nicht christliche Motive.

Rahn vertrat die Ansicht, dass Montsegur und Munsalvaesche ein und derselbe Ort waren und die Katharer folglich etwas mit dem Heiligen Gral zu tun haben mussten. Gemeinsam mit einem Haufen verworrener NS-Esoteriker galt für ihn der Gral als Schlüssel der Unsterblichkeit.

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Die Legende von Heiligen Gral und vom Schatz der Katharer wird wohl bis in alle Ewigkeit ein Mythos bleiben, es sei denn, es gibt einmal eine Antwort auf die eine, die alles entscheidende Frage: Ist der Heilige Gral eigentlich ein materieller oder eher ein »geistiger« Schatz?

Der katharische Glaube war der Weg zur absoluten Reinheit der Seele. Die Einigkeit mit dem göttlichen Himmelreich stand im Vordergrund, was den Elementen der Gralssuche ähnelt.

War der Schatz der Katharer womöglich also ein sogenannter geistiger Gral?

Dagegen spricht, dass der Mensch – und das schon seit Jahrtausenden – mit »Schatz« eigentlich immer einen materiellen Wert verbindet, und die Stimmen, die diese Theorie unterstützten, seit fast achthundert Jahren nie verstummt sind.

Nach wie vor zieht diese Legende immer noch viele Schatzsucher an, die an den großen Fund glauben. Somit bleibt die Geschichte vom Heiligen Gral und dem Schatz der Katharer wohl auch für die nächsten 800 Jahre präsent, es sei denn …

Quellen:

(gsch)

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