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Captain Concho – Band 37

Bill Murphy
Captain Concho – Der Rebell aus Texas
Band 37
Rebellenehre

Western, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,70 €, Neuauflage, Titelbild von Ertrugrul Edirne / Becker-Illustrators

Kurzinhalt:
Die Brigade Rainbow marschiert gen Süden, um Lee zur Errichtung einer neuen Front zu zwingen. Captain Concho erhält den Befehl, den Vormarsch der Yankees zu stoppen. Und das fast Unmögliche gelingt: Captain Concho und seine verwegenen Reiter machen dem Yank einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Doch es wird ein bitterer Sieg, den einige der wackeren Männer dieses eingeschworenen Trupps mit dem Leben bezahlen. Marsch voran, alle Mann – ihr Lied verweht über den Gräbern der gefallenen Kameraden …

Leseprobe:

Krachend und polternd, mit quietschenden Achsen und Peitschenkrachen rollten die zehn Yankee-Bagagewagen die schmale Schlucht herauf. Die schwer beladenen Kastenwagen wurden von Vierergespannen gezogen. Auf jedem Kutschwagen saßen zwei Unions-Soldaten, der Kutscher und ein Begleiter.

Zehn Wagen – das waren zwanzig Männer.

Captain Concho hatte seine Männer in entsprechenden Abständen links und rechts verteilt. Sie hockten sprungbereit auf Bäumen und saßen in Wagenhöhe hinter Felsvorsprüngen versteckt und blickten den Yankees gespannt entgegen, die Waffen schussbereit in den Fäusten.

Gespann um Gespann rollte heran und in die Falle hinein. Die Yankees waren ohne Arg. Sie konzentrierten sich auf die Pferde, die es auf dem Geröll schwer hatten und sich kräftig in die Geschirre legen mussten, um die schwer beladenen Bagagewagen die Schlucht hinaufzuziehen.

Captain Concho hielt Säbel und Revolver in den Fäusten und richtete sich langsam auf, als der erste Wagen in Reichweite kam. Ihm gegenüber hockte der kleine Oscura auf einem Baum. Lieutenant Benson befand sich am anderen Ende. Finnewacker hielt sich ihm gegenüber versteckt, ebenfalls auf einem Baum.

Zufrieden stellte Concho fest, dass die Wagen dicht aufgerückt fuhren und sich der letzte Wagen genau zwischen Benson und Finnewacker befand, als er hochschnellte, um auf den ersten Wagen zu springen.

Die Männer auf dem zweiten Wagen sahen ihn. Der Kutscher ließ erschrocken Zügel und Peitsche fahren, um nach dem Karabiner greifen zu können. Sein Regleiter hatte die Waffe auf den Schenkeln liegen und riss sie hoch, als er den konföderierten Offizier erblickte.

Captain Concho feuerte auf ihn. Und dieser Schuss war für seine vierzehn Männer das Signal zum Angriff.

Wie große reife Früchte fielen die Männer von den Bäumen auf die Wagendächer. Sie schrien und schossen. Auch von den Felsen sprangen die Männer auf die Dächer der Kastenwagen und kämpften Kutscher und Begleiter nieder.

Concho landete mit einem Satz auf dem Dach des ersten Wagens. Corporal Oscura fiel neben ihm auf die Knie und feuerte auf die Männer, die auf dem Kutschbock saßen und betroffen herumflirrten.

Sam Concho holte auch den Kutscher des zweiten Wagens vom Bock, wirbelte herum und verhinderte mit seinem Säbel, dass der Begleiter auf Oscura schoss, der den Kutscher mit einem Kolbenhieb vom Wagen geschmettert hatte.

Schüsse knatterten in rasender Folge, und Geschrei kämpfender und sterbender Männer erfüllte die Schlucht.

Der Captain schaute nach hinten. Einer seiner Männer fiel getroffen von einem der Wagen. Er sprang vom Dach herunter auf den Boden und rannte nach hinten.

Oscura lief auf der anderen Seite mit. Sergeant Dandry und Sergeant Miller hatten die Besatzung des dritten Wagens niedergekämpft und liefen ebenfalls nach hinten. Auch der vierte Wagen war erobert worden. Dahinter aber setzten sich vier Yankees verbissen zur Wehr. Sie hatten die Wagen verlassen und sich hinter die Bäume begeben. Aus dem Gestrüpp heraus nahmen sie die angreifenden Konföderierten unter Feuer.

