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Westernkurier 04/2014

Charles Goodnight and the real Lonesome Dove

Auf ein Wort, Ranger,
was weißt du über das wahre Lonesome Dove?

1836 in Illinois geboren, zog Charles Goodnight mit seinem Stiefvater und seiner Familie einige Jahre später nach Texas. Goodnight arbeitete als Cowboy und wechselte 1857 zu den Texas-Ranchern, wo er gegen Banditen und Comanchen kämpfte. Unter anderem führte er die Posse in das Camp, wo Cynthia Ann Parker mit ihrem Ehemann Nocona lebte. Er kämpfte nicht nur gegen die Comanchen, er versuchte auch einen Weg zu finden, um zwischen Weißen und Indianern zu vermitteln. Jahre später bemühte er sich um einen Friedensvertrag mit Cynthias Sohn, Quanah Parker. Während des Bürgerkrieges kämpfte er auf der Seite der Konföderierten.

Manche Quellen behaupten, er habe den Damensattel für seine Frau Mary Ann Dyer erfunden, die er 1870 heiratete. Goodnight mag den Sattel verbessert haben, doch erfunden wurde der Damensattel bereits viel früher.

Goodnight war ein Ruheloser, immer getrieben, etwas Neues anzupacken. Er lieh sich Geld, arbeitete als Banker, war Trailboss und Rancher. Er war von sich und dem was er tat, überzeugt. Im südlichen Texas Panhandle gründete er die JA Ranch im Palo Duro Canyon. Während seiner Zeit als Viehzüchter kreuzte er Rinder mit Bisons. Er war ein geachteter Mann, der von vielen verehrt wurde, spendete Geld, um eine Methodisten Kirche und eine Grundschule zu errichten. Die Investition in eine mexikanische Silbermine erwies sich als schlecht, da die mexikanische Regierung die Mine verstaatlichte und keine Gewinne an Privatpersonen auszahlte. Durch diese Fehlinvestition verlor er ein beachtliches Vermögen.

1919 verkaufte er seine Ranch mit dem Zugeständnis, dass er und seine Frau bis zu ihrem Tode dort leben durften. Nach dem Tod seiner Frau Mary 1926 erkrankte er und wurde von der Krankenschwester Corinne Goodnight gesund gepflegt, die zufällig denselben Nachnamen trug. Nach seiner Genesung heiratet er die 26-Jährige am 5. März 1927 an seinem 91. Geburtstag. Er starb im Dezember 1929 in Phoenix, Arizona und ist auf dem Goodnight Friedhof nahe Amarillo neben seiner ersten Frau bestattet.

Doch nun zu Lonesome Dove, dem Film der nach dem gleichnamigen Roman von Larry McMurtry gedreht wurde. Der Roman basiert auf Aufzeichnungen des Goodnight-Loving-Trails und wurde 1985 veröffentlicht, für den McMurtry den Pulitzerpreis erhielt. Der Film ist absolut sehenswert, mit Robert Duvall und Tommy Lee Jones in den Hauptrollen.

The real Lonesome Dove

Goodnights Aufzeichnungen über den Trail geben ein eindrucksvolles Bild darüber, wie es wirklich war. Ebenso sind Wilsons Notizen über den Kampf mit den Comanchen am Pecos River erhalten.

Während des Bürgerkrieges wurden Rancher und Cowboys eingezogen, die Rinder vermehrten sich zu Millionen. Die herrenlosen, ungebrannten Tiere benannte man nach dem Rancher Samuel Maverick, der seine Rinder nicht brandmarkte. Texas war arm an Geld, doch reich an besitzlosen, ungebrannten Rindern.

Goodnight freundete sich mit dem älteren Viehzüchter und Viehtreiber Oliver Loving an. Beide erkannten die große Chance, mit den herrenlosen Texas Longhorns gutes Geld zu machen. Sie beschlossen, die Rinder von Fort Belknap, Texas auf einem Teil der Butterfield Overland Mail, entlang des Pecos River bis nach Fort Sumner, New Mexiko zu treiben, wo der Fleischbedarf der Armee groß war.

