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Reni Dammrich

Das Weihnachtswunder

Das-WeihnachtswunderDas Weihnachtswunder

Wir schreiben das Jahr 1418. Auf dem Feld vor der kleinen Kapelle liegt Schnee. Gern möchte ich ihn mit beiden Händen fassen, in die Luft werfen, jauchzen und dazu tanzen, wie es die jungen Leute im Dorf tun.

Doch ich kann es nicht. Ein Fluch hält mich gefangen. Also ziehe ich mich wieder ins Gebälk des kleinen Heiligtums zurück und warte auf Erlösung. Seit 200 langen Jahren.

Nein, ich habe nicht gesündigt. Man tat es mir an, weil ich menschlich war. Menschlich inmitten der Gräueltaten der Schlacht. Wäre ich ein Sünder, dann böte mir auch diese Kapelle keinen Schutz. Sie triebe mich mit der Kraft des geweihten Kreuzes davon.

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Die Viecher sind schuld!

Die Sonne scheint mir ins Gesicht, überall ist friedliche Stille, kurz, ein Tag zum Wohlfühlen, wäre da nicht die komische Jacke mit den überlangen Ärmeln, in der ich stecke. Sie fragen, warum? Alles wegen der blöden Viecher!

Es begann damit, dass sich meine Frau einen blauen Nerz wünschte. Schon das Begehren allein verwunderte mich, aber, dass er auch noch blau sein sollte … Um sie zu überraschen, holte ich die Handwerker, als sie mit ihrer Freundin eine Woche im Urlaub war. Ich ließ einen riesigen Käfig bauen und mit allem ausstatten, was so ein Tierchen zum Wohlfühlen braucht. Es gab Baumstämme zum Herumturnen, Bademöglichkeiten und verschiedene Verstecke, je nach Laune des Nerzes. Schon das kostete mich ein kleines Vermögen. Dann ging ich auf Weiterlesen

Auto Tuning

Als Ben die Polizeisirenen in der Ferne hörte, löschte er das Licht und raste mit seinem Ferrari weiter. Er wusste nicht einmal, ob der Einsatz ihm galt, aber er hatte auch keine Ambitionen, sich wegen einer offenen Uraltrechnung schnappen zu lassen.

Die leicht abschüssige Straße führte auf ein Waldstück zu. Ben hoffte auf sein bisheriges Glück und darauf, dass ihm kein Tier vor das Auto lief. Das graue Asphaltband war zwischen den Bäumen kaum zu erkennen und Ben hielt sich, noch immer mit Tempo mindestens zweihundert, genau auf der vermuteten Straßenmitte. Ein paar Kilometer ging die Rechnung auch auf, dann tauchte, wie aus dem Nichts, etwas großes Dunkles genau vor ihm auf. Es knallte mörderisch, Blut spritzte über die Winschschutzscheibe und Ben hatte keine Ahnung, Weiterlesen

Der See der tausend Freuden

Der See der tausend Freuden

Der heiße Wind der Sahara wehte immer wieder Staubfahnen in die Luft, die das Atmen fast unerträglich machten. Husseins Pferd quälte sich mühsam durch den lockeren Sand. Es trug den fast leeren Wasserschlauch. Hussein zog den Zipfel seines Turbans fester, welcher ihm als Mundschutz diente. Immer wieder blieb er stehen, um die Gegend vor sich aufmerksam zu betrachten. Irgendwo musste der Felsen mit dem geheimen Eingang zum »See der tausend Freuden« ja stecken. Vorausgesetzt es gab ihn wirklich, wie die alten Schriftrollen behaupteten. Manchmal fragte er sich, welcher Teufel ihn geritten hatte, den gefahrvollen Weg allein anzutreten. Der Sturm, der stundenlang mit völlig entfesselter Gewalt wütete, machte nicht nur die Weiterreise für fast einen halben Tag unmöglich, er veränderte auch das Gesicht der Wüste bis zur Unkenntlichkeit. Hussein war sich nicht mehr so sicher, dass er sich auf dem richtigen Pfad befand. Er hätte schon längst den Löwenkopf, einen weißen Sandsteinfelsen, der seinem Namen alle Ehre machte, passieren müssen. Wieder hielt er kurz an, beschattete Weiterlesen

Rumpelstilzchen einmal anders

Rumpelstilzchen einmal anders
Stroh zu roter Seide spinnen

Dina hatte es nicht leicht mit ihrem Vater, dem Gastwirt zum Roten Hahn. Jedes Mal, wenn der einen über den Durst getrunken hatte, begann er mit Ausdauer Unsinn zu reden. Da wurde die nahe Mühle schon mal zu einem Ungeheuer oder in ihr passierten seltsame Dinge. Diesmal saß der ganze Schankraum voller fremder Männer. Dina eilte mit ihren Krügen flink von Tisch zu Tisch, um alle bestmöglich zufriedenzustellen. Denn die Kleidung der Herren ließ vermuten, dass sie eher im Schloss, als auf dem Marktplatz zuhause waren. Hin und wieder spendierte einer dem Wirt einen Krug Bier oder ein Glas Branntwein. Und dann passierte wieder genau das, was Dina schon zitternd erwartete – ihr Vater fing an, seine Lügengeschichten zu erfinden. Die Bauern aus der Nachtbarschaft suchten eilends das Weite, denn irgendwie roch es nach Ärger. Dina wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken. Eigentlich war es nur ihrer Schönheit und Anmut zu verdanken, dass überhaupt noch einer der jungen Weiterlesen

Rumpelstilzchen einmal anders

Rumpelstilzchen einmal anders
Stroh zu roter Seide spinnen

Dina hatte es nicht leicht mit ihrem Vater, dem Gastwirt zum »Roten Hahn«. Jedes Mal, wenn der einen über den Durst getrunken hatte, begann er mit Ausdauer Unsinn zu reden. Da wurde die nahe Mühle schon mal zu einem Ungeheuer oder in ihr passierten seltsame Dinge. Diesmal saß der ganze Schankraum voller fremder Männer. Dina eilte mit ihren Krügen flink von Tisch zu Tisch, um alle bestmöglich zufriedenzustellen. Denn die Kleidung der Herren ließ vermuten, dass sie eher im Schloss, als auf dem Marktplatz zuhause waren. Hin und wieder spendierte einer dem Wirt einen Krug Bier oder ein Glas Branntwein. Und dann passierte wieder genau das, was Dina schon zitternd erwartete – ihr Vater fing an, seine Lügengeschichten zu erfinden. Die Bauern aus der Nachtbarschaft suchten eilends das Weite, denn irgendwie roch es nach Ärger. Dina wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken. Eigentlich war es nur ihrer Schönheit und Anmut zu verdanken, dass überhaupt noch einer der jungen Männer aus dem Dorf Weiterlesen