Heftroman der

Woche

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Eva Almstädt – Engelsgrube

Eva Almstädt – Engelsgrube

In der historischen Altstadt Lübecks werden zwei Menschen ermordet. Die Geschichte beginnt mit dem zweiten Mord, der auf dem Altstadtfest verübt wird. Das Opfer heißt Birgit Manstein, ist aus Lübeck und einundvierzig Jahre alt. Pia Korittki, eine der Ermittlerinnen, befragt zunächst zusammen mit ihrem Kollegen Oswald Heidmüller,die Mitarbeiter der PR-Agentur Magenta, bei welcher die Ermordete als Geschäftsführerin ihren Lebensunterhalt verdiente.

Die Befragung der Mitarbeiter der Agentur ergibt zunächst nicht viel, außer, dass die Tote dort ein hartes Regiment geführt hat und nicht sonderlich beliebt war. Insbesondere ihre persönliche Assistentin Franziska Dom hatte unter ihr zu leiden, bekommt aber einen Schock, als sie hört, ihre Chefin sei ermordet worden.

Nach und nach gerät dann der erste Mord, der zuvor am schwulen Besitzer eines Lübecker Nobelrestaurants, Wolfgang Biederstätt, verübt wurde, ins Blickfeld. Markus Kessel, sein Lebenspartner, hat kurz vor dem Mord eine ihm unbekannte junge Frau in der Küche des Restaurants gesehen und in ihre leeren, kalten Augen geblickt. Er glaubt nun, sie habe etwas mit dem Mord an seinem Freund zu tun und will dies noch einmal mit der Polizei besprechen. Er hat die Frau noch einmal im Lokal Remise wiedergesehen. Seitdem ist sie verschwunden.

Markus Kessel aber hat sich das Kennzeichen ihres Autos notiert und bittet Marten Unruh, Pia Korittkis Kollegen, der mit dem Fall betraut ist, den Fahrzeughalter feststellen zu lassen, die Frau ausfindig zu machen und zu befragen. Unruh sagt ihm zu, den Fahrzeughalter zu ermitteln und bittet ihn, sich von der Frau fernzuhalten, falls er sie noch einmal trifft, und eine Befragung der Polizei zu überlassen.

Pia und ihr Kollege überprüfen in der Folgezeit das Alibi von Franziska Dom. Auf dem Rückweg kommt Pia schließlich die Idee, dass die beiden Morde zusammenhängen könnten, zum Beispiel, weil in beiden Fällen ungewöhnliche Waffen, ein Armeerevolver aus dem ersten Weltkrieg und ein Stilett aus alter Zeit, verwendet wurden. Außerdem wurden beide Morde innerhalb von nur sechs Wochen in dem begrenzten Gebiet der Lübecker Altstadt begangen.

In der nächsten Zeit stellt Pia Korittki fest, dass die Taten in der Nacht von Freitag auf Samstag begangen wurden und es noch einen dritten Todesfall gibt, der zu dieser Zeit geschah, nämlich einen Selbstmord. Der Ex-Barkeeper der Cubango- Bar, in der Franziska Dom die Zeit verbracht hat, in welcher ihre Chefin getötet wurde, hat sich angeblich am Samstagmorgen um halb zwei selbst von einem Parkhaus gestürzt. War das ebenfalls Mord?

Pia forscht weiter. Endlich entdeckt sie den Fall eines Karlheinz Wörnsen, der in einer Nacht von Freitag auf Samstag im Juni angeblich an einem Herzanfall gestorben ist. Dessen Neffe Sebastian Noske hat alles geerbt und sofort zu Geld gemacht. Handelt es sich auch hier um Mord? Haben der oder die Mörder tatsächlich von Mai bis September alle sechs Wochen in einer Nacht von Freitag auf Samstag zugeschlagen?

Pia Korittki hat bisher nur eine Theorie und keinerlei Beweise. Aber sie ermittelt weiter …

Eva Almstädt konstruiert in ihrem Roman eine sehr komplexe Mordgeschichte, der die Heldin Pia Korittki erst nach und nach richtig auf die Spur kommt, und zwar auch mit ein bisschen Glück.

Die Kommissarin, die aus einem großen Team von Ermittlern hervorsticht und sich zunächst gegen starke männliche Dominanz in der Mordkommission durchsetzen muss, ist dabei nicht nur toughe Polizistin, sondern durchaus ein Mensch mit Gefühlen. Sie ist als junge, freche, aber auch empfindsame, zur Liebe fähige Frau beschrieben, die trotz mancher Rückschläge nicht aufgibt und sich in einer Männerdomäne durchsetzt. Ihre Liebesgeschichten sind allerdings – zumindest in diesem Roman – nicht vom Glück gesegnet, und sie hat den Sinn ihres Daseins, so legt es der Schluss der Geschichte nahe, noch nicht ganz durchdacht, obwohl sie in ihrem Job aufzugehen scheint.

Gegenüber der starken Betonung ihrer Person bleiben die übrigen Charaktere der Geschichte zwangsläufig ein wenig blasser. So werden sowohl die Täter, Opfer und Zeugen, als auch die Kollegen von der Polizei nicht so ausführlich gezeichnet, wie die Hauptperson selbst. Dies lässt die Story jedoch nicht weniger kompakt und stimmig erscheinen, sodass dieser Fakt kein wirkliches Problem darstellt.

Grundsätzlich ist die Handlung sehr dynamisch und spritzig dargestellt, die Charaktere sind meist jung und sehr unterschiedlich, und mir fällt im Zusammenhang mit dieser Geschichte vor allem das Wort jugendlich ein.

Fazit:
Die Autorin beschreibt einen sehr komplexen Fall und seine Meisterin und lässt den Leser durchaus auch in die Abgründe der menschlichen Psyche blicken. Das Ganze kommt sehr jugendlich- spritzig daher, und die Heldin der Geschichte, selbst sehr jung, ist charmant und liebenswert, obwohl sie als Polizistin oft sehr hart und stark sein muss.

Alles in allem ist Eva Almstädt hier eine spannende und interessante Story gelungen, die ich dem Leser empfehlen möchte, auch wenn am Ende noch ein oder zwei kleine Fragen ungelöst bleiben, vielleicht das einzige kleine Manko des Buches.

Die Autorin

Eva Almstädt wurde im November 1965 in Hamburg geboren. Sie absolvierte eine handwerkliche Ausbildung zur Raumausstatterin, unter anderem bei der Studio Hamburg GmbH, einer Produktionsstätte des Fernsehens und studierte dann Innenarchitektur in Hannover. Im Anschluss arbeitete sie fünf Jahre in einem Möbelhaus.

Seit 2001 ist sie als Schriftstellerin tätig. Sie schuf die erfolgreiche Krimiserie um die Lübecker Ermittlerin Pia Korittki und ist Mitglied bei zwei Kriminalschriftsteller-Vereinigungen, den Mörderischen Schwestern und dem Syndikat.

Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Schleswig-Holstein.

Quellen:

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung der Bastei Lübbe AG.
  • Foto der Autorin. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung der Bastei Lübbe AG.

(ww)