Für diesen langen Trail, der, wenn alles gut gehen sollte, ungefähr 6 Wochen dauern würde, kaufte Goodnight einen ausrangierten Armeewagen und rüstet ihn auf. Vorratswagen gab es schon früher, doch der Chuckwagon in dieser Art ist auf Goodnight zurückzuführen. Chuck war zu jener Zeit ein umgangssprachlicher Begriff für Nahrung. Im Inneren des Wagens wurden Hufeisen, Werkzeuge, Medikamente und Munition transportiert. Auf der Rückseite war die Chuckbox montiert, in der Küchenutensilien und Lebensmittel aufbewahrt waren. Die Heckklappe war ausgeklappt auf zwei Beinen der ridingdesk, auf welchem die Speisen zubereitet wurden. Eine Plane schützte die Ladung vor Witterung.

Im Juni 1867 machten sich Goodnight und Loving mit einem gut ausgerüsteten Chuckwagon, einem Koch und 17 Cowboys auf den Weg. Darunter der ehemalige schwarze Sklave Bose Ikard und Einarm Bill Wilson, der seinen Arm als Kind bei einem Unfall eingebüßt hatte.

Die 2000 Mavericks waren in Texas wertlos, doch in New Mexiko brachten sie 12.000 US Dollar ein. Auf einer Länge von zwei Meilen erstreckte sich die Herde, die den Leittieren folgte.

Im Gegensatz zu den meisten Filmen ging es auf einem Rindertrail sehr leise zu. Jedes Geräusch, wie das Spannen eines Revolverhahns oder Blitz und Donner konnte die Herde erschrecken und zu einer Stampede ausarten. Geschah das und man konnte die Herde nicht stoppen, ließ man sie laufen, bis sie irgendwann langsamer wurde.

Durchschnittlich schafften sie an die 15 Meilen pro Tag. In der ersten Woche verlangsamten Sommerstürme den Trail. Ende der Woche erreichten sie die Comancheria.

In der 2. Woche kam es zur 4. Stampede, bei der sie über 200 Rinder verloren. Um die Tiere des Nachts so ruhig wie möglich zu halten, ritten ständig zwei Cowboys singend die Herde ab. Der monotone Gesang sollte die Tiere von anderen Geräuschen ablenken. Geschlafen wurde nur wenige Stunden, mit den Stiefeln an den Füßen, um bei Bedarf in Sekundenschnelle auf den Beinen zu sein. Der Cowboylohn für die harte, schmutzige und ermüdende Arbeit war karg. 1 Dollar pro Tag plus eintönige Verpflegung. Den Männern war klar, dass sie jederzeit von Comanchen angegriffen werden konnten, die in diesem Teil von Texas beheimatet waren. Dass Angriffe bislang ausblieben, lag möglicherweise an der Größe des Trails.

In der 3. Woche erreichten sie die gefürchtete Llano Estacado. Eine 80 Meilen lange Einöde, in der es weder Bäume noch Büsche noch Wasser gab. Die Männer wussten, mehr als 5 Tage hielten die Rinder ohne Wasser nicht durch. Um der sengenden Sonne zu entgegen und so schnell wie möglich den Fluss zu erreichen, bewegte sich der Trail 3 volle Tage und Nächte vorwärts.

Sie waren bereits vier Wochen unterwegs, als sie den Pecos River erreichten. Sobald die Rinder das Wasser rochen, waren sie nicht mehr zu halten. Eine so große Herde über den Fluss zu treiben, war eine Herausforderung, in der spätestens jetzt jeder Grünschnabel zum Mann wurde. Die ersten Tiere mussten so schnell wie möglich den Fluss überqueren, um nicht von den nachfolgenden niedergetrampelt zu werden. Einen Fluss zu überqueren, bedeutete stets einen Verlust von vielen Tieren. Eine weitere Gefahr waren die Wassermokassinschlangen, die im Pecos zahlreich vorkamen. Sie gelten als sehr aggressiv und attackieren, wenn sie Bewegungen im Wasser wahrnehmen. Das Gift der Wassermokassin ist an sich nicht tödlich, doch durch die Infektion danach, kam es zu vielen Gliederamputationen und Todesfällen. Das wussten die Männer. Bisher hatten die Cowboys den Trail ohne größere Verletzungen überstanden. Auch die Flussüberquerung verlief ohne schwerwiegende Blessuren für die Cowboys. Danach konnten sich die erschöpften Männer endlich ausruhen.

