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Captain Concho – Band 33

Bill Murphy
Captain Concho – Der Rebell aus Texas
Band 33
Ein verdammt bitterer Sieg

Western, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,70 €, Neuauflage, Titelbild von Ertrugrul Edirne / Becker-Illustrators

Kurzinhalt:
Der tollkühne Coup ist gelungen! Captain Concho und seine verwegenen Reiter haben das Gold der Yankees erbeutet. Doch damit ist noch gar nichts gewonnen. Der Feind macht erbarmungslos Jagd auf sie. Und Colonel Cheyenne, der Verräter, kennt ihre Position und verkauft sein Wissen an die Yankees. Das unsichtbare Netz des Todes zieht sich immer mehr um Captain Concho und seine Männer zusammen. Bis Finnewacker und Forscreek, die Unerschrockenen, mal wieder Furage beschaffen sollen und dabei auf den verräterischen Colonel stoßen …

Leseprobe:

Der schwer beladene Murphy-Frachtwagen war im Sand stecken geblieben. Alle fassten mit an, selbst Captain Concho und Sheila Elder, die hübsche Spionin, die Captain Conchos Geliebte war.

Der Wagen rührte sich keinen Zoll. Auch nicht mit Hauruck und Peitschenknallen, mit dem die Gespanntiere angetrieben wurden. Captain Concho trat zurück und nahm den Hut ab.

»So wird das nichts, Männer!«, sagte er, während er sich den Schweiß von der Stirn wischte.

Alle wandten sich um und schauten auf ihn, sodass nur er die Reiter auf dem Höhenzug im Westen sah.

»Verdammt!«, entfuhr es ihm.

Die Männer ruckten herum und verharrten.

»Indianer!«, rief Lieutenant Benson. »Finnewacker – an die Union Gun und mal einen Feuerstoß da rüber, damit die Kerle wissen, dass sie den Hintern aufgerissen kriegen, wenn sie uns angreifen.«

Finnewacker stürzte an die Union Repeating Gun, und Silver, sein Ladeschütze, rannte hinter ihm her.

Immer mehr Rote tauchten da oben auf. Etwa vierzig berittene Krieger waren es inzwischen. Die Entfernung betrug eine knappe halbe Meile.

»Nein, Finnewacker! Halt!«, rief Captain Concho, als der Corporal die Visiereinrichtung des Schnellfeuergeschützes hochklappte und die Waffe auf die Anhöhe einschwenkte. »Nicht schießen, Finnewacker!«

Die Männer musterten den Captain.

»Aber Sam!«, rief der lange Lieutenant. »Wenn die angreifen, kommen wir nicht mehr weg.«

Captain Concho beobachtete die Roten aus schmalen Augenschlitzen.»Deren Feinde sind die Blauen! Rote und Yankee-Kavallerie haben ein Verhältnis wie Feuer und Wasser. Diese Uniform tragen wir doch nicht. Warten wir mal ab!«

»Glaubst du, das sind Apachen?«, fragte Benson heiser.

Mit Apachen hatten sie vor Wochen gute Erfahrung gemacht. Wenn auch Hunderte von Meilen weiter im Süden.

Captain Concho trat an sein Pferd und nahm den Feldstecher zur Hand, den er ans Sattelhorn gehängt hatte.

Aber auch durch das Glas konnte er nicht erkennen, von welchem Stamm die Krieger waren. Benson kam zu ihm, und er reichte ihm das Glas. Doch auch Benson schüttelte den Kopf.

»Es werden immer mehr«, sagte er. »Das kann nur uns gelten.«

Der Lieutenant hatte recht. Weitere Rudel kamen den Hinterhang emporgeritten und reihten sich in die lange Kette der Krieger ein. Hundert Rote waren es wohl inzwischen.

»Lasst die Männer an die Gewehre treten!«, drängte Benson.

»Zum Teufel, wir müssen den Wagen flottkriegen!«, versetzte Captain Concho. »Hunter, den Viererzug eures Wagens davor, und dann fassen wir alle noch einmal mit an.«

Die Männer bewegten sich. Sechs Mann folgten Hunter und waren ihm behilflich, den Viererzug des zweiten Frachtwagens auszuschirren.

»Was glaubst du, weshalb die sich da oben versammeln?«, fragte der lange Lieutenant verärgert.

»Finnewacker! Wenn sie kommen, dann zeig ihnen, was Sache ist«, rief Captain Concho. »Nein, Ben! Wir sollten keine kriegerische Pose einnehmen, nur weil sie Rote sind und dort oben stehen. Wir fahren ohnehin nicht in diese Richtung weiter. Hier kommen wir nicht durch. Wir kehren um. Die wollen vielleicht verhindern, dass wir ihr Revier betreten. Also weshalb sollen wir uns mit ihnen wegen etwas anlegen, das wir ohnehin nicht vorhaben?«

Hunter führte das Gespann nach vorn, und die Männer traten an den Wagen. Doch auch mit acht Pferden schafften es die vierzehn Männer nicht, den Wagen aus dem Sandfeld zu bringen.

