Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Captain Concho – Band 29

Bill Murphy
Captain Concho – Der Rebell aus Texas
Band 29
Die Rache des Generals

Western, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,70 €, Neuauflage, Titelbild von Ertrugrul Edirne / Becker-Illustrators

Kurzinhalt:
General Patterson hasst Captain Concho, der aufgedeckt hat, dass die Tochter des Generals die Kriegskasse von Fort Yuma gestohlen hat. Patterson ersinnt einen teuflischen Plan. Sam Concho und seine Männer erhalten den Befehl: bewaffnete Aufklärung im Gebiet von San Bernardino, in jener Region, in der General Patterson zwei Ortschaften dem Erdboden gleichgemacht hat. Patterson ist überzeugt davon, dass Concho bei diesem Himmelfahrtskommando dem Feind in die Hände fällt und für die Gräueltaten büßen muss, die er, der General, begangen hat …

Leseprobe:

Der Wachoffizier von Fort Yuma schritt auf Captain Concho zu, schlug die Sporen aneinander und salutierte schneidig. »Ich habe den Befehl, Sie bei Ihrer Ankunft sofort in Arrest zu nehmen, Captain.«

Concho fiel seinem Braunen in die Zügel und sah sich nach Lieutenant Benson um, der mit den Männern ebenfalls hielt.

Der lange Lieutenant griente schlaff. Genau das hatten sie beide bei ihrer Ankunft in Fort Yuma erwartet.

Captain Concho stieg vom Pferd. Benson kam nach vorn geritten und ließ sich von ihm die Zügel geben.

Der Wachoffizier sah suchend an der Abteilung entlang. »Habt ihr nicht einen Kriegsgefangenen dabei?«, wandte er sich an Benson.

»Der Kerl ist uns von der Fahne gegangen«, sagte Captain Concho.

»Was ist denn vorgefallen?«, fragte der Wachoffizier vertraulich.

»Das ist eine verdammt lange Geschichte«, erwiderte Concho.

»Lieutenant!«, rief der Wachoffizier. »Sie können mit der Abteilung passieren. Ihnen und den Männern ist der Barackenblock B zugewiesen.«

»Was?« Benson stemmte die rechte Faust in die Hüfte. »Kriege ich meine alte Bude nicht wieder?«

»Alles Block B!«, erwiderte der Wachoffizier. »Befehl vom Commander.«

Benson ritt an, Captain Conchos Pferd am Zügel. Die Männer folgten in Doppelreihe, die Blicke auf den Captain gerichtet.

Concho lächelte. »Lasst euch mal keine grauen Haare wachsen.«

«Das Tor schließen!«, rief der Wachoffizier.

Männer schoben auf seinen Wink hin beide schweren hölzernen Flügel zu.

»Ihren … Wo haben Sie denn Ihren Säbel?« Der Wachoffizier musterte Captain Concho verwundert.

»In Mexiko gelassen!« Sam Concho kannte die Vorschriften und band das Koppel mit der Revolvertasche ab und händigte es dem Wachoffizier aus.

»Ich muss Sie im Arrestblock einschließen. Tut mir leid, Captain«, sagte der Wachoffizier und warf einem seiner Leute das Koppel zu.

Seite an Seite schritten sie durch das Fort zum Arrestblock hinüber.

»Seit wann befindet sich General Patterson im Fort?«, wollte Captain Concho wissen.

»Er ist vorgestern mit seiner Tochter hier eingetroffen. Mit einem Farmerwagen. Man munkelt von Gehorsamsverweigerung, Captain. Ist da etwas dran?«

»In der Richtung liegt es«, antwortete Captain Concho knapp.

Im Arrestblock war schon alles vorbereitet. Posten waren aufgezogen, die stramm salutierten. Der Wachoffizier schloss Captain Concho in eine Zelle.