In der ersten Nacht verließ Loving das Lager, um nach Fort Sumner zu reiten und den Beefcontract zu fixieren. Einarm Bill begleitete ihn. Um vor Indianerangriffen sicher zu sein, bat ihn Goodnight, nur nachts zu reiten. Loving hätte gut daran getan, die Bitte nicht zu ignorieren, denn sie wurden von Comanchen erblickt. Loving und Einarm Bill flüchteten vor der Übermacht, doch gegen die Reiter der Prärie hatten sie wenig Chancen. Sie schafften es, sich am Fluss zu verschanzen und sich stundenlang zu verteidigen. Bill war es mit nur einer Hand nicht möglich, gut zu zielen. Die Comanchen hatten den Vorteil in der Überzahl zu sein und sich in der Gegen gut auszukennen. Die Indianer änderten ihre Taktik und wollten verhandeln. Loving erhob sich. Da durchschlug ein Pfeil seinen Arm und traf ihn an der Seite. Loving und Wilson wussten, dass ihre Chancen zu überleben sehr gering waren. In der nächsten Nacht verließ Bill ihren Platz, um zu Fuß die Herde zu erreichen und Hilfe für den verletzten Loving zu holen. Bill glückte die Flucht durch den Fluss, ohne von dem Krieger gesehen zu werden, der Wache hielt. Nur mit seiner Long John und Hut bekleidet, machte er sich auf den langen Rückweg zur Herde. Drei Tage lang schleppte er sich barfuß und ohne Wasser den Weg zurück. In der letzten Nacht folgten ihm Wölfe. Er sah keine Möglichkeit, sich schlafen zu legen, ohne von den Wölfen angegriffen zu werden. So kämpfte er sich durch die Nacht, bis die Wölfe im Morgengrauen von ihm abließen. Gegen Mittag schleppte er sich auf einen Hügel, in dem Wissen, dass die Herde hier vorbeikommen würde. Er wusste es, auch ohne Kompass. Mit wunden Füßen, am Ende seiner Kraft, ließ er sich nieder. Nach einer Weile wurde er von den Cowboys gefunden.

Goodnight ritt sofort zu der Stelle, die Bill beschrieben hatte, doch weder sah er Indianer noch seinen Freund. Da er dessen Leiche nicht fand, nahm er an, dass die Indianer den lebenden Loving mitgenommen hatten. Das kam dem Tod gleich. Er fühlte sich schuldig und wusste, Loving hätte gewollt, dass er die Herde wie geplant nach Fort Sumner trieb.

Groß war seine Überraschung, als er erfuhr, dass sich Loving schwer verletzt beim Arzt befand. Er hatte sich in dem Wissen, verletzt keine Chance gegen die Indianer zu haben, in den Pecos gestürzt und war von Mexikanern gefunden worden. Seine Wunden waren infiziert, besonders die an seinem Arm. Goodnight erkannte, dass nur eine Amputation ihn möglicherweise retten konnte. Der Arzt hatte dies bislang nicht gewagt.

Goodnight saß täglich am Bett seines Freundes und hoffte auf dessen Genesung. Doch die Amputation war zu spät vorgenommen worden, die Infektion zu weit fortgeschritten, sein Blut vergiftet. Als Loving erkannte, dass er sterben musste, bat er Goodnight um einen letzten Freundschaftsdienst. Er wollte in der Heimat begraben werden. Zwei Wochen nach der Amputation verstarb Loving. Goodnight balsamierte seine Leiche ein um ihn durch die Hitze 600 Meilen nach Weatherford, Texas transportieren zu können und bestattete ihn dort.

Quellen:

(Montana)

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