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Das Isis-Tor

Die Archäologin Sonja Morhardt übernimmt in Tell el-Amarna die Leitung einer Ausgrabung. Kaum in Ägypten eingetroffen erfährt sie, dass ihr Lebensgefährte ein Verhältnis mit einer seiner Studentinnen hat. Nahezu zeitgleich lernt sie den Physiker Jonas Steffens kennen, der sie überredet, mit ihm nach einem Isis-Tor, einer Möglichkeit durch die Zeit zu reisen, zu suchen. Sonja und Jonas finden ein Isis-Tor und reisen gemeinsam in das alte Ägypten zurzeit des Pharaos Echnaton. Hier müssen sie es mit einem heimtückischen Polizeihauptmann aufnehmen, den Gott Seth selbst besiegen und schließlich ihre Liebe zueinanderfinden, um endlich den Weg zurück in ihre Zeit antreten zu können. Nebenbei lösen sie dabei noch das Geheimnis, warum bislang keine Mumie der Nofretete gefunden wurde, und wohl auch nie gefunden werden wird.

Der Stil, in dem diese Geschichte erzählt wird, erinnert in seiner etwas naiven Art stark an einen Kinder- oder Jugendroman. Ähnlich naiv und teilweise auch unnatürlich wirken leider auch die Dialoge. Die Charaktere wirken unausgegoren und unfertig. Gerade die als starke Frau konzipierte Sonja Morhardt scheint in einigen Situationen viel zu schnell bereit zu sein, ihre Lebensleitlinien über Bord zu werfen. So wirken gerade die beiden Hauptfiguren, die von ihrer Hintergrundgeschichte eigentlich viel Potenzial hätten, teilweise unglaubwürdig und eben unfertig. Und so muss man letztlich festhalten, dass die Darstellung Sonjas als starke Frau teilweise misslingt. Für einen Ansatz als »tragische Heldin«, die eher in die Geschichte hineinschlittert, als dass sie die Situation wirklich sucht, ist der ganze Background und auch die Position der Figur jedoch zu stark auf das »Starke-Frau-Image« ausgelegt. Leider geht somit ein Stück weit die Identifikationsmöglichkeit des Lesers mit den Figuren verloren.

Letztlich ist noch zu erwähnen, dass der Teil der Geschichte, der in der Vergangenheit spielt, nur eher mäßig das Flair eines historischen Romans entwickeln kann. Das alte Ägypten ist, wie unzählige historische Romane über diese Epoche belegen, eine Zeit voller Exotik, Mystik und Atmosphäre gewesen. Doch auch hier springt der Funke leider nicht auf den Leser über. Ein Grund dafür könnte sein, dass die Charaktere, die aus dieser Zeit stammen und in der Geschichte eine Rolle spielen, zu sehr den Menschen aus dem Heute angeglichen scheinen, was Ausdrucksweise, Denken und Handeln betrifft. Dazu kommen Löcher in der Story, die jedem Kenner der historischen Materie schnell ins Auge fallen und Ungereimtheiten, die ebenso schwerlich zu übersehen sind. Und so ist es am Ende einzig die Liebesgeschichte der betrogenen Sonja Morhardt, die im Laufe der Geschichte die Liebe ihres Lebens findet, die das Buch ein wenig zu retten vermag.

Das Cover zeigt eine Isis-Abbildung und ist stilvoll gestaltet. Interessant ist das am Ende eingefügte Glossar. Vor allem dem Leser, der noch nicht in irgendeiner Form mit Literatur über das alte Ägypten in Kontakt gekommen ist, wird hier eine hilfreiche Erklärung der wichtigsten Begriffe an die Hand gegeben. Auch die Namensliste am Anfang des Buches ist eine gute Idee und hilft dem Leser auch mit Namen, die aufgrund ihrer Fremdartigkeit nicht so vertraut erscheinen mögen, schneller etwas anfangen zu können.

Fazit:
Wieder einmal ein Roman, der versucht, Fantasy-Elemente mit denen eines historischen Romans zu vereinen. Leider ist es hier weitgehend bei dem Versuch geblieben. Wenig Flair und Atmosphäre und Schwächen in der Charaktergestaltung schmälern das Lesevergnügen erheblich. Wer jedoch einfach eine Liebesgeschichte lesen möchte, ohne lange über Hintergründe nachzudenken, wird hier durchaus zufrieden sein können.

Copyright © 2010 by John Poulsen

Marliese Arold
Das Isis-Tor
Hardcover, Fantasy
Piper Verlag München
Mai 2010
448 Seiten, 19,95 €
ISBN: 9783492701686