»Abladen!«, befahl Captain Concho und trat vom Wagen weg. »Es hilft alles nichts. Runter mit dem Gold!«

Captain Concho und seine Reiter transportierten zwei Frachtwagen voller Gold nach Süden. Sie hatten die Wagen den Yankees nördlich von Sacramento abgenommen und es auf dem langen Weg nach Südkalifornien gegen eine zweihundert Mann starke Bande von Freischärlern verteidigt. Blutig hatten sie die Angriffe der Freischärler abgeschlagen, mit deren Hilfe ihnen Colonel Cheyenne das Gold hatte abjagen wollen.

Die Yankees waren ihnen nun auf den Fersen. Ein ganzes Regiment, wie sie von den Einwohnern in Santa Rita erfahren hatten. Aber das Regiment befand sich wahrscheinlich schon südlich von San Bernardino.

Captain Concho und die Männer waren sich von Anfang an darüber im Klaren gewesen, dass die Yankees ihnen das Gold nicht so einfach überlassen, sondern sie mit allem jagen würden, was in Kalifornien verfügbar war.

Die Männer luden den Wagen ab. Die Roten rührten sich nicht. Über hundert Krieger standen dort oben in langen Reihen auf dem karstigen Höhenrücken und sahen dem Treiben der Weißen zu.

Nachdem der Wagen völlig entladen war, gelang es mithilfe beider Viererzüge, den Murphy in einem weiten Bogen auf festeren Boden zu ziehen.

Das Beladen war eine mächtige Plackerei. Durch den tiefen Sand mussten die Männer die schweren, mit Gold gefüllten Kisten und Säcke zum Wagen tragen. Erbarmungslos brannte die Sonne vom Himmel. Nicht der geringste Luftzug brachte den Männern Kühlung.

Sie verloren viel Zeit. Die Sonne stand bereits im Zenit, als die Männer die letzten Kisten durch den Sand zum Wagen trugen.

Hunter hatte sein Vierergespann wieder vor den zweiten Wagen geschirrt.

Von der Schufterei waren als Einzige Finnewacker und Silver verschont geblieben, die an der Union Repeating Gun standen und die Krieger nicht aus den Augen ließen. Selbst Sheila hatte mit zugepackt.

Aber unter der brennenden Sonne waren auch Finnewacker und Silver in Schweiß geraten.

»Fertigmachen zum Abmarsch!«, rief Benson, und ging zu Captain Concho, der an die Union Gun getreten war und die Roten beobachtete.

»Die würden uns bestimmt nicht durchlassen«, meinte Captain Concho und wies auf die roten Krieger.

»Wenigstens mal ein Kampf, um den wir herumkommen«, erwiderte der lange Lieutenant.

»Wir fahren drei Meilen zurück und schwenken nach Süden ein«, ordnete Captain Concho an.

»Die Wagen sind so schwer beladen, Sam, dass wir mit ihnen nirgendwo durch die Wüste kommen«, meinte der lange Lieutenant. »Ich befürchte, die Yankees wissen das und sind aus diesem Grunde so stur und schnell nach Süden geritten. Die warten auf uns im Grenzgebiet. Und zwar, weil uns gar kein anderer Weg bleibt. Wir sollten . .

»Ums Kap Horn segeln!«, unterbrach ihn Captain Concho spöttelnd. Es war Bensons Idee, zum Pazifik zu ziehen und dort ein Schiff zu chartern. Wie besessen war er davon, und er ließ und ließ nicht locker.

»Ja!«, stieß Benson knirschend hervor.

»Noch bleibt uns dieser Weg! Fahrt mal los. Ich warte hier an der Union Gun. Wir kommen nach.«

Benson verzog das Gesicht. »Du traust den Roten also doch nicht!«

»Mit so viel Gold im Tornister ist es ratsam, gegen jedermann misstrauisch zu sein.«

Benson schritt zu seinem Pferd. »Anfahren!«, rief er mit dröhnender Stimme.

Die schweren Frachtwagen ruckten an.

Captain Concho schaute durch den Feldstecher. Finnewacker krallte die Faust um die Feuerkurbel des Schnellfeuergewehrs. Silver hielt ein Magazin zum Nachladen bereit.

Die Roten rührten sich nicht.

Captain Concho wartete, bis sich die Wagen eine halbe Meile entfernt hatten. Dann trat er an sein Pferd. »Aufprotzen!«

Finnewacker hakte das Drehgestell ein und hängte mit Silver die Lafette auf die Protze. Beide saßen auf, und Finnewacker brachte das Gespann in Gang, wendete fast auf der Stelle und jagte den Wagen nach.

Captain Concho stieg in den Sattel, schaute zu den Roten und hob grüßend die Hand. Mit einem Sporenschlag brachte er den Braunen in Galopp.

Erst als er die Union Repeating Gun eingeholt hatte, schaute er zurück.

Die Krieger waren verschwunden. Staub kräuselte über der kahlen Höhe in der Luft.

(wb)