Concho nahm den Hut ab, warf ihn ans Ende der Pritsche und ließ sich darauf nieder. Er rechnete damit, zum Rapport zu General Patterson befohlen zu werden. Aber nichts desgleichen geschah.

Gegen Abend brachte eine Ordonnanz die Mahlzeit. Captain Concho wollte sofort beginnen. Doch als die Ordonnanz die Zelle verließ, stand auf einmal Captain Maledon in der Tür.

Auf einen Stock gestützt betrat der Chef der ersten Schwadron von Fort Yuma stark hinkend die Zelle. Sein rechter Arm fehlte, und er wirkte krank und elend.

Er war bei dem Gefecht an der Brücke im Norden verwundet worden.1 Captain Concho hatte ihn, als er unter der Führung des Generals mit seinen Männern das Fort verließ, kurz zuvor noch im Lazarett besucht. Aber er hatte keine Ahnung davon gehabt, dass Maledon dermaßen zugerichtet worden war.

Er spürte ein Würgen im Hals, als er den Kameraden erblickte, und stand auf. »Maledon!«

Maledon hinkte in die Zelle, nahm auf der Pritsche Platz, lehnte den Stock gegen das Gitter und reichte Captain Concho die Hand. »Für mich ist der Krieg zu Ende, Sam! Ich scheide aus der Armee aus. Ein Krüppel macht sich nicht in der Uniform. Die Schwadron habe ich schon abgegeben. Aber setz dich! Ich bin gekommen, um mich mit dir über deine Geschichte zu unterhalten. Meine Leute schieben hier Dienst. Meine ehemaligen Leute! Weshalb bist du denn völlig isoliert, Menschenskind?«

»Wie geht es dir denn?« Captain Concho war erschüttert.

»Mir geht es prächtig. Ich habe nie gewusst, wie schwer so ein Arm ist.« Er zuckte mit der rechten Schulter. »Richtig leicht! – Weshalb will dir der Alte einen Strick drehen, Sam?«

»Befehlsverweigerung!«, sagte Captain Concho. »Nachdem seine Tochter mit dem Kriegsgefangenen hier ausgerückt war, hatten die beiden ja einen ganz schönen Vorsprung.«

Maledon lachte. »Seine Tochter mit dem Kriegsgefangenen!«

»Na klar! Sie hat den Kerl doch hier aus der Zelle geholt und ihn im Kutschwagen des Alten durch das Tor geschmuggelt. Und Sie hat auch die Kriegskasse geklaut. Der Kriegsgefangene wäre an die Geldkassette doch gar nicht herangekommen.«2

Maledon pfiff leise durch die Zähne. »Da brauchst du eigentlich kaum noch etwas zu sagen.«

»In einem Nest in Mexiko haben wir die Spuren der beiden gefunden. Hinter der Bodega stand der Kutschwagen. Die Polster aufgeschlitzt. Von Linda und ihrem Geliebten keine Spur. Es war uns klar, dass die beiden überfallen und ausgeraubt wurden. Aber in dem Dorf fanden wir nur zwei alte Weiber. Und die wussten natürlich nichts. Da wollte der General schon mal das Dorf niedermachen lassen.«

Maledon furchte die Brauen.

»Nicht mit mir und meinen Leuten, für die ich verantwortlich bin!«, fuhr Captain Concho fort. »Ich lasse doch nicht zu, dass mir jemand diese anständigen Kerle zu Verbrechern und Mördern macht.«

Captain Maledon starrte vor sich hin. »Wie in Brawley und Calexico. Aber da hat sich Patterson durchgesetzt.«

»Wir fanden einen Mexikaner, der uns zu den Bandoleros führen wollte. Aber um es kurz zu machen: Wir haben seine Tochter und den Kriegsgefangenen gefunden und befreit, und da wollte Patterson, dass wir den Yankee an die Wand stellen und umlegen.«

»Das hast du nicht gemacht?«

»Jeder Kriegsgefangene hat das Recht auszubrechen!«, sagte Captain Concho. »Alle meine Leute wussten es von Linda selbst, dass sie die Kriegskasse hier aus dem Fort entwendete.