Captain Concho sprang über Sanford hinweg, der blutend auf dem Geröll lag, ging am fünften Wagen in Deckung und schoss auf die Yankees. Alle Gespanne standen.

Von der anderen Seite her sah er eine Handgranate herauf fliegen und dort drüben bei den Yankees im Gestrüpp verschwinden. Einen Atemzug später erfolgte schon die Detonation. Ein Pilz aus Feuer und Dreck schoss dort empor, und Rauch hüllte den Gestrüppgürtel ein. Die Felsen schienen zu beben. Der Donnerschlag pflanzte sich fort. Bis auf den Pass hinauf grollten die Echos.

Aus dem Gestrüpp wurde nicht mehr geschossen.

Kein Schuss fiel mehr. Nur die Echos der Explosion wetterten noch zwischen den Felsen.

Captain Concho machte sofort kehrt, lief zu Sanford und rief nach Dandry. Sanford war tot!

Erschüttert neigte sich Concho über ihn und drehte ihn auf den Rücken.

Dandry und Lieutenant Benson stapften schnell heran.

»Mein Gott!«, stammelte Benson erschüttert, als er Sanford liegen sah, nahm den Hut ab und sah den Captain an. »Wir haben drei Tote!«

»Was?«

»Silver und Malder hat es ebenfalls erwischt. Ebenfalls tot – beide!«, krächzte Benson entsetzt.

Captain Concho sah ihn an. »Die Gefallenen auf die Wagen! Und dann die Gespanne wenden! Sofort!«

»Gespanne wenden!«, rief Sergeant Dandry und rannte mit langen Schritten ans Ende der Kolonne.

Es ging nicht anders. Sie mussten umkehren. Hinter dem Pass saß der Yankee. Sie mussten kehrtmachen!

Eine schwere Arbeit war das, die Gespanne in der engen Schlucht zu drehen. Gespann um Gespann.

Danach stieg ein Mann auf den Bock und fuhr mit dem Bagagewagen sofort die Schlucht hinunter.

Die Yankees waren alle tot. Sie trugen die Männer zur Seite, um nicht über sie hinwegfahren zu müssen.

Benson kam zu Captain Concho, der den fünften Wagen mit drehen half, indem er die Führpferde an den Trensen gepackt hielt und sie mit behutsamen Rufen herumdirigierte, und sie mal ziehen und mal zurückstoßen ließ.

Finnewacker führte die Zügel, und auf beiden Seiten griffen jeweils zwei Mann in die Speichen.

»Zehn Wagen, Sam, und wir sind noch elf Mann!«, rief Benson.

Zwölf waren sie mit Captain Concho! Da blieben noch zwei Mann, die ihre Pferde holen mussten.

»Fange vorn an und sieh die Ladung nach!«, befahl Concho. »Sollte da nichts Wichtiges drin sein, lassen wir drei Wagen stehen.«

Benson rannte an den Wagen entlang nach vorn.

Als Finnewacker mit dem fünften Wagen die Schlucht hinabdonnerte und der Captain mit den Männern zum nächsten Gespann schritt, kehrte Benson zurück.

»Sam!«, rief er aufgeregt. »Alles nur Plunder! Blaue Monturen, Stiefel, Decken und Zelte und ähnlicher Mist!«

Captain Concho und die Männer blieben stehen.

»Im ersten Wagen?«, fragte Concho. Benson hielt keuchend vor ihm an. »In allen!«, brüllte er.

Und deswegen haben wir drei Männer verloren! – Das sagte Benson nicht. Das dachte er. Captain Concho konnte das in seinen Augen deutlich lesen. Rasch trat er an den sechsten Wagen. Einer der Männer eilte herbei und schlug das Schloss mit dem Karabinerkolben weg.

Concho öffnete, und da fielen die Klamotten schon heraus. Plunder – das stimmte schon. Doch nur für sie. Nicht für die Yankees.

Der Wagen stand auf einem ansteigenden Stück. Captain Concho brauchte nicht einmal zuzufassen. Ballen von Uniformen, Feldblusen und Hosen fielen heraus und rollten ein Stück die Schlucht hinab.

