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Horst Evers – Der König von Berlin

Cover_ Der König von BerlinInhalt:
Ein junger, ehrgeiziger Kommissar namens Carsten Lanner ist von Cloppenburg in Niedersachsen nach Berlin versetzt worden. Dies ist die Belohnung dafür, dass er einen Großkriminellen gestellt hat. In Berlin jedoch schikanieren ihn die Kollegen, allen voran der Spurensicherer Manfred Kolbe, als Landei oder »Dorfsheriff« und erlauben sich eine Reihe von unangenehmen Späßen mit ihm.

Als Lanner zu einer Leiche gerufen wird, die man im Hof einiger Wohnhäuser gefunden hat, trifft er dort Georg Wolters, einen alten Rivalen aus niedersächsischen Schulzeiten wieder, der in Berlin als Kammerjäger arbeitet. Er war zusammen mit dem polnischen Kammerjäger Toni Karhan auf Rattenjagd, als sie die Leiche fanden. Es handelt sich um einen Mann namens Kaminski, der als Ghostwriter für diverse Leute tätig war und einige der gerade aktuellen Krimi- und Sachbuchserien für seine Auftraggeber verfasst hatte.

Man findet in der Wohnung des Toten sehr viel Bargeld, das er wohl mit seiner Arbeit verdient hat. Außerdem werden einige Manuskripte und ein System auf seinem Computer gefunden, mit welchem er die ganzen Bücher erstellte.
Nun tritt Carola Markowitz auf den Plan, Ermittlerin aus dem Wirtschaftsdezernat, und hilft Lanner ungefragt bei den Ermittlungen, die er lieber allein führen wollte. Schließlich wird er von höherer Stelle gezwungen, mit ihr

zusammenzuarbeiten.

Eigentlich aber ist der Kommissar an diesem Fall nicht sehr interessiert, sondern er möchte stattdessen einen anderen Fall lösen, den er für ungelöst hält, obwohl die Akte schon geschlossen ist. Die Lösung dieses Falles würde ihm nämlich mehr öffentliche Aufmerksamkeit bringen und seiner Karriere förderlich sein. Es handelt sich um den angeblichen Unfalltod des und vermeintlichen Giftmord an Erwin Machallik, dem »König von Berlin«, der das größte und modernste Kammerjägerunternehmen der Stadt führte und über die 10 Millionen Ratten im Großraum Berlin herrschte.

Es gibt ehemalige Freunde wie den Bauunternehmer Maschmann, den ehemaligen Polizeipräsidenten Markowitz, Carolas Vater, den Bürgermeister Koppelberg und viele andere prominente Berliner sowie auch die zwei Söhne Machalliks, Max und Helmut, die alle ein Mordmotiv gehabt hätten. Lanner bezieht seinen alten Feind Georg Wolters als verdeckten Ermittler in die Nachforschungen mit ein und verspricht ihm viel Geld für seine Hilfe.

Währenddessen aber braut sich großes Unheil über der Stadt zusammen, denn die Ratten vermehren sich rasend schnell und unkontrolliert. Die Machallik-Brüder Max und Helmut, die nach dem Tod ihres Vaters das Geschäft übernehmen mussten, wollen für den Super-GAU nicht den Kopf hinhalten und machen Toni Karhan aus ihrer Firma auf Anraten der alten Sekretärin ihres Vaters, Claire Matthes, zum obersten Rattenjäger Berlins. Kann er den GAU verhindern? Und findet Lanner den Mörder Machalliks, ja, wurde dieser überhaupt ermordet?

Bewertung:
In einer turbulenten Geschichte, die vor Spritzigkeit nur so strotzt, führt uns der Autor ein Berlin und seine Einwohner vor Augen, wie wir es noch nie gesehen haben. Ein geistreicher Witz jagt den anderen, doch auch die Spannung der Erzählung zieht sich bis zum Schluss hin.

Horst Evers entpuppt sich von der ersten bis zur letzten Seite als Meister der Satire und zusätzlich als wunderbarer Erzähler. Die oft schrulligen Charaktere der Geschichte werden äußerst treffend beschrieben, und ihre Unternehmungen und ihre Konversation miteinander sind gekonnt lustig dargestellt.

Das Ganze wirkt allerdings eher wie eine Geschichte, die auf einer Kabarettbühne dargestellt wird und nicht so sehr wie des Deutschen liebstes Kind, der ernste, logisch aufgebaute Kriminalroman. So ist sicherlich auch der Adressat dieses Romans nicht in erster Linie der Krimikonsument, der Mord und Totschlag und die klassische Aufklärung solcher Delikte genießen möchte, sonder eher der Leser, der das Kabarett und die Comedy liebt und gerne über mehr oder weniger böse Witze lacht.

Die wichtigste Person in dieser Geschichte ist denn auch nicht der über allem schwebende, geniale Kommissar, der den verzwickten Mordfall bravourös aufklärt, sondern das Opfer Erwin Machallik, der ehemalige König von Berlin. Die Morde in diesem Roman sind – wen wundert es – ebenfalls nicht das Wichtigste, sondern stattdessen stehen die drohende Rattenplage und ihre Bekämpfung im Vordergrund.

Fazit: Der Autor liefert dem Leser mit seinem Roman Der König von Berlin gerade keinen Krimi im klassischen Sinne, sondern eine witzige, satirische Geschichte im Krimigewand, die den Leser zur ständigen Nutzung seiner Lachmuskeln nötigt und nebenher auch noch spannend ist. Ich bin selten dermaßen lustig und spannend zugleich unterhalten worden und möchte das Buch jedem empfehlen, der wissen möchte, wie es ist, wenn man beim Krimilesen auch noch lachen muss.

Foto von Horst EversDer Autor:
Horst Evers, eigentlich Gerd Winter, wurde 1967 in Diepholz in Niedersachsen geboren. Er studierte Publizistik, Germanistik und Sozialkunde in Berlin und arbeitete als Nachhilfelehrer, Tresenkraft, Taxifahrer und Eilzusteller bei der Post.
Erste Texte verfasste er für die von ihm mitbegründete Zeitschrift Salbader, bevor er 1990 mit Freunden die Textleseshow Dr. Seltsams Frühschoppen gründete. Er erhielt u.a. den Deutschen Kabarettpreis und den Deutschen Kleinkunstpreis. Zudem schrieb er mehrere Bestseller. Seit etlichen Jahren werden kurze, von ihm vorgelesene Texte wöchentlich auf Radio Eins, einem Programm des RBB, übertragen.
Horst Evers lebt heute mit Freundin und Kind in Berlin.

 

Hinweise:
Quellen:

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung des Rowohlt Verlags.
  • Foto des Autors. Copyright: Frank Kaulitz. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung des Rowohlt Verlags.