Patterson wollte mich übergehen und meinen Männern befehlen, die Exekution durchzuführen. Doch ich habe Benson und allen anderen die Weisung erteilt, ihm nicht zu gehorchen. Dann sind wir mit dem Yankee losmarschiert. Patterson hat sich in der Nacht mit seiner Tochter abgesetzt, um vor uns hier zu sein. Uns hatten die Banditen die Pferde weggetrieben. Die Tiere haben wir uns auf dem Rückmarsch wiedergeholt. Und dabei fiel uns auch die Kassette mit dem Geld in die Hände.«

»Und wo ist der Yankee?«

»Den habe ich gestern Abend laufen lassen! Offiziell ist er uns selbstverständlich stiften gegangen.«

Maledon lachte und klopfte Captain Concho auf den Schenkel. »Du bist ein Hund.«

»General Patterson hätte den armen Kerl doch bei unserer Ankunft heute Mittag sofort an die Wand stellen lassen, nur um zu vertuschen, dass seine Tochter das Geld geklaut hat. Soll ich da zusehen oder mitmachen? Einem Verfahren sehe ich da ganz gelassen entgegen.«

»Es wird kein Verfahren geben, Sam!«

Captain Conchos Augen verengten sich.

»Der Bastard schickt dich und deine Männer dafür in die Hölle!«, sagte Maledon ernst. »Deshalb bin ich hergekommen. Patterson wird euch nach Kalifornien schicken. Direkt in den Rachen der Yankees hinein. Ich rate dir, reite nicht nach Kalifornien. Widersetz dich diesem Bastard. Sieh zu, dass du mit deinen Männern General Beauregard erreichst. Er ist doch ein verständiger Mann. Trag ihm die Sache vor.«

»Wo steht denn Beauregard? Und was ist mit den Yankee-Regimentern, auf die wir hier gewartet haben? Wird die Brücke noch gehalten?«

»Die Brücke im Norden haben wir noch. Aber die Regimenter sind weiter im Norden durch den Colorado, und kein Schwanz hat sie mehr gesehen. Um uns hier kümmert sich der Yankee gar nicht.«

Maledon griff nach seinem Stock. Captain Concho sprang auf, um ihm behilflich zu sein.

»Lass nur, Sam! Es geht schon. Man lernt verdammt schnell, wie man sich als Krüppel bewegen muss.«

Er erhob sich. Captain Concho betrachtete ihn betroffen. Er wollte ihm etwas sagen, um ihn zu trösten. Aber ihm fiel nicht ein, was er dem so schwer verletzten Offizierskameraden hätte sagen können. Es verschlug ihm regelrecht die Sprache.

»Ich hau mal lieber wieder ab!«, sagte Maledon, wollte ihm die Hand geben, aber das ging ja im Stehen nicht mehr. So wandte er sich ab und hinkte zur Tür, die offenstand. »Dein Essen wird kalt, Sam, und meine Leute, meine ehemaligen Leute, kriegen sonst noch einen drauf. Du stehst unter strengster Isolierung. Jedem ist die Unterhaltung mit dir untersagt. Deine Männer sind übrigens im Block B eingeschlossen. Die dürfen nicht raus, und keiner darf zu denen rein.«

Maledon humpelte hinaus.

»Wir sehen uns noch, Sam!«

»Lass es dir gut gehen!«, krächzte Captain Concho. Er hätte um ein Haar geweint, so leidtat ihm dieser Kerl.

Er schloss die Augen und ballte die Hände zu Fäusten. »Dieser verdammte Scheißkrieg!«, stieß er hervor.

Wie klein war doch sein Kummer!

(wb)

Show 2 footnotes

  1. siehe Captain Concho 27
  2. siehe Captain Concho 28