Concho warf die Tür zu. »Pferde ausschirren und sprengen!«

Handgranaten besaßen sie noch. Sie hatten ja nur eine Einzige benötigt.

Die Männer schirrten die Pferde aus und trieben sie die Schlucht hinauf.

Benson ließ sich die Handgranate geben und zog sie ab. Einer der Männer öffnete die Tür. Er warf sie hinein, half die Tür schließen und dann rannten sie alle in Deckung.

Es krachte dröhnend, und der Wagen flog, in eine Qualmwolke gehüllt, auseinander. Der Rest fing Feuer und brannte.

Von Wagen zu Wagen schritten sie.

Es donnerte und krachte. Rauch erfüllte die. Schlucht. Entsetzlich, wie das Zeug stank, das da brannte!

Handgranate um Handgranate warf Benson, das Gesicht verschwitzt und schmutzig und die Augen voller Tränen.

Drei Männer waren gefallen. Captain Concho konnte den langen Lieutenant ja verstehen, der da weinend und fluchend die Handgranaten in die Bagagewagen schleuderte und kaum auf Deckung achtete, während alle anderen, auch Concho, sich hinter Bäumen oder hinter Felsvorsprüngen duckten.

»Gehen Sie in Deckung, Lieutenant!«, rief der Captain mit Schärfe in der Stimme, nachdem Benson die Handgranate in den letzten Wagenkasten geworfen hatte.

Der Kerl sah sich nicht einmal nach ihm um, duckte sich nur.

Es krachte, und der Wagen barst mit brechendem Geräusch. Nach allen Seiten flogen Brettstücke und die Ladung durch die Gegend. Benson richtete sich auf und kam zurück.

»Fertig! Ende!«, stieß er knirschend hervor.

»Alles zurück zu den Pferden und den Wagen nach!«, rief Captain Concho. Sie richteten sich auf und liefen die Schlucht hinab.

»Die anderen Karren können wir auch sprengen!«, stieß Benson wütend hervor. »Wenn dir das Zeug die Handgranaten wert sind.«

Seite an Seite liefen Captain Concho und Benson hinter den Männern her.

»Sobald wir die anderen Wagen ebenfalls gesprengt haben, können die Yankees ein ganzes Regiment nicht mehr einkleiden«, sagte Concho ruhig.

In den Augen des langen Lieutenants blitzte es höllisch. »Und das sind dir drei Männer wert?«

»Das habe ich nicht gesagt, nicht einmal gedacht!«, versetzte Captain Concho eisig.

Benson schwieg, das kantige Jungengesicht ernst und verschlossen.

Mit dreihundert Männern war Captain Concho in den Krieg gezogen. Während der Schlacht am Antietam war sein Bataillon fast verblutet, hätte er sich nicht mit dem Rest auf eigene Faust zurückgezogen.

Mit etwas über dreißig Männern war er der Hölle damals entkommen.

Doch der Krieg hatte weiter gewütet. Er fraß die Männer an den Fronten einzeln, in Gruppen und zu Hunderten und Tausenden.

Bis auf fünfzehn Mann hatte dieser blutrünstige Moloch Captain Conchos Einheit dezimiert.

Lange Zeit waren sie fünfzehn gewesen. Und dieser heldenhafte Haufen hatte in harten Kämpfen den Ruhm und die Legende von Captain Conchos Reitern begründet.

Dann war Latimer gefallen. Treu und furchtlos, ein Kämpfer von achtzehn Karat war er gewesen und ein Kamerad, um den sie alle geweint hätten, wäre ihnen die Zeit dazu vergönnt gewesen.

Nun auch Sanford, Malder und Silver! Einfache Reiter vom Rang her, doch so unersetzbar und wertvoll wie alle anderen, die Ränge besaßen – bis hin zu Lieutenant Benson und Captain Concho selbst. Männer, die ohne zu klagen die größten Strapazen durchlitten hatten. Nun hatte der Krieg das Letzte von ihnen gefordert – das Leben!

Elf Männer führte Captain Concho nun noch, und es war wohl abzusehen, wann es den Letzten von ihnen nicht mehr geben würde.